Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Familie ohne Namen

Die Familie ohne Namen

Titel: Die Familie ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Frau haben.«
    In der That machten die jungen Leute hier eine vortreffliche Lehrzeit durch.
    Doch wenn es schon so vieler Vorbereitungen für das Frühstück bedurfte, wie mußte das erst beim Hochzeitsschmause am nächsten Tage werden! Eine Tafel, die dann für hundert Theilnehmer eingerichtet werden mußte! – Ja, auf so viel war zu rechnen, wenn man die Verwandten des jungen Ehemanns und dessen Freunde aus der Nachbarschaft mitzählte. Daneben ist auch Meister Nick und sein Schreiber nicht zu vergessen, die man an diesem Tage zur Unterzeichnung des Ehecontracts erwartete. – Mit einem Worte, das mußte eine Hochzeit ohne Gleichen werden, bei der der Farmer Harcher mit dem Pächter Gamache cervantischen Andenkens wetteiferte.
    Doch, das sollte ja erst am nächstfolgenden Tage vor sich gehen. Heute handelte es sich nur darum, dem Notar einen guten Empfang zu bereiten. Einer der Söhne des Hauses sollte denselben mit dem Planwagen um drei Uhr in Laprairie abholen.
    Meister Nick angehend, glaubte Catherine ihrem Gatten in Erinnerung bringen zu sollen, daß der vortreffliche Mann ein sehr starker Esser und dabei ein Feinschmecker erster Sorte sei, und sie würde es nimmer dulden – das war ihre Art und Weise, den Leuten ihren Willen aufzuzwingen – würde es nimmer dulden, daß der ehrenwerthe Tabellione nicht nach Wunsch bedient werde.
    »Wird schon geschehen, versicherte der Farmer. Du kannst darüber ruhig sein, meine gute Catherine!
    – Ich bin es aber nicht, und werde es nie sein, ehe nicht Alles vorüber ist. Im letzten Augenblick fehlt immer noch das oder jenes, und das dulde ich nicht!«
    Thomas Harcher verschwand, um seine Aufträge auszuführen, während er mehrfach wiederholte:
    »Eine ausgezeichnete Frau! Vielleicht etwas gar zu vorsorglich! Sie duldet nicht die kleinsten Mängel!… Sie duldet so etwas nicht!… Und ich bitte Sie zu glauben, daß sie sonst so manches schon erduldet hat!«
    Seit dem Vorabend hatten sich Herr de Vaudreuil und Clary mit Johann über seine Wanderungen durch die Grafschaften Unter-Canadas ausführlich unterhalten können. Seinerseits erfuhr der junge Patriot dabei, was das Comité von Montcalm in der Zeit nach seinem Aufbruche von da gethan. André Farran, William Clerc und Vincent Hodge waren zu wiederholten Malen nach der Villa gekommen, wo Herr de Vaudreuil gleichzeitig den Besuch des Advocaten Sebastian Grammont empfing. Dann war dieser nach Quebec zurückgereist, woselbst er mit den hervorragendsten Führern der Opposition zusammenzutreffen gedachte.
    Nach dem Frühstück, welches nach der Rückkehr aus der Kirche aufgetragen worden war, wollte Herr de Vaudreuil den Planwagen benutzen, um sich nach dem Bezirksstädtchen zu begeben. Heute fehlte es ihm nicht an Zeit, um mit dem Präsidenten des Comités von Laprairie sich auszusprechen, und er konnte auch noch zur Stunde zurück sein, bevor der Notar den Ehecontract zur Unterzeichnung fertig haben würde.
    Fräulein de Vaudreuil und Johann begleiteten ihn auf der hübschen, von großen Ulmen beschatteten Straße von Chipogan, welche sich längs eines kleinen Wasserlaufes, eines Zuflusses des St. Lorenzo, hinzieht. Sie waren mit ihm schon vorausgegangen und wurden von dem Wagen erst eine halbe Lieue von der Farm eingeholt. Herr de Vaudreuil nahm nun neben Pierre Harcher Platz, und bald waren sie bei dem scharfen Trabe des Gespanns verschwunden.
     

    Thomas Harcher hatte sich mit der Tafel beschäftigen müssen. (S. 175.)
     
    Johann und Clary schlugen den Rückweg ein, der durch das schattige, stille Gehölz am Rande des Flüßchens hinführte. Nichts hinderte ihren Schritt, weder Gesträuch, noch die Zweige der Bäume, welche in den canadischen Wäldern emporstreben, statt sich zum Erdboden hinabzusenken. Von Zeit zu Zeit ertönte die Axt eines Lumberman, wenn sie auf die uralten Stämme der Bäume niederfiel. In der Ferne hörte man auch gelegentlich einige Flintenschüsse, und zuweilen erschien ein gehetztes Rudel Damwild auf den Waldblößen, welche die Thiere eilig übersprangen. Weder Jäger noch Holzfäller wurden aber in dem Dickicht sichtbar, und in völliger Einsamkeit gingen Fräulein de Vaudreuil und Johann in der Richtung nach der Farm hin.
    Bald sollten sich Beide wieder trennen!… Wann und wo sollten sie sich wiedersehen?… Ihr Herz krampfte sich bei der nahe bevorstehenden Trennung schmerzhaft zusammen.
    »Denken Sie nicht bald einmal nach der Villa Montcalm zurückzukehren? fragte Clary.
    – Gerade

Weitere Kostenlose Bücher