Die Familie ohne Namen
denn auch zutheil.
Uebrigens waren sie durch ein prächtiges Wetter ungemein begünstigt – ein Wetter, wie es dem glücklichen und unvergleichlichen Thale des St. Lorenzo eigenthümlich ist. Welch’ wunderbar schönen Anblick boten da die benachbarten Gelände vom Ufer des Stromes bis zum Fuße der Laurentidenkette! Nach der poetischen Schilderung Fenimore Cooper’s zeigten sie sich in ihrem Herbstschmuck – dem gelben und grünen Gewand der letzten schönen Tage – ganz besonders schön.
Der »Champlain« richtete seinen Lauf zunächst nach dem Strande der Grafschaft Port-Neuf am linken Ufer. Im Flecken gleichen Namens wie in den Dörfern St. Anna und St. Stanislaus wurden recht gute Geschäfte gemacht. Vielfach ließ der »Champlain« daselbst freilich mehr an Geld zurück, als er für die Producte der Fischerei vereinnahmte. Die Brüder Harcher dachten jedoch gar nicht daran, sich darüber zu beklagen.
Während der beiden folgenden Tage besuchte Johann abwechselnd beide Stromufer. In der Grafschaft Lotbinière auf dem rechten Ufer, in Lotbinière selbst, in St. Pierre-les-Bosquets – in der Grafschaft Champlain am entgegengesetzten Ufer in Batiscan – ferner wieder auf der Gegenseite in Gentilli und Doucette, erhielten die hervorragendsten Reformer seinen Besuch. Sogar eine der einflußreichsten Persönlichkeiten von Nicolet, in der Grafschaft gleichen Namens, ein gewisser Aubineau, Friedensrichter und Gerichtscommissär für die geringfügigeren Angelegenheiten, setzte sich in Verbindung mit ihm. Hier wie in Quebec hörte Johann, daß der Abbé Joann die Kirchspiele durchwanderte und daß seine Predigten die Geister aufgerüttelt hatten. Aubineau hatte ihm vertraut, daß es in seiner Umgebung vor Allem an Waffen und Schießbedarf fehle.
»Sie werden damit versorgt werden, antwortete er. Eine von Montreal in vergangener Nacht abgegangene Holzladung muß sehr bald eintreffen und Flinten, Pulver und Blei mitbringen. Doch hüten Sie sich, vor der Zeit eine Erhebung zu versuchen. Wäre das nicht zu umgehen, so setzen Sie sich mit dem Comité in der Villa Montcalm auf der Insel Jesus in Verbindung und wenden Sie sich brieflich an dessen Vorsitzenden…
– An Herrn de Vaudreuil?…
– Ja, an ihn.
– Einverstanden.
– Sagten Sie nicht, daß der Abbé Joann durch Nicolet gekommen sei?
– Vor sechs Tagen war er hier.
– Wissen Sie vielleicht, wohin er sich von Ihnen aus gewendet hat?
– Nach der Grafschaft Verchères, und von da aus wird er sich, wenn ich nicht irre, nach der Grafschaft Laprairie begeben.«
Hierauf nahm Johann von dem Friedensrichter Abschied und kehrte an Bord des »Champlain« zurück, als die Brüder Harcher, nachdem sie ihre Fische abgesetzt, auf diesem wieder eintrafen. Nun steuerten sie schräg über den Strom in der Richtung nach der Grafschaft St. Maurice.
An der Mündung des Flusses dieses Namens erhebt sich einer der letzten Flecken des Landes, die Ortschaft Trois-Rivières, am Rande eines fruchtbaren Thales. Zu jener Zeit hatte man daselbst eben eine, von einer französisch-canadischen Gesellschaft geleitete Kanonengießerei errichtet, welche auch nur französisch-canadische Arbeiter beschäftigte.
Diese Gegend war ein Mittelpunkt anti-loyalistischer Bestrebungen, den Johann nicht vernachlässigen konnte. Der »Champlain« segelte mehrere Meilen weit den Lauf des St. Maurice hinauf, und der junge Patriot setzte sich mit den in den Kirchspielen schon vorhandenen Comités in Beziehung.
Die genannte, eben begründete Gießerei befand sich freilich noch im Zustande der Organisation. Wenige Monate später hätten die Reformer sich wohl hier mit den Feuerschlünden ausrüsten können, die ihnen so sehr fehlten. Es wäre dann – bei Tag und Nacht fortgesetzter Arbeit – möglich gewesen, der Artillerie der königlichen Truppen die ersten in dem Werke von St. Maurice gegossenen Kanonen gegenüberzustellen. Johann hatte über diese Angelegenheit ein wichtiges Gespräch mit den Vorstehern des Comités, damit wenigstens einige Feldstücke schleunigst hergestellt würden, zu deren Bedienung es an Mannschaften schon nicht fehlen werde.
Von Trois-Rivières absegelnd, folgte der »Champlain« zur Linken dem Ufer der Grafschaft Maskinongé, hielt bei der kleinen Stadt dieses Namens einmal an und steuerte dann in der Nacht vom 24. bis 25. September nach einer weit offenen Stelle des St. Lorenzo, welche unter dem Namen des St. Pierre-Sees bekannt ist. Hier breitet sich in der That
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