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Die Falsche Tote

Titel: Die Falsche Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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abzuschätzen, wie steil das Ufer wirklich ins Meer abfiel. Barbros Kontaktmann beim Must hatte darauf hingewiesen, dass die Radaranlage nachts senden konnte, und dann war man in einem Hubschrauber besser nicht in der Nähe.
    »In Ösmo müssen wir auf die Inselstraße abbiegen!«, rief Sofi durch das betäubende Dröhnen hindurch. Henning hatte Kjell seit dem Gullmarsplan immer mehr bis zur Höchstgeschwindigkeit angestachelt, so dass man die Sirene nur noch hörte, wenn man ganz konzentriert lauschte. Über den Rückspiegel sah Sofi ihren Chef nicken.
    »Vielleicht kannst du ja doch noch nach Värmland«, sagte Kjell aus heiterem Himmel.
    Sofi wusste erst gar nicht, wovon er sprach und musste erst in ihrem Kopf suchen, bis sie darin auf das rote Ausrufezeichen stieß. Es sollte sie daran erinnern, dass sie immer noch kein Geschenk besorgt hatte.
    »Ich habe Linda gefragt, ob sie deinen Eltern ein Porträt von dir malen kann.«
    Sofi quetsche ihren Kopf zwischen die beiden Lehnen der Vordersitze. »Und das würde sie machen?«
    »Sie fragt, was deine Eltern für einen Geschmack haben. Meinst du, sie mögen Aquarell?«
    »Hm«, antwortete Sofi. »Sie mögen den Wandkalender von der Apotheke in Råby und freuen sich schon ab September auf den vom kommenden Jahr.«
    Kjell lachte. »Dann lieber Öl.«
    Hinter Ösmo verließen sie die Schnellstraße und bogen auf die Straße ab, die sich über die mit Brücken verbundenen Inseln schlängelte. Yxlö war die dritte der Inseln hinter Himmelsö und Herrön. Jetzt wurde die Straße wieder so kurvig, dass Sofi den Computer weglegen musste. Henning schaltete Blaulicht und Sirene aus.
    Yxlö war eine längliche Insel mit felsigem Grund. Die Inselstraße durchschnitt sie auf halber Höhe. Die Anlage stand an der Südspitze. Dorthin zweigte ein kleiner Privatweg von der Inselstraße ab, dessen Lauf Sofi auf dem Luftbild wegen der dichten Wipfel der Bäume nur schwer nachvollziehen konnte. Sie befürchtete, dass er nicht bis zur Südspitze reichte, sondern bei den wenigen Häusern auf halber Höhe endete. Bis dahin war die Insel mit dichtem Wald bewachsen, doch südlich des letzten Hauses wurden die Bäume immer spärlicher.
    Mitten auf der Brücke bremste Kjell abrupt und deutete zum Ende. Unter dem blauen Schild mit der Aufschrift »Yxlö« war ein weiteres Schild mit gelbem Grund befestigt worden. Es untersagte Autofahrern wegen einer technischen Versuchsanordnung das Benutzen von Telefonen bis zum Ende der Insel. Zudem wurde empfohlen, Navigationsgeräte abzuschalten und der Straße zu folgen.
    »Hört ihr das?«, rief Sofi und streckte den Kopf aus dem Fenster.
    Die Gänse näherten sich als dreieckige Formation von Norden und überflogen die Brücke in geringer Höhe. Sofi, Kjell und Henning drehten ihre Köpfe und blickten ihnen hinterher.
    »Genau dorthin müssen wir auch«, sagte Sofi.
    »Das muss nichts bedeuten«, fand Kjell. »Hier fliegen dauernd Gänse, und sie folgen immer dem Wasser.« Er ließ das Auto langsam weiterrollen, bis sich rechts ein dunkles Loch zwischen den eng stehenden Bäumen auftat.
    »Müssen wir da rein?«, fragte Kjell.
    »Soweit ich sehen kann, gibt es keinen Weg bis zur Südspitze. Der Weg hört auf halber Strecke bei einem Haus auf. Danach wird es zu felsig. Wir werden den Rest laufen müssen.«
    »Wie weit werden wir laufen müssen, Sofi?«
    »Anderthalb Kilometer sind es schon.«
    Der Kies knisterte unter den Reifen, als sie dem Weg langsam folgten. Die Sicht reichte nicht weit, weil der Weg ständig Erhöhungen im Fels ausweichen musste. Nach fünf Minuten glaubte Sofi, dass die schwarze Fläche auf der rechten Seite nicht mehr die Finsternis des Waldes war, sondern das Meer. Der Karte nach musste der Weg bald enden und das erste Haus auftauchen.
    Das geschah mit einem Schlag. Kjell bremste, als die Bäume auf einmal endeten und die Scheinwerfer sich in einem grasbewachsenen Nichts verloren. Eine Wiese, bemerkte Kjell ganz unnötigerweise. Aber wie groß war sie? Es war kein Weg oder wenigstens eine Fahrspur darauf zu erkennen. Kjell fuhr vorsichtig an. Der Wald löste sich schnell hinter ihnen auf, und dann war es wie in einem Alptraum, wo man in alle Ewigkeit in vollkommener Dunkelheit über eine Wiese laufen musste.
    »Was ist, Henning«, lachte Kjell. »Soll ich immer noch Vollgas geben?«
    Henning brummte. Er war als junger Mann zur See gefahren und wurde wohl gerade von Klabautermanngedanken heimgesucht.
    Sofi betrachtete das

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