Die Falsche Tote
Säpo-Agentin nach Deutschland führte. Das Bild war in jenem Moment aus großer Entfernung entstanden, als Sofi und Kjell das Polizeigebäude in München verließen.
»Wird Sofi nicht gefallen, dass sie als Säpo-Agentin diffamiert wird«, sagte Kjell.
»Was soll ich als Reichskriminalchef erst sagen! Aber sie sieht lecker aus in dem Kleid.«
Henning hatte eine Erklärung. »In die Sigtuna ist er nicht hineingekommen, weil die Säpo das Gebäude geschützt hat. Er weiß offenbar nicht, dass es um den JK geht und die Säpo für den Personenschutz zuständig ist. Deshalb hat er die wenigen Anhaltspunkte als Agentengeschichte gedeutet und aus Sofi eine Säpo-Agentin gemacht.«
Der Haupt- und die beiden Nebenartikel zogen den Schluss, dass es um Spionage oder Großkriminalität ging.
»Da sieht man mal, was die Zeitungen alles erfinden. Der hat ja kaum Fakten.«
»Eigentlich hat er nur die Bilder«, stimmte Henning zu.
Kjell füllte seine Backen mit Luft und blies sie aus. »Was machen wir jetzt?«
»Wir machen einfach weiter«, schlug Henning vor.
»Warum haben die uns nicht informiert?«
Sten verdrehte die Augen. »Weil wir sie auch nicht informiert haben. Sie behaupten, unserer Pressestelle zwei Anfragen und zwei Veröffentlichungsankündigungen geschickt zu haben. Die Ärsche haben auf keine einzige geantwortet. Sie haben auch nichts weitergeleitet, sondern es einfach ignoriert.«
»Kannst du diese Idioten nicht endlich rausschmeißen?«
»Wenn aufgrund dieser Geschichte etwas sehr Schlimmes passiert, dann hätte ich eine Handhabe. Aber auch dann wird es nicht leicht.«
55
Barbro nahm die Blätter aus dem Drucker und eilte zum Verhörraum zurück. Die beiden Finninnen hatten sich als sehr ausdauernd erwiesen. Zu Beginn waren sie sich nur sicher gewesen, dass es an einem Montag passiert sein musste. Yrsa erinnerte sich, dass sie am Vormittag auf dem Weg zur Arbeit in den Regen gekommen und deshalb noch mürrischer gewesen war als an allen anderen Tagen ihres Lebens. Barbro war die Wetterberichte durchgegangen, und so hatten sie den zweiten Juli entdeckt. Das lag fast einen Monat zurück. Äußerlich erwies sich das Gespräch als Sackgasse. Zwar war es gar nicht so unwahrscheinlich, dass Hesperia die Käuferin war, aber die Spur führte leider nicht weiter zu einem Namen oder einer Nummer. Den beiden Damen hatte es sich nämlich in die Erinnerung eingebrannt, wie Hesperia das zurückgegebene Wechselgeld in aller Ruhe Münze für Münze nachgeprüft hatte. Wenn dem nicht schon andere Eigenartigkeiten vorausgegangen wären, hätte man darin einfach nur eine grobe Unhöflichkeit sehen können. Diese Eigenarten interessierten Barbro. Nachdem sie die beiden verabschiedet hatte, holte sie sich ihre Tasche aus dem Büro und fuhr mit dem Aufzug in die Garage hinab.
Eine halbe Stunde später verglich Hans, der am Tag zuvor aus dem Urlaub in die Gerichtsmedizin zurückgekehrt war, das Aussageprotokoll mit dem pathologischen Befund der Toten. Schließlich schüttelte er den Kopf.
»Amphetamine halte ich für unwahrscheinlich. Das Verhalten ließe eher auf Cannabis schließen. Allerdings wurde bei der Obduktion ganz ausführlich getestet, weil ja nicht sicher war, ob die Tote unter Drogen gestanden hat. Wir können ganz sicher sagen, dass sie in den letzten fünf Jahren keine Drogen genommen hat. Der Alkoholgehalt im Blut lässt zudem darauf schließen, dass sie nicht an Alkohol gewöhnt war.«
»Also ist sie zurückgeblieben? Hätte Sesselja das nicht bemerkt?«
»Ich kann mich irren, aber das hier sieht mir nach Asperger aus. Aber da solltest du den Psychiater fragen.«
»Asperger?«
»Autismus.«
Barbro dachte an Dustin Hoffman und äußerte Zweifel.
»Es gibt unterschiedliche Arten.«
Barbro grinste. »Kannst du das nicht in deinem Karyogramm nachschauen?«
»Natürlich nicht. Es ist ja kein Gendefekt.«
»Aber ich habe neulich im Fernsehen gesehen, dass eine Hormongeschichte dahintersteckt. Autisten haben zu viel Testosteron.«
»Nur eine Hypothese. Fahren wir mal hinauf in die Psychiatrie.«
»Halt!«, entfuhr es Barbro, aber Hans hatte schon die Vier gedrückt. »Sie ist ja keine Jungfrau mehr.«
»Sie kann vergewaltigt worden sein.«
In der Psychiatrie führte Hans sie zu Frida Bergman, einer großen blonden Ärztin in Barbros Alter. Sie saßen schweigend auf den Besucherstühlen, bis Frida den Bericht überflogen hatte. Sie nickte.
»Kann sein. Ist natürlich ein bisschen wenig für eine
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