Die Falsche Tote
doch eigentlich nicht, oder?«, fragte Henning.
»Meist schreiben die Benutzer auch ihren eigenen Namen dazu. Hier aber nicht. Der Chef, Valtersson oder so, glaubt deshalb, dass es keiner der Angestellten war.«
»Wer dann?«
»Jernberg selbst gibt diese Karte auch mal an seine aktuelle Freundin weiter. Das kommt anscheinend gelegentlich vor, das hat die Frau in Gamla Stan ja auch sofort vermutet.«
»Er kann natürlich auch beim Friseur dabei gewesen sein und später für seine Freundin bezahlt haben«, überlegte sich Sofi.
»Es sieht aber nicht wie seine Unterschrift aus. Eine sehr gleichmäßige Unterschrift übrigens.« Kjell drehte den Kopf nach hinten und sah Sofis Augen funkeln.
Henning stieg aus und ging zum Kofferraum. Er holte seine schwarze Lederjacke heraus und zog sie über sein weißes Hemd. Jetzt verließen auch Sofi und Kjell ihre Plätze. Henning drückte die Kofferraumklappe behutsam zu.
Sie überquerten die Straße und betraten den Weg, der zum Haus führte. Als sie sich bis auf fünf Meter genähert hatten, sprang die automatische Beleuchtung an. Sie verteilten sich an den Fenstern und leuchteten mit den Taschenlampen ins Innere. Henning wendete sich ab und lief über den raschelnden Rasen hinter das Haus.
»Nicht die Scheibe berühren!«, rief Kjell.
Es war aber schon zu spät. Sofi erstarrte in dem rotierenden Gelblichtschein. Die Alarmanlage war so laut, dass Kjell nur Pers Nummer anzurufen und sein Telefon in die Luft zu halten brauchte.
Henning kam zurück. »Sofi, oder?«
Kjell nickte und sah, wie in den Villen ringsherum die Lichter angingen. »Sofi, lauf zum Wagen und mach das Blaulicht an.« In dieser Gegend hatten die Leute einen Knüppel auf dem Nachttisch liegen.
Sofi war gerade im Dunkeln verschwunden, als Kjell die Transits ankommen hörte. Pers Classic Rock erschallte für die Dauer des Türöffnens auf der Straße. Spätestens jetzt würde der eine oder andere Nachbar nach dem Knüppel auf dem Nachttisch tasten. Doch niemand außer den Technikern ließ sich blicken. Die waren alle schon so lange dabei, dass keiner mehr etwas auf den Anblick gab, den er bot. Mit eingeknickten Knien trippelten sie auf dem Weg herbei. Jeder trug zwei Koffer.
»Sofi, oder?«, fragte Per im Vorbeitrippeln und fiel routiniert vor dem Türschloss auf die Knie. Seine Gefolgsleute lachten dreckig.
Per fluchte und begann, mit dem Schlosser zu diskutieren, was wegen des Alarms in großer Lautstärke geschehen musste.
»Kjell! Wir kriegen die Tür nicht auf. Da ist nichts zu machen.«
»Das war’s dann wohl«, rief der Schlosser hinterher.
Kjell war in den Garten zurückgewichen, wo die Lautstärke erträglicher war. »Was soll das heißen?«
»Es gibt kein Schloss«, sagte Per. »Man braucht einen Piepser.«
»Habt ihr die Ramme dabei?«, schlug Henning vor.
Der Schlosser zeigte ihm einen Vogel. »Die Tür ist stabiler als das Mauerwerk.«
Auf einmal wurden sie von einer neuen Lichtquelle angestrahlt und blickten zum Weg. Sofi kam mit zwei Männern angelaufen.
»Worum geht es hier?«, fragte der rechte.
Die beiden mussten vom Wachschutz sein, jedenfalls trugen sie schwarze Uniformen und einen silbernen Frauenfreund in der Hand, mit dem man bis nach Nacka leuchten konnte.
»Nimm deine Taschenlampe aus meinem Gesicht!«, befahl Kjell. »Wir sind von der Polizei.«
»Das hat die da auch behauptet.«
»Schaltet sofort den Alarm ab!«, brüllten die Techniker.
Die beiden Wachleute zögerten, dann murmelte der eine etwas in sein Headset. Zehn Sekunden später trat eine knisternde Stille ein. Überall schwirrten vom Licht angezogene Insekten durch die Luft.
»Wir müssen ins Haus«, sagte Kjell. Die beiden glotzten ungläubig. »Sonst müssen wir die Verandascheibe einschlagen.«
Der Linke nahm Verbindung mit seiner Zentrale auf. »Die sagen, man kann die Scheiben gar nicht einschlagen.«
»Kann die Zentrale die Tür entriegeln?«
»Das können sie, aber machen tun sie es nicht«, vermeldete er dann.
Henning zog ihm das Headset vom Kopf und passte den Bügel mit Muskelkraft seiner Kopfform an. Während er mit der Zentrale sprach, schlenderte er auf dem Rasen auf und ab. Die Tür summte, und Per drückte seine Schulter dagegen.
79
Die Frau an der Spitze der Gunnar-Ermittlungsgruppe hieß Ulrika. Ulrika und Gunnar, dachte Barbro, als sie die beiden Kaffeetassen auf dem Tisch im Besprechungsraum abstellte. Ulrika sah kurz auf und lächelte. Sie hatte eine Viertelstunde lang in der
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