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Die Familie ohne Namen

Die Familie ohne Namen

Titel: Die Familie ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hätten.
    Diese Furcht regte in Bridget noch einmal die letzten Kräfte an. Ihre Schritte beschleunigend, näherten sie sich St. Charles mehr und mehr.
    Die Landstraße bildete an dieser Stelle einen ziemlich scharfen Winkel, und jenseits desselben erhob sich das geschlossene Haus.
    Clary und Bridget gelangten zu der Straßenbiegung.
    Das geschlossene Haus war es nicht, welches in Flammen stand, es brannte vielmehr eine zur Rechten des Fleckens gelegene Farm, deren Flammenschein sich am Horizonte widerspiegelte.
    »Da!… Da ist es!« rief Bridget, indem sie mit zitternder Hand nach ihrer Wohnung hinwies.
    Noch fünf bis sechs Minuten, und die beiden Frauen mußten darin Schutz gefunden haben.
    In diesem Augenblicke erschien ein Trupp von drei Männern, welche die Straße herabkamen – drei Freiwillige, schwankend auf den Füßen, betrunken von Branntwein und besudelt mit Blut.
    Clary und Bridget wollten ihnen aus dem Wege gehen und wichen seitlich aus. Es war zu spät.
    Die Freiwilligen hatten sie bemerkt und stürzten sich auf sie zu. Von diesen erbärmlichen Burschen war das Schlimmste zu fürchten. Einer derselben hatte das junge Mädchen gepackt und suchte dieses mit sich fortzuziehen, während die beiden Anderen Bridget festhielten.
    Bridget und Clary riefen um Hilfe. Wer hätte ihre Rufe aber sonst hören können, als andere Soldaten, die vielleicht weniger betrunken und vielleicht noch gefährlicher waren, als diese hier?
    Plötzlich sprang ein Mann aus dem Dickicht zur Linken und streckte mit einem Schlage den Schurken zu Boden, der sich an dem jungen Mädchen vergriffen hatte.
     

    Er mußte sich gegen zwei Schurken wehren. (S. 274.)
     
    »Clary de Vaudreuil!… rief er.
    – Vincent Hodge!«
    Und Clary klammerte sich an den Arm Hodge’s, den sie beim Scheine der Flammen erkannt hatte.
    Als Herr de Vaudreuil auf dem Schlachtfelde von St. Charles gefallen war, hatte Vincent Hodge ihm nicht zu Hilfe eilen können, er wußte auch nicht, daß Johann ohne Namen diesen gleich darauf aus dem Getümmel getragen, und war deshalb, als das Feuer verstummte, in die Nachbarschaft des Fleckens
     

    Gegen vierzig Patrioten waren zu Gefangenen gemacht worden. (S. 277.)
     
    zurückgekehrt, auf die Gefahr hin, den Königlichen in die Hände zu fallen. Nach Einbruch der Nacht versuchte er dann, Herrn de Vaudreuil unter den Verwundeten oder Todten zu entdecken, welche in großer Menge den Kampfplatz bedeckten.
    Nachdem er vergeblich bis zur Stunde, wo es im Osten zu dämmern begann, umhergesucht, schlich er eben wieder die Straße herunter, als ferne Hilferufe ihn nach dem Orte führten, wo Clary gegen eine Gefahr, die schlimmer gewesen wäre als der Tod, ankämpfte.
    Vincent Hodge hatte nicht Zeit genug, um zu erfahren, daß Herr de Vaudreuil in dieses nur wenige Schritte entfernte Haus geschafft worden war, sondern mußte sich gegen zwei Schurken wehren, welche von Bridget losgelassen hatten, um sich auf ihn zu stürzen. Ihr Geschrei war auch weit die Straße hinauf gehört worden. Fünf oder sechs Freiwillige kamen herzugelaufen, ihnen Hilfe zu leisten. Für Clary und Bridget war es die höchste Zeit, sich in das geschlossene Haus zu retten.
    »Flieht!… Flieht! rief Vincent Hodge. Ich werde schon von den Burschen loskommen.«
    Bridget und Clary eilten die Straße hinab, während Vincent Hodge seine beiden Gegner, die in Folge ihrer Trunkenheit weniger gefährlich waren, tüchtig bearbeitete.
    Und ehe deren Kameraden ganz heran kommen konnten, sprang er ins Dickicht. Wohl knallten ihm einige Flintenschüsse nach, doch ohne daß die Kugeln ihr Ziel erreichten.
    Bald klopfte Bridget an die Thür des geschlossenen Hauses, die sich sofort öffnete; sie ließ das junge Mädchen eintreten und sank in die Arme ihres Sohnes.

Viertes Capitel.
Die folgenden acht Tage.
    Das geschlossene Haus bot also jetzt Herrn und Fräulein de Vaudreuil ein, wenn auch etwas unsicheres Obdach. Beide befanden sich im Schutze der Familie ohne Namen, bei der Gattin und dem Sohne des Verräthers. Wenn sie noch nicht wußten, welche Bande die bejahrte Frau mit Simon Morgaz verknüpften und ebenso diesen jungen Mann, welche Beide ihr Leben aufs Spiel setzten, um ihnen Unterkommen zu gewähren, so wußten das doch Bridget und Johann nur zu gut, und vor Allem fürchteten sie, daß auch ihre Schutzbefohlenen es durch einen unglücklichen Zufall erfahren könnten.
    Gegen Morgen dieses Tages – des 26. September – kam Herr de Vaudreuil wieder ein

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