Die Familie: Roman (German Edition)
ausfallen lassen. Sie war sowieso nicht besonders scharf darauf, die Hall of Fame zu sehen. Wir bleiben einfach heute Nacht hier. Ich könnte Chris und ihre Tochter zum Abendessen einladen. Wer weiß, was …?
Vielleicht hat Chris keine Lust dazu.
Frag sie. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Hank zog sein Hemd von der Rückenlehne des Stuhls und nahm sein Buch. Er ging zurück um den Pool. Als er ihre Liegestühle erreichte, sah er, dass Chris die Augen geschlossen hatte. Er setzte sich und betrachtete sie.
Sie schließt mich aus, dachte er.
Wahrscheinlich hält sie mich doch für eine Nervensäge. Sie war nur freundlich, hat aus Höflichkeit mit mir geredet, und jetzt möchte sie ihre Ruhe haben.
So viel zu meinen großen Plänen.
Wenigstens merkt sie nicht, dass ich sie ansehe, wenn sie die Augen geschlossen hat. Also sah Hank sie an. Ihre Haut war glatt und gebräunt, und der Badeanzug betonte jede Kurve, jede Senke und jede Erhebung. Doch der Anblick bereitete ihm wenig Vergnügen. Seine Hoffnungen waren zerschlagen worden, und er empfand nur ein Verlustgefühl.
Du hattest nie eine Chance, dachte er. Sie ist fantastisch, und du bist ein Niemand.
Die Spitze ihrer Zunge kam heraus und befeuchtete die Lippen.
Er konnte diese Lippen förmlich spüren.
Das wird nie geschehen.
»Wenn du es nicht eilig hast«, sagte Chris, »könntest du mit deiner Tochter heute Abend mit uns essen gehen.«
Chris wachte auf. Eigentlich hatte sie nicht einschlafen wollen. Sie wandte den Kopf und sah, dass Hanks Stuhl leer war. Bis auf sein Buch.
Er wird zurückkommen, dachte sie.
Sie fragte sich, wie lange sie gedöst hatte.
Vielleicht ist die Führung vorbei, und er ist gegangen, um seine Tochter zu holen.
Sie hatte keine Lust, sich zu bewegen. Der Sonnenschein fühlte sich an wie eine warme, schwere Decke. Doch sie musste zur Toilette, und der Zeitpunkt war genauso gut wie jeder andere.
Sie setzte sich auf und wischte sich das feuchte Gesicht mit einem Handtuch ab. Dann zog sie die weite weiße Bluse an, knöpfte sie zu und stieg in ihre Sandalen. Um zu signalisieren, dass sie zurückkommen würde, ließ sie ihre Sonnenmilch und die Sonnenbrille auf dem Stuhl liegen. Sie nahm ihre Umhängetasche.
Ich muss nicht in mein Zimmer gehen, dachte sie. Sie könnte die Damentoilette in der Lobby benutzen.
Ignoriere Mordock einfach.
Den Lustmolch.
Lächelnd ging sie zu den Türen. Wieso ist Mordock ein Lustmolch und Hank nicht? Er konnte nicht die Augen von mir lassen. Wo liegt also der Unterschied?
Hank ist süß.
Mordock ist ein Widerling.
Viel größer könnte der Unterschied nicht sein.
Chris drückte eine der Glastüren auf. Als sie in die Lobby trat, sah sie Hank an der Rezeption stehen. Er griff in die Gesäßtasche seiner Shorts und zog die Brieftasche heraus.
Was macht er?
Checkt er ein?
Wegen mir?
Großer Gott, dachte sie. Chris ging in die Damentoilette und trat in eine der Kabinen. Sie stellte ihre Tasche auf die Ablage und hängte die Bluse über die Tür. Die Toilette sah sauber aus, doch sie zog eine Papierabdeckung aus dem Spender, riss den Mittelteil heraus und legte den Ring auf den Sitz. Als sie ihren Badeanzug herunterließ, rutschte eine Seite der Abdeckung herunter und fiel ins Wasser.
»Verdammt«, murmelte sie und warf ihn komplett in die Schüssel.
Sie nahm eine neue Abdeckung, legte sie auf die Klobrille und setzte sich schnell.
Hank nimmt sich also ein Zimmer, dachte sie. Das war auf eine Art erschreckend. Aber auch schön.
Vielleicht hat es nichts mit mir zu tun.
Natürlich. Wir haben uns gut verstanden, und er hat beschlossen, eine Weile zu bleiben, um zu sehen, was sich entwickelt.
Was kann sich denn entwickeln? Er wohnt in Kalifornien.
Vielleicht spekuliert er auf eine gemeinsame Nacht.
Sorry, Kumpel, aber wenn du glaubst, dass ich mit dir ins Bett springe …
Santa Monica wäre kein so übler Ort zum Leben.
Du kennst den Typen nicht einmal. Oder kaum.
Er nimmt sich ein Zimmer.
Großer Gott.
Als sie fertig war, stand Chris auf und zog ihren Badeanzug hoch. Sie schlang sich die Träger über die Schultern, drehte sich um und balancierte auf dem rechten Bein, während sie mit dem linken Fuß die Spülung betätigte.
Es kam ein wenig Wasser, dann riss der Schwall ab. Toll, dachte Chris. Rohrprobleme. Sie fragte sich, ob sie Mordock Bescheid sagen sollte.
Soll es doch jemand anders machen. Ich spreche nicht mit dem Typen, wenn es sich vermeiden lässt.
Sie zog ihre Bluse
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