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Die Familie ohne Namen

Die Familie ohne Namen

Titel: Die Familie ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Johann nun allzulange ausbleibt, werden wir wohl auf ihn verzichten müssen…
    – Auf ihn verzichten! rief Catherine, das auf keinen Fall; da ich mir einmal in den Kopf gesetzt habe, daß er bei einem unserer Kinder Gevatter stehen müsse, so warten wir, bis er sich einstellt.
    – Und wenn das nun gar nicht der Fall ist, antwortete Thomas, dem nichts daran zu liegen schien, daß die Taufe auf ganz unbestimmte Zeit verschoben würde. Wenn es ihm Verhältnisse überhaupt unmöglich gemacht haben zu kommen?
    – Keine Schwarzsehereien, Thomas, erwiderte Catherine, und ein wenig Geduld. Was ist denn dabei – taufen wir heute nicht, so taufen wir eben morgen.
    – Schön! Morgen gehen aber Clemens und Cäcilie, der Sechzehnte und die Siebzehnte, zum ersten Male zum Abendmahle.
    – Nun gut, dann übermorgen.
    – Uebermorgen ist die Hochzeit unserer Tochter Rose mit dem wackeren Bernard Miquelon.
    – Meinetwegen auch noch nach dieser, Thomas! Uebrigens kann nöthigenfalls Alles auf einmal abgemacht werden. Wenn ein kleines Kind aber einen Pathen wie Johann und eine Taufzeugin wie Fräulein Clary bekommen soll, da darf man sich gar nicht beeilen, dafür Andere zu suchen.
    – Und der Pfarrer ist auch schon benachrichtigt!… bemerkte Thomas seiner halsstarrigen Ehehälfte.
    – Das lass’ nur meine Sorge sein, entgegnete Catherine. O, es ist ein vortrefflicher Mann, unser Herr Pfarrer. Uebrigens wird ihm sein Zehent deshalb nicht entgehen und er wird sich hüten, Kunden wie uns vor den Kopf zu stoßen.«
    Im ganzen Kirchspiele mochte es in der That wenige Pfarrkinder geben, welche ihrem Geistlichen soviel Beschäftigung gegeben hatten, wie Thomas und Catherine.
    Als nun aber Stunde auf Stunde verrann, wurde die Unruhe der Leute doch etwas lebhaft. Wußte die Familie Harcher auch nicht, daß ihr angenommener Sohn der junge Patriot Johann ohne Namen sei, so war das doch Herrn und Fräulein de Vaudreuil nicht unbekannt, und diese hatten also alle Ursache, für ihn zu fürchten.
    Sie wollten auch gern erfahren, unter welchen Umständen sich Johann von Pierre Harcher und dessen Brüdern getrennt habe, als er den »Champlain« verließ.
    »Ja, das geschah, als wir beim Dorfe Caughnawaga kaum vor Anker gegangen waren, erklärte Pierre.
    – An welchem Tage?
    – Am 25. September gegen fünf Uhr Abends.
    – Er ist also schon neun Tage von Euch fort? bemerkte Herr de Vaudreuil.
    – Ja, volle neun Tage.
    – Und er hat nicht gesagt, was er vorhatte?
    – Seine Absicht, antwortete Pierre, ging dahin, sich nach der Grafschaft Chambly zu begeben, wo er während unserer großen Sommerfahrt noch nicht gewesen war.
    – Ja, ja,… das wäre ja Grund genug, sagte Herr de Vaudreuil, und doch beklage ich, daß er sich allein in eine Gegend gewagt hat, wo die Polizei ihm jeden Augenblick auf dem Fuße ist.
    – Ich hatte ihm vorgeschlagen, die Begleitung Jacques’ und Tonys anzunehmen, erwiderte Pierre; er schlug das aber ab.
    – Und was denkt Ihr nun über die Sache, Pierre? fragte Herr de Vaudreuil.
    – Ich bin der Meinung, Johann hatte schon lange die Absicht, nach Chambly zu gehen, hütete sich aber, etwas davon zu sagen. Als es nun bestimmt war, daß wir in Laprairie landen wollten, um Alle zusammen gleich nach der Abtakelung des »Champlain« nach der Farm heimzukehren, hat er uns erst in dem Augenblicke, wo wir vor Caughnawaga lagen, seinen Entschluß mitgetheilt.
    – Und als er wegging, versprach er zur Taufe hier zu sein?
    – Ja, gnädiges Fräulein, bestätigte Pierre, er weiß ja, daß er mit Ihnen das Baby über die Taufe halten sollte, und übrigens wäre ohne ihn die Familie Harcher auch nicht vollzählig!«
    Gegenüber einem so bestimmten Versprechen mußte man sich wohl darein ergeben, geduldig zu warten.
    Wenn nun der ganze Tag verstrich, ohne daß Johann sichtbar wurde, so schienen die Befürchtungen um ihn leider gerechtfertigt zu sein. Traf ein Mann von so entschiedenem Willen wie er nicht an dem verabredeten Tage ein, so mußte sich die Polizei seiner Person bemächtigt haben… Dann wußten aber Herr und Fräulein de Vaudreuil nur zu gut, daß er verloren war.
    In diesem Augenblicke öffnete sich die nach dem großen Hofe führende Thür und ein Wilder erschien auf der Schwelle.
    Ein Wilder – so nennt man in Canada noch immer die Indianer, selbst in amtlichen Schriftstücken, ebenso wie man deren Frauen, welche in der
     

    Thomas Harcher erwartete sie mit seinem Buggin. (S. 164.)
     
    Sprache der Irokesen

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