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Die Familie: Roman (German Edition)

Die Familie: Roman (German Edition)

Titel: Die Familie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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entfernt.
    »Los«, sagte Hank. »Raus hier.«
    »Sollten wir nicht … Es könnten noch Leute in den Zimmern sein.«
    »Die hätten den Alarm gehört.«
    Chris nickte. Der Alarm hatte nicht lange angehalten, doch er war schrecklich laut gewesen. Niemand konnte ihn verschlafen haben.
    »Und wenn jemand taub ist?«, fragte sie.
    »Weißt du, dass ein Tauber hier ist?«
    »Nein, aber …«
    »Wenn wir rumrennen und an die Türen klopfen, würde er das auch nicht hören.«
    »Nein. Ja. Du hast recht.«
    Hank legte einen Arm um ihre Schultern und führte sie diagonal durch den Raum zu einem der Seitenausgänge. Draußen blinzelte Chris in der Helligkeit. Sie begann, in ihrer Handtasche zu kramen, doch dann fiel ihr ein, dass sie ihre Sonnenbrille am Pool gelassen hatte.
    Hank zog sie mit sich, weiter vom Hotel weg. Leute liefen herum. Es gab eine Menge Autos. Sie begriff, dass sie auf dem Hauptparkplatz hinter der Anlage war.
    Ich bin so desorientiert, dachte sie. Ich muss mich zusammenreißen.
    Sie blieben stehen.
    »Mein Auto«, sagte Hank. »Willst du einsteigen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Dann warte hier, Chris. Ich sehe mich um. Vielleicht hat jemand ein Autotelefon oder CB-Funk.«
    Er eilte davon. Chris lehnte sich gegen die Seite seines Wagens und sah ihm nach. Und machte einen Satz nach vorn, als das von der Sonne aufgeheizte Metall ihr durch den dünnen Badeanzug den Hintern versengte.
    Sie rieb sich über das Gesäß.
    Sie bemerkte, was sie anhatte.
    Na prima, dachte sie. Meine Kleider sind im Zimmer.
    Sie sah zum Hotel. Von außen wäre niemand auf die Idee gekommen, dass darin ein Feuer wütete. Das einzige Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmte, war ein dünner Schleier grauen Rauchs, der auf der anderen Seite in den Himmel stieg – wahrscheinlich drang er aus der Lobbytür, die Mordock zerbrochen hatte.
    Chris überlegte, ob sie in ihr Zimmer gelangen könnte.
    Ich gehe nicht wieder da rein.
    Außerdem könnten die Korridore voller Rauch sein.
    Kein großer Verlust, sagte sie sich. Meine Kleider, aber … oh, Darcy. Darcy hatte einen ganzen Überseekoffer voller Sachen.
    Solange es ihr gut geht …
    Chris erinnerte sich, am Morgen Snow, das Stoffkätzchen, auf Darcys Bett gesehen zu haben. Snow. Der Weihnachtsmann hatte es ihr gebracht, als sie vier war.
    Chris’ Augen füllten sich plötzlich mit Tränen. Sie schlug die Hände vors Gesicht und weinte.
    Ein Familienausflug. Wie bei einer gottverdammten Parade. Daddy hatte den kleinen Jungen auf die Schultern genommen, damit er besser sehen konnte.
    »Haben Sie ein Autotelefon?«, fragte Hank den Mann.
    Der Mann warf ihm einen Blick zu. »Tut mir leid«, sagte er und zeigte zum Hotel. »Siehst du, Andy? Siehst du das Feuer im Fenster?«
    Hank eilte weiter. Ein paar Touristen kurvten in ihren Autos langsam über den Parkplatz und versuchten wegzufahren. Doch die meisten standen herum und beobachteten das Feuer.
    Hank zuckte zusammen, als etwas zerbarst. Er sah zum Hotel. Schwarzer Rauch quoll aus einem Fenster im ersten Stock, vermutlich genau über der Lobby. Das Geräusch musste das Zerspringen der Scheibe gewesen sein.
    Er sah die Klauen der Flammen im Rauch. Sie kletterten an der Außenwand hinauf.
    Jemand drückte Hanks Handgelenk. Eine alte Frau mit runder Brille lächelte zu ihm auf. Die dicken Gläser waren wie Lupen; sie vergrößerten ihre Augen enorm. Das Weiße war gelblich und von roten Äderchen durchzogen. »Wie ist das passiert, Mann? Haben Sie gesehen, wie es angefangen hat?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Wahnsinn, ist das nicht fantastisch?« Sie schüttelte sein Handgelenk, als verlangte sie eine Antwort.
    »Ja«, sagte Hank. »Fantastisch.«
    »Alles löst sich in Rauch auf. Sagt man das nicht so, Mann? Alles löst sich in Rauch auf.«
    »Klar. Entschuldigen Sie mich.« Er befreite sich aus dem knöchernen Griff der Frau und lief davon.
    Nicht weit entfernt saßen ein junger Mann und eine junge Frau auf der Motorhaube eines Jeep Wagoneer. Sie trugen beide Cowboyhüte. Sie hielten beide eine Bierflasche in der Hand. Zwischen den Knien der Frau klemmte eine offene Tüte Chips.
    »Haben Sie ein Autotelefon?«, fragte Hank. »Oder irgendein Funkge…«
    »Nein«, sagte der Mann. »Was gibt’s für ein Problem?«
    »Wir müssen das Feuer melden.«
    »Es wurde noch nicht gemeldet?«
    »Ich glaube nicht. Wir haben versucht zu telefonieren, nachdem es ausgebrochen ist, aber die Leitungen waren tot.«
    »Scheiße, das Mistding wird

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