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Die Farbe der Ewigkeit

Die Farbe der Ewigkeit

Titel: Die Farbe der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Kilborne
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wusste.
    Der Meister trat aus dem Schatten eines umgestürzten Torbogens. Obwohl er nur Bruchstücke von dem Gespräch zwischen dem Jungen und dem Mädchen mitbekommen hatte, reichten diese doch aus, dass er besorgt war.
    Überaus besorgt!
    Es lief nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Nein, ganz und gar nicht. Aber zumindest wusste er nun, dass der Blonde seinem Plan gefährlich werden konnte. Er – und die Kleine. Es wurde Zeit, dass er sich mit ihnen befasste.
    Plötzlich hörte er ein Rascheln ganz in der Nähe, und sein Kopf ruckte herum. Es war nur eine fette, haarige Ratte, die den Fehler begangen hatte, sich aus ihrer Höhle herauszuwagen.
    Mit einer Bewegung, so schnell, dass das menschliche Auge sie nur verschwommen wahrnehmen konnte, packte er den Nager, der sofort anfing, panisch zu quieken. Der Kampf dauerte nur Sekunden, dann erklang ein leises Knirschen, und der Körper der Ratte erschlaffte. Beinahe versonnen streichelte die finstere Gestalt das borstige Fell des toten Nagetiers – nur um es kurz darauf mit Haut und Haar hinunterzuschlingen.
    Im nächsten Augenblick zerriss das schaurige Heulen des Meisters die Stille der Nacht.
    Hope lag auf der Matratze in ihrem Zelt und starrte an die Decke, ohne wirklich etwas wahrzunehmen. Sie hatte das Gefühl, sich selbst nicht mehr zu kennen. Seit Peter war sie keinem Jungen mehr so nahegekommen wie Nick heute Abend. Und sie wusste beim besten Willen nicht, was sie davon halten sollte.
    Er hatte gesagt, dass sein Vater ein gefallener Engel gewesen sei … Gab es so etwas denn wirklich?
    Hope war nicht sonderlich religiös erzogen worden, die Kirche war für sie immer mehr eine Institution gewesen, die die Menschen in ihrem Denken und Handeln beeinflussen wollte, indem sie ihnen Regeln und Gebote vorgaben, die angeblich dem Willen Gottes entsprachen.
    Aber glaubte sie wirklich an Gott? Und an Engel?
    Stöhnend rollte sie sich auf die Seite und schloss die Augen. Sie versuchte den Schlaf herbeizuzwingen – es gelang ihr einfach nicht. Die Geräusche der Nacht erschienen ihr unnatürlich laut. Es raschelte, knackte und scharrte, hin und wieder heulte irgendwo in weiter Ferne ein Tier. Und dann hörte sie auf einmal ein schleifendes Geräusch ganz in ihrer Nähe, und sie erstarrte.
    Es klang, als würde irgendjemand über den Boden auf sie zu kriechen. Plötzlich vernahm sie ein rasselndes Atmen, mühsam und zittrig. Das Blut gefror ihr in den Adern. Sie wagte nicht, sich zu rühren. Wie versteinert lag sie da und lauschte in die Dunkelheit.
    „Hope …“
    Das Flüstern klang so fremd und zugleich so vertraut, dass sich die feinen Härchen auf ihren Armen aufrichteten. Sie kniff die Augen so fest zusammen, dass Sterne vor ihren Netzhäuten zu explodieren schienen.
    Geh weg! Geh weg! Geh doch bitte, bitte weg!
    „Meine liebe, bezaubernde Hope …“
    So hatte Peter sie früher immer genannt. Ein wimmernder Klagelaut entrang sich ihrer Kehle. Hope hatte das Gefühl, jeden Moment den Verstand verlieren zu müssen.
    „Hast du mich denn gar nicht vermisst? Ich denke immer an dich, in meinem feuchten, kalten Grab, Hope …“ Und dann verwandelte sich die sanfte Stimme in ein hasserfülltes Fauchen. „Das Grab, in das du mich gebracht hast, Hope!“
    Eine eiskalte Hand legte sich auf ihre Schulter und riss sie herum.
    Mit einem Schrei schnellte Hope hoch …
    … und fand sich in ihrem Zelt wieder, durch dessen Planen bereits das helle Licht der Morgensonne drang.
    Sie blinzelte irritiert. Das Herz hämmerte ihr bis zum Hals, und ihr Atem ging heftig und stoßweise. Erst nach ein paar Minuten wurde ihr klar, dass sie doch eingeschlafen sein musste und nur geträumt hatte.
    Aufschluchzend barg sie das Gesicht in den Händen. Fast wünschte sie, sich niemals für die Assistentenstelle bei Professor Baxter beworben zu haben. Seit sie in Beirut aus dem Flugzeug gestiegen war, passierten um sie herum lauter schreckliche Dinge, und es schien nichts zu geben, was sie dagegen tun konnte.
    Natürlich nicht – du bist schließlich schuld daran, dass diese Dinge passieren, schon vergessen? Du bringst Unglück, Hope. Unglück!
    Nein!
    Mit zitternden Fingern wischte sie die Tränen fort. Dann sprang sie auf, schlüpfte rasch in ihre Klamotten und verließ ihr Zelt. Eilig lief sie zu den Duschen, doch auch das kalte Wasser half ihr nicht, einen klaren Kopf zu bekommen.
    Am Himmel über dem Tal hatte sich eine dichte dunkle Wolkendecke zusammengezogen. Es war beinahe

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