Die Familie: Roman (German Edition)
an, hängte sich die Tasche über die Schulter, schloss die Tür auf und trat hinaus.
Hank. Er hat eingecheckt.
Lächelnd schüttelte sie den Kopf.
Der Mann hat wirklich Nerven. Kein Wunder – er ist Fahrlehrer.
Und Darcy hat befürchtet, ich würde mich langweilen.
Sie ging zu einem Waschbecken und drehte den Wasserhahn auf. Es kamen lediglich ein paar Tröpfchen. Sie probierte den anderen Griff, doch es rann trotzdem nur ein dünner Strahl heraus.
Vergiss es, dachte sie.
Sie ging zur Tür und griff nach dem Knauf. Ein Schuss dröhnte in ihren Ohren.
7
Der Mann hinter dem Rezeptionspult gab Hank die Kreditkarte zurück und reichte ihm einen Zimmerschlüssel mit großem Plastikanhänger. »Abreisezeit ist elf Uhr«, sagte er.
»Danke.« Hank drehte sich um und blieb abrupt stehen, als er den Mann sah, der durch die Lobbytür schritt.
Er war ungefähr zwanzig Jahre alt, dick und trug eine Brille. Sein puterrotes Gesicht tropfte vor Schweiß, und die Wangen schwabbelten beim Gehen. Eine brennende Zigarre klemmte zwischen seinen Zähnen.
In jeder Hand trug er einen Eimer.
Die Eimer waren voll. Flüssigkeit schwappte über den Rand.
Hank roch den beißenden Gestank von Benzin.
»Heilige Scheiße«, murmelte er.
»Aus dem Weg«, sagte der Mann mit hoher, mädchenhafter Stimme.
Hank wich vom Pult zurück.
Der Fremde ging darauf zu.
Der Mann vom Hotel wirkte verblüfft. »Ich hab Ihnen doch gesagt …«
»Ich scheiß drauf, was du gesagt hast, Mordock.«
Hank wich weiter zurück.
Der Mann mit der Zigarre stellte einen der Eimer auf den Boden. Er hob den anderen und schwang ihn mit beiden Händen.
Die bernsteinfarbene Flüssigkeit schwappte hinaus und spritzte Mordock, der Augen und Mund fest zukniff, über das Gesicht und die Brust.
»Was hast du mit ihr gemacht?«, fragte der dicke Mann. Er nahm die Zigarre aus dem Mund und schnippte Asche auf das Pult.
Mordock, an dem das Benzin heruntertropfte, starrte ihn blinzelnd an und schüttelte hektisch den Kopf »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass niemand namens Amy Lawson jemals hier eingecheckt hat. Ich habe Ihnen die Kartei gezeigt. Ich habe nie von ihr gehört. Tun Sie die Zigarre weg! Kommen Sie, Mister!«
»Sie war hier.«
»Wenn ihr etwas zugestoßen ist, dann war es nicht meine Schuld. Ich habe nichts damit zu tun.«
»Warum hast du dann ihre Meldekarte weggeworfen?«
»Das stimmt nicht. Ich habe Ihnen gesagt …« Plötzlich hielt Mordock einen Revolver in der Hand.
Hank warf sich zu Boden. Der erste Schuss dröhnte in seinen Ohren, kurz nachdem er landete. Er sah, wie der dicke Mann zuckte und die Zigarre wie einen Dartpfeil warf. Mordock schoss weiter, während die Zigarre auf ihn zuflog. Die Kugeln trafen den dicken Mann. Einige traten am Rücken wieder aus, bauschten sein weißes Hemd auf und ließen Blut herausspritzen. Eine andere erwischte ihn im Gesicht. Sein Hinterkopf platzte auf.
Mordock gab seinen letzten Schuss, der das Ziel zu verfehlen schien, in dem Moment ab, als die Zigarre ihn entzündete.
Er war eine Fackel. Der dicke Mann war von Kugeln zerrissen.
Sie sahen sich einen Augenblick lang an – zwei tote Männer.
Der Dicke fiel nach vorn. Seine Brust stieß gegen die Kante des Pults. Die Knie gaben nach. Als er zusammensackte, knallte sein Kinn auf die Kante, und der Kopf wurde nach hinten geworfen. Er taumelte zur Seite. Seine Schulter traf den Benzineimer auf dem Boden und warf ihn um.
Mordock begann zu schreien.
Hank stemmte sich auf Händen und Knien hoch. Ein Arm legte sich um seinen Rücken.
»Hank! Hank!«
Chris hockte neben ihm.
Er starrte Mordock an und stand auf.
Der Mann brüllte und zappelte mit den Armen. Er stand von Kopf bis Fuß in Flammen, sein Gesicht warf Blasen.
Er sprang über das Rezeptionspult.
»Nein!«, schrie Hank.
Mordock landete mit den Füßen auf dem Bauch des dicken Mannes. Er schwankte, fiel auf die Knie und entzündete dabei die Benzinlache aus dem zweiten Eimer. Brüllend sprang er auf und rannte zur Tür.
Mordock hinterließ brennende Fußabdrücke auf dem Teppich.
Er krachte mit dem Kopf voran durch die linke Glastür, fiel flach auf den Betonboden direkt vor dem Hotel und blieb dort liegen.
Chris rannte bereits zu ihm. Hank folgte ihr, erwischte sie an der Schulter und hielt sie auf.
»Wir müssen ihm helfen!«
»Vergiss es. Er ist erledigt.«
»Was sollen wir tun?«
Ein Wassertropfen fiel auf Chris’ Nase und lief daran hinab.
Hank blickte nach oben. Die
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