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Die Falsche Tote

Titel: Die Falsche Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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Alfred Döblin«, sagte die Stimme von Kjell neben ihr.
    Sofi schlug die Augen auf und wartete auf eine Fortsetzung.
    »Du musst dir vorstellen, dass du bei der Arbeit bist und gerade Feierabend machen willst. Du freust dich auf Zuhause und steckst schon im Mantel, als das Telefon schrillt.«
    »Schrillt?«
    »Du bist ja Döblin und lebst in den Dreißigern.«
    »Ach so.«
    »Jemand teilt dir mit, dass du auf keinen Fall nach Hause gehen darfst, weil dort die Geheimpolizei auf dich wartet, um dich zu verhaften. Und jetzt sitzt du in der U-Bahn und hast nur dreißig Reichsmark in der Tasche. Du musst so schnell wie möglich das Land verlassen, aber im Ausland kennst du niemanden, und die Grenzen sind gesperrt. Deine Wohnung wirst du nie mehr wiedersehen.«
    »Wieviel sind dreißig Reichsmark?«
    »Denk nicht immer so pragmatisch!«
    Sofi schloss die Augen, und als sie zwei Stationen mit allen anderen aus der Bahn drängte, fühlte sie sich ganz benommen. Sie mussten den langen Bahnsteig entlanglaufen.
    »Bist du bereit?«, fragte Kjell.
    »Ja.«
    »Was ist geschehen?«
    »Josefin Rosenfeldt, die Tochter des Justizkanzlers, ist verschwunden. Eine Frau in ihrem Alter stürzt aus dem Fenster von Josefins Wohnung.«
    »Wie ist es geschehen?«
    »Josefin lädt die Isländerin Sesselja Ragnarsdóttir ein, vorübergehend bei ihr zu wohnen. Sie reist mit ihrem Vater nach Frankreich, bricht den Aufenthalt jedoch früher ab als üblich. Sie reist zurück nach Stockholm, gibt Unterlagen ihres Vaters in der Kanzlei ab und ist seitdem verschollen. Als Sesselja ankommt, öffnet eine andere Person die Tür und bestreitet nicht, Josefin zu sein.«
    Am Ende des Bahnsteigs stellten sie sich mit den anderen Menschen auf die Rolltreppe.
    »Kennen sich Josefin und die Fremde?«
    »Ja. Nein.«
    Als sie das Freie erreichten, leuchtete das letzte Licht des Tages. Ihre Telefone fingen zugleich an zu piepsen. In der letzten halben Stunde mussten eine Menge Anrufe angekommen sein. Alle kamen von Henning. Sofi drückte die Kurzwahl.
    »Was ist los bei euch?«, fragte Henning gehetzt.
    »Es gibt hier keinen Empfang in der U-Bahn.«
    »Die Mikroskopie ist fertig. Die Tote hat den Liebesbrief geschrieben.«
    »Was? Ist das sicher?«
    »Ihr Profil ist in der Tinte. Sie muss den Brief in den Händen gehalten haben, als die Tinte noch feucht war. Es gibt keinen Zweifel. Und wir haben Abdruckfragmente im Buch und DNA. Das alles hat also nichts mit Josefin zu tun. Deine Theorie mit den Rachegöttinnen kannst du wohl vergessen.«

36
    »Wie war der Name?«
    Linda stellte die Zeichentasche auf den Boden und schnaufte. »Linda. Linda Cederström.«
    »Nein«, sagte die Polizistin. »Ich meine deine Freundin.«
    Da war sie selbst schuld, dachte Linda, wer eine Viertelstunde vor dem Schichtwechsel kommt, muss alles zweimal erzählen. »Die heißt Amelie Heidvall. Kungsholmsgatan 2a. Vierter Stock.«
    »Und wie lange ist sie schon verschwunden?«
    »Seit Samstag. Wir waren am Samstag verabredet, aber sie ist nicht gekommen. Und heute war sie nicht beim Unterricht.«
    »Wie alt ist sie denn?«
    »Sechsundzwanzig.«
    »Ist sie sonst sehr verlässlich?«
    »Weiß nicht.«
    Die Polizistin hob ihre Augenbrauen. »Wie lange kennt ihr euch schon?«
    »Seit Freitag. Du brauchst nicht grinsen. Wir waren fest verabredet, und sie ist wie vom Erdboden verschluckt. Ich war gegen sechs bei ihr und jetzt gerade noch einmal.«
    »Warte. Ich komme gleich.«
    Linda sank auf die Wartebank. Die Polizistin verschwand in einem der Hinterzimmer. Sie hatte nicht gerade begeistert gewirkt. Linda musste eine ganze Viertelstunde warten.
    »Ich habe mit den Eltern telefoniert«, bekam Linda zu hören. »Die sehen keinen Grund zur Unruhe.«
    »Und jetzt?«
    »Du verstehst sicher, dass ich sie nicht suchen lassen kann. Das darf ich gar nicht. Es liegt nichts gegen sie vor, und es gibt keine Anzeichen, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte, nur weil sie sich nicht bei dir gemeldet hat und heute Abend nicht zu Hause war.«
    Linda seufzte.
    »Wir schicken morgen früh eine Streife vorbei, okay?«
    »Okay.«
    Linda verließ die Wache. Das war natürlich gelogen. Da würde nie jemand vorbeifahren und klingeln. Das erzählten sie der von Dämonen besessenen Frau Jansson aus dem Erdgeschoss auch immer, wenn sie mal wieder bei der Mariawache anrief, nur weil jemand mit dunklem Haar am Uferweg entlanglief.
    Barbro schrak auf. War das die Türklingel gewesen? Sie lauschte in die dunkle Wohnung,

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