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Die Familie ohne Namen

Die Familie ohne Namen

Titel: Die Familie ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Clary bei dem sechsundzwanzigsten Kinde als Taufzeugin und Johann als Taufzeuge eintreten. Das junge Mädchen schätzte sich glücklich über diese Gelegenheit, welche sie Beide, wenigstens für einige Minuten, näher als sonst verband.
    Uebrigens betraf es nicht eine Taufe allein, daß der Pachthof von Chipogan das Festgewand angelegt hatte.
    Als Thomas Harcher seine fünf Söhne empfing, hatte er gerufen:
    »Willkommen, meine Jungen; Ihr kommt gerade zur rechten Zeit!
    – Wie immer, Vater! antwortete Jacques.
    – Nein, noch mehr als sonst. Wenn Ihr uns heute bereit seht, das letzte Baby des Hauses zu taufen, so werden Clemens und Cäcilie morgen zum ersten Male das Abendmahl empfangen und übermorgen wird die Hochzeit Eurer Schwester Rose mit Bernard Miquelon stattfinden.
    – Zu Haus geht Alles gut, wie es scheint, hatte Tony erwidert.
    – O, nicht schlecht, mein Junge, rief der Farmer; es ist auch gar nicht ausgeschlossen, daß ich Euch nächstes Jahr zu einer weiteren Feierlichkeit dieser Art zusammenrufe.«
    Thomas Harcher begleitete dieses Versprechen mit herzlichem Lachen, dem Ausdrucke echter gallischer Heiterkeit, während Catherine die fünf kraftvollen Sprossen, ihre Erstgeborenen, zärtlich umarmte.
    Der Taufact sollte um drei Uhr Nachmittags stattfinden. Johann hatte also noch Zeit genug, in der Farm einzutreffen. Sobald er erschien, wollte man sich nach dem eine halbe Lieue entfernten Gotteshause des Kirchspiels begeben.
    Thomas, seine Gattin, seine Söhne und Töchter, ebenso wie die Schwiegersöhne und die Kindeskinder, hatten für diese Gelegenheit die Feiertagskleider angelegt, welche sie höchst wahrscheinlich während der zwei nächsten Tage weiter trugen.
    Die Töchter erschienen in weißen Leibchen und lebhaft gefärbten Röcken, während ihre Haare offen auf die Schultern herabhingen. Die Söhne hatten die Arbeitsweste und die normannische Mütze, welche sie gewöhnlich trugen, abgelegt und sich mit der sonntägigen Tracht, einer Art Mantel aus schwarzem Stoffe mit buntem Gürtel und gefalteten, aus Ochsenhaut hergestellten Schuhen geschmückt.
    Am Tage vorher und nachdem sie das Boot eines Fährmannes zum Ueberschreiten des St. Lorenzo benützt, hatten Herr und Fräulein de Vaudreuil Thomas Harcher getroffen, der sie mit seinem, von vorzüglichen Trabern gezogenen Buggin (eine Art offener Planwagen) erwartete.
    Während der drei Lieues betragenden Fahrt bis zum Pachthofe von Chipogan hatte Herr de Vaudreuil sich beeilt, seinem Pächter mitzutheilen, daß er etwas auf der Hut sein möge. Die Polizei mußte wissen, daß er, Herr de Vaudreuil, die Villa Montcalm verlassen habe, und es war sehr möglich, daß gerade er der Gegenstand besonderer Ueberwachung wäre.
    »Wir werden schon die Augen offen halten, gnädiger Herr! hatte Thomas Harcher, bei dem der Gebrauch dieser Anrede nichts Serviles an sich trug, geantwortet.
    – Bisher hat sich noch keine verdächtige Gestalt in der Umgebung von Chipogan erblicken lassen?
    – Nein, noch keine jener Canouaches, 1 mit Respect zu vermelden!
    – Und ist Euer Adoptivsohn in der Farm eingetroffen? hatte Clary de Vaudreuil gefragt.
    – Noch nicht, gnädiges Fräulein, und das macht mir einige Sorge.
    – Seit er sich von seinen Begleitern in Laprairie getrennt, sind noch keine Nachrichten von ihm hierher gelangt?
    – Noch keine einzige!«
    Auch seit Herr und Fräulein de Vaudreuil sich in den – wie es sich von selbst versteht – besten Zimmern der Wohnung eingerichtet, war Johann noch nicht gekommen. Inzwischen war Alles zu der Taufe vorbereitet, und wenn der Pathe nicht diesen Nachmittag eintraf, wußte man nicht recht, was dann geschehen sollte.
    Pierre und zwei oder drei seiner Brüder waren auch eine gute Lieue auf die Landstraße hinausgegangen. Von Johann fand sich aber keine Spur, und schon schlug die Hausglocke von Chipogan die Mittagsstunde.
    Thomas und Catherine besprachen sich da über diese unerklärliche Verzögerung.
    »Was machen wir denn, wenn er auch bis drei Uhr nicht kommt? fragte der Farmer.
    – Nun, dann warten wir eben noch, antwortete Catherine gelassen.
    – Was wollen wir erwarten?
    – Ei, die Ankunft eines siebenundzwanzigsten Kindes natürlich nicht erwiderte die Farmersfrau.
    – Freilich, desto mehr, versetzte Thomas, als ein solches, ohne uns einen Vorwurf einzubringen, wahrscheinlich niemals kommen dürfte.
    – Du scherzest wohl, mein Herr Harcher, nicht wahr?
    – Ich scherze gar nicht! Doch im Ernste, wenn

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