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Die Familie ohne Namen

Die Familie ohne Namen

Titel: Die Familie ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ein gegen fünf Lieues langer See aus, stromaufwärts begrenzt von einer Menge von Eilanden, welche sich von Berthier, einer Ortschaft gleichen Namens, bis nach Sorel, das schon zur Grafschaft Richelieu gehört, hinstrecken.
    Hier spannten die Brüder Harcher ihre Netze aus oder schleppten dieselben vielmehr nach, wobei sie mit Hilfe der Strömung mäßig schnell den Fluß weiter hinauf gelangten. Dicke Wolken bedeckten den Himmel, und die Dunkelheit war stark genug, um weder nach Norden noch nach Süden zu eines der Ufer erblicken zu können.
    Kurz nach Mitternacht bemerkte der auf dem Auslug stehende Pierre Harcher ein Feuer, welches stromaufwärts am Ufer leuchtete.
    »Das ist offenbar das Signallicht eines heimtreibenden Schiffes, sagte Rémy, der an seines Bruders Seite getreten war.
    – Achtung auf die Netze! rief Jacques. Wir haben davon dreißig Faden draußen und sie wären verloren, wenn das Schiff unsern Curs kreuzte.
    – So wollen wir nach Steuerbord abfallen, sagte Michel, zum Glück fehlt es ja nicht an Raum dazu…
    – Nein, entgegnete Pierre, der Wind ist dazu zu flau und wir würden weggetrieben werden…
    – Mir scheint es besser, die Netze gleich einzuziehen, meinte Tony, das wäre sicherer…
    – Ja wohl, und deshalb keine Zeit verloren!« stimmte Rémy bei.
    Die Brüder Harcher beeilten sich ihre Fanggeräthschaften an Bord zu holen, als Johann sagte:
    »Seid Ihr auch sicher, daß jenes ein Schiff ist, welches mit der Strömung herabtreibt?….
    – Ich kann mir nichts anders denken, entgegnete Pierre. Jedenfalls nähert es sich ziemlich langsam und sein Licht schimmert ziemlich tief auf dem Wasserspiegel.
    – Vielleicht ist es ein »Käfig«? meinte Jacques.
     

    Johann hatte sich dem Führer des Holzzuges genähert. (S. 124.)
     
    – Nun, wenn es ein Käfig wäre, antwortete Rémy, hätten wir um so mehr Ursache, ihm auszuweichen. Dann könnten wir uns gar nicht mehr von demselben befreien. Vorwärts also, holt ein!«
    Der »Champlain« wäre in der That in Gefahr gekommen, seine Netze einzubüßen, wenn die Brüder nicht rasch Hand angelegt hätten, diese hereinzuziehen, selbst ohne sich Zeit zu nehmen, die in den Maschen hängenden Fische daraus zu befreien. Kein Augenblick war zu verlieren, denn das betreffende Licht glänzte bereits in einer Entfernung von nur zwei Kabellängen.
    »Käfige« nennt man in Canada jene aus sechzig bis siebzig »Cribs«, d.h. Abtheilungen, bestehenden Holzzüge oder Flöße, von denen jedes mindestens tausend Cubikfuß umfaßt. Von dem Tage an, wo der Eisgang die Beschiffung des Stromes gestattet, gleitet eine große Anzahl solcher Käfige von Montreal nach Quebec hinunter.
    Sie kommen aus den endlosen Wäldern des Westens, jener unvergleichlichen Quelle des Wohlstandes für die Provinz Canada. Man stelle sich eine schwimmende, höchstens fünf bis sechs Fuß über das Wasser aufragende Masse vor, welche etwa einem Ponton ohne Mast ähnelt. Diese besteht aus an Ort und Stelle vierkantig und zwar mit der Axt bearbeiteten Stämmen oder auch aus Brettern und Planken, welche die längs der Chaudières-Fälle am Ottawa-Flusse gelegenen Schneidemühlen liefern. Solcher Züge schwimmen von April bis Mitte October Tausende hinab, welche die Wasserfälle und Stromschnellen durch Gleiteinrichtungen umgehen, die sich auf dem Grunde enger seitlicher Canäle angebracht finden.
     

    Die Fischer sind diese gefährlichen Durchfahrten gewöhnt. (S. 127.)
     
    Ein Theil dieser Käfige legt schon in Montreal an und löscht hier die Ladung für nach den europäischen Häfen bestimmte Schiffe; der größere Theil aber geht bis Quebec selbst. Hier ist der Mittelpunkt des Handels mit Waldproducten, dessen Betrag sich zu Gunsten Canadas auf jährlich zwanzig bis fünfundzwanzig Millionen Mark beziffert.
    Es versteht sich von selbst, daß diese Holzzüge die Schifffahrt auf dem Flusse nicht wenig belästigen, vorzüglich wenn sie dessen Mittelarme benutzen, welche nur von mäßiger Breite sind; ganz dem Ebbestrom, so lange dieser anhält, überlassen, gehorchen dieselben natürlich dem Steuer fast gar nicht. Es ist also Sache der Fischerboote und der anderen Fahrzeuge, jenen aus dem Wege zu gehen, wenn sie ernste Zusammenstöße und damit starke Havarien vermeiden wollen. Auch die Brüder Harcher mußten sich demnach beeilen, ihre in der Richtungslinie des Käfigs nachgeschleppten Netze einzuholen, da die Windstille sie verhinderte, jenem weiter auszuweichen.
    Jacques hatte

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