Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Familie ohne Namen

Die Familie ohne Namen

Titel: Die Familie ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Besuche eintreffen sollte; für diese Beiden genügte im Nothfalle ein Winkel des geschlossenen Hauses.
    In Johanns Absicht lag es übrigens gar nicht, in St. Charles länger zu verweilen. So bald er sich über den Zustand des Herrn de Vaudreuil beruhigt, und mit diesem die von ihm vorausgesehenen Ereignisse und den weiteren Verlauf ihrer Bestrebungen besprochen, wollte er sich aufs neue seiner Aufgabe widmen. Die Niederlage bei St. Charles konnte ja noch nicht die völlige Vernichtung der Patrioten herbeigeführt haben; ja, Johann ohne Namen glaubte sie schon zur Wiedervergeltung mit sich fortreißen zu können.
    Der 26. verlief in Ruhe. Bridget konnte sogar, ohne Verdacht zu erwecken, das geschlossene Haus verlassen, um die nöthigsten Lebensbedürfnisse und ein labendes Getränk für den Kranken einzukaufen. Seit stattgefundener Räumung der Stadt hatten sich auch verschiedene Häuser wieder aufgethan. Doch welche Zerstörung, welche Ruinen, vorzüglich im oberen, von der Feuersbrust ergriffenen Stadttheile nach der Seite des Lagers zu, wo die Vertheidiger sich wahrhaft heldenmüthig geschlagen hatten! Etwa Hundert von den Patrioten hatten bei jenem entsetzlichen Kampfe ihr Blut vergossen und die meisten derselben waren entweder todt oder doch tödtlich verletzt. Außerdem waren gegen vierzig Gefangene gemacht worden. Es war ein Jammer mit anzusehen, wie die zügellose Soldateska, welche deren Befehlshaber vergeblich zu zügeln sachte, mit den Aermsten umging.
    Zum Glück – diese Nachricht brachte Bridget nach dem geschlossenen Hause mit – rüstete sich die Colonne zum Abmarsch.
    Im Laufe dieses Tages fand Herr de Vaudreuil, dessen Zustand sich in keiner Weise verschlimmerte, einige Standen erquickender Ruhe und Schlaf. Jetzt vernahm man von ihm keine Delirien und nicht jene unzusammenhängenden Worte mehr, mit welchen er früher nach seiner Tochter verlangte.
    Er wußte es vollständig, daß Clary an seiner Seite und geschützt war gegen alle Gefahren, welche ihr mit der Rückkehr der Loyalisten nach St. Denis gedroht hätten.
    Während er schlief, konnte Johann dem jungen Mädchen die Ereignisse der jüngsten Zeit ausführlich schildern. Sie erfuhr nun Alles »was sich seit dem Aufbruche ihres Vaters aus dem Hause des Richters Froment zugetragen hatte, um sich seinen Waffenbrüdern in St. Charles anzuschließen; wie die Patrioten bis zum letzten Mann gekämpft; unter welchen Umständen endlich Herr de Vaudreuil aus dem Gewühle fort und nach dem geschlossenen Hause geschafft worden war.
    Clary lauschte bangen Herzens und mit feurigen Augen seiner Erzählung. Es schien ihr, als ob jenes Mißgeschick Johann und sie selbst am meisten anging. Beide empfanden ja, wie eng sie aneinander gefesselt waren.
    Wiederholt erhob sich Johann tief erregt, da er vor sich selbst erschrak und die Vertraulichkeit meiden wollte, welche die unglückliche Lage noch gefährlicher als sonst erscheinen ließ. Nach den wenigen Tagen des Zusammenseins mit Clary in der Villa Montcalm hatte er darauf gerechnet, bei den sich vorbereitenden Ereignissen wieder ganz von seiner Aufgabe in Anspruch genommen zu werden. Gerade diese Ereignisse aber waren es, welche das junge Mädchen in das Haus seiner Mutter geführt hatten, während er gleichzeitig gezwungen war, ebenda Schutz zu suchen.
    Bridget hatte die Natur der Gefühle ihres Sohnes bald genug erkannt und sie erschrak darüber nicht weniger als Johann selbst. Er!… Der Sohn des Simon Morgaz!… Die energische Frau ließ von ihrer Angst jedoch nichts merken, so schwere Leiden sie in der kommenden Zeit auch voraussah.
    Am nächsten Tage wurde Herr de Vaudreuil von dem Abzuge der Truppen Whiterall’s unterrichtet. Da er sich weniger schwach fühlte, wollte er Johann über die nächsten Folgen der Niederlage bei St. Charles fragen, vorzüglich um zu erfahren, was aus seinen Genossen, aus Vincent Hodge, Farran, Clerc, Sebastian Gramont, dem Farmer Harcher und dessen fünf Söhnen, die Alle an jenem unseligen 25. so muthig gekämpft hatten, nachher geworden sei.
    Bridget, Clary und Johann hatten sich neben das Bett des Herrn de Vaudreuil gesetzt.
    Auf den von ihm ausgesprochenen Wunsch antwortete Johann mit der Bitte, sich nicht durch zu viele Fragen anzustrengen:
    »Ich werde Ihnen mittheilen, was ich von Ihren Freunden weiß, sagte er. Nachdem sie bis zur letzten Stunde gekämpft, wurden sie schließlich nur durch die Uebermacht niedergedrückt. Einer meiner braven Gefährten aus Chipogan,

Weitere Kostenlose Bücher