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Die Familie: Roman (German Edition)

Die Familie: Roman (German Edition)

Titel: Die Familie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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einundzwanzig.«
    »Mein Gott, du musst zehn gewesen sein, als du sie bekommen hast.«
    »Ein paar Jährchen älter«, sagte Chris errötend. »Was ist mit deiner Tochter? Wie alt ist sie?«
    »Paula ist sechzehn.«
    »Ist sie allein runtergegangen?«
    »Ich steh nicht so auf Höhlen. Sie wollte sie sehen. Ich dachte, ich sollte ihr das Erlebnis nicht vorenthalten, nur weil es mich nicht interessiert.«
    »Das ist ziemlich nett von dir«, sagte Chris. »Die meisten Eltern würden so etwas nicht tun.«
    »Die meisten Eltern würden mit ihren Kindern zusammen die Höhle besichtigen.«
    Sie runzelte leicht die Stirn. »Wenn du so empfindest, warum bist du dann nicht mitgegangen?«
    »Ich dachte, ich könnte vielleicht mit einer fantastischen Frau am Pool anbändeln.«
    Oh, Scheiße, warum habe ich das gesagt?
    Chris lachte.
    »In Wirklichkeit«, sagte er, »bin ich etwas klaustrophobisch. Ich fühle mich an engen Orten nicht besonders wohl.«
    Sie sah ihn interessiert an. »War das schon immer so?«
    »Das habe ich vom Militär mitbekommen.« Er spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. »Hast du irgendwelche Phobien?«
    »Einen Splitter ins Auge zu kriegen.«
    »Aua!«
    »Zum Glück ist das noch nie passiert. Aber ich pass auf, dass ich nicht zu dicht an Regale herangehe. Bibliotheken machen mich nervös, was eine Art Behinderung ist.«
    »Warum?«
    »Ich bin Rechercheurin. Auf selbstständiger Basis. Das heißt, ich mache vor allem die Schmutzarbeit für faule Schriftsteller. Und du?«
    »Ich unterrichte.«
    Sie zog die Brauen hoch. »Du siehst nicht gerade wie ein Lehrer aus.«
    »Und du siehst nicht wie eine Rechercheurin aus.«
    »Weil ich keine Brille trage und mein Haar nicht zu einem Knoten gebunden habe?«
    »Unter anderem.«
    Sie errötete erneut. »Wenn du ein Lehrer bist, dann bestimmt Sportlehrer.«
    »Ich eine Sportskanone?«
    »Du trainierst offensichtlich viel.«
    »Ich mache Bodybuilding, um mich von der Arbeit zu entspannen.«
    »Also, was unterrichtest du?«
    »Ich bin Fahrlehrer.«
    »Scheiße, du machst Witze.« Sie begann zu lachen und schlug sich die Hand vor den Mund.
    Jetzt bin ich an der Reihe zu erröten, dachte er, als er spürte, wie ihm heiß wurde.
    »Entschuldigung. Es ist nur so … Fahrlehrer. An der Highschool?«
    Er nickte.
    »Ich kann mir … dich einfach nicht in diesem Job vorstellen. Mein Fahrlehrer war so ein unglaublicher alter Sack. Er hieß Deederding, und so sah er auch aus. Er hatte eine hohe, quäkende Stimme. Und einen nervösen Tick.« Sie ließ ihre linke Wange zucken.
    Mein Gott, sah sie süß dabei aus.
    »Deederding. Er war schrecklich. Aber an sich ist nichts Komisches daran, Fahrlehrer zu sein. Ich hätte nicht lachen sollen.«
    »An sich ist eine ganze Menge Komisches daran. Die meisten Leute lachen darüber. Sie stellen sich eine nervöse Null vor, die ständig zusammenzuckt und sich die Hand vor die Augen hält.«
    »Ich bin mir sicher, dass du nicht so bist.«
    »Ich zucke oft zusammen. Ich halte mir selten die Hand vor die Augen.«
    »Woher kommst du?«, fragte sie.
    »Aus Santa Monica.«
    »Das ist eine weite Reise.«
    »Und woher kommst du?«
    »New York.«
    Hank verspürte einen Stich der Enttäuschung. Wir sind aus unterschiedlichen Enden des Landes. Ich werde sie nie wiedersehen. Heute ist der einzige Tag. Wahrscheinlich.
    »Meine Tochter studiert in Princeton. Sie macht hier einen Sommerjob. Ich hatte sie seit den Frühlingsferien nicht gesehen …« Chris klappte die Lehne ihres Stuhls zurück. Sie legte sich hin und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Wenn du vorhast hierzubleiben«, sagte sie, »warum holst du dann nicht deine Sachen? Es ist nicht nötig, zwei Stühle zu belegen.«
    »Stimmt«, sagte Hank. »Halt mir den Platz frei.«
    Sie lächelte.
    Er stand auf und begann, um den Pool herumzugehen.
    Sie mag mich, dachte er. Mann, warum konnte das nicht zu Hause passieren? Warum kann sie nicht aus Santa Monica oder Brentwood oder so sein? So ein Pech. Ich muss fast fünftausend Kilometer von zu Hause entfernt sein, wenn ich so eine Frau kennenlerne.
    Nicht nur wunderschön, sondern auch nett. Und sie mag mich.
    Und in einer Stunde werden wir abfahren.
    Scheiße.
    Wer sagt denn, dass wir abfahren müssen? Der Gedanke kam ihm unerwartet, verschlug ihm den Atem. Sein Herz klopfte wild.
    Wir könnten heute Nacht hierbleiben. Ich muss uns bloß einchecken, falls sie ein Zimmer frei haben. Paula hätte nicht dagegen. Cooperstown könnten wir

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