Die Farbe der Ewigkeit
Stimme. „Miss Fielding! Miss Inglewood! Sind Sie verletzt?“
Nadine schüttelte den Kopf. „Nein, wir sind in Ordnung – und das haben wir diesem jungen Mann hier zu verdanken.“ Sie deutete auf Nick. „Er hat uns gerade noch rechtzeitig aus der Grube gerettet.“ Sie senkte den Blick. „Aber einer der anderen Arbeiter hatte nicht so viel Glück. Die Männer haben ihn ausgegraben, aber es war … nichts mehr zu machen.“
Ganz kurz hatte Hope das Gefühl, dass der Professor Nick ganz seltsam anschaute, doch der Augenblick war vorüber, ehe sie wirklich sicher sein konnte. Und dann schüttelte er Nicks Hand. „Ich bin Ihnen zu großem Dank verpflichtet, Mr …“
„Le Fort“, erwiderte Nick.
„Sie sind Franzose?“ Der Professor zog die Braue hoch. „Tut mir leid, ich weiß, Sie arbeiten für mich, aber ich überlasse sämtliche Formalitäten im Umgang mit den Hilfsarbeitern meinem Assistenten Harun.“
„Schon okay.“ Nick zuckte mit den Schultern. „Meine Mutter stammte aus Frankreich, aber ich bin überall auf der Welt zu Hause.“
„Wie kommt ein Mann wie Sie zu einem Job wie diesem hier?“
Wieder zuckte Nick die Achseln. Hope bewunderte ihn dafür, wie gut er sich im Griff hatte. Warum stellte der Professor ihm so viele Fragen? Diese Unterhaltung erschien ihr fast wie ein Kreuzverhör.
„Ich interessiere mich schon lange für Archäologie, und das hier schien mir eine gute Gelegenheit zu sein, mich mit der Materie vertraut zu machen.“ Er schüttelte sich den Staub aus dem hellblonden Haar. „Aber sollten wir jetzt nicht lieber die Polizei informieren?“
„Die Polizei?“ Professor Baxter blinzelte irritiert. „Aber warum sollte das notwendig sein? Es handelt sich doch ganz offensichtlich um einen tragischen Unfall!“
„Das würde ich so nicht sagen“, entgegnete Nick ungerührt. „Ich habe vorhin, kurz bevor die Steinlawine über der Ausgrabungsstätte niederging, einen Schatten oben auf dem Hügel gesehen. Gut möglich, dass jemand da ein bisschen nachgeholfen hat.“
„Was?“ Schockiert starrte Hope ihn an. „Nick, ist das wirklich wahr?“
Sie konnte nicht glauben, was sie da gerade gehört hatte. Gleichzeitig wurde ihr aber auch klar, dass es so nicht länger weitergehen konnte. Sie musste etwas unternehmen – und wenn sie dazu das Risiko eingehen musste, Nick zu vertrauen, dann war es eben so.
Ihre Blicke begegneten sich, und er nickte unmerklich.
Es war, als hätten sie einen geheimen Bund miteinander geschlossen.
Nachdem die Polizei ihre Verhöre beendet hatte, fuhr Hope am Abend zusammen mit Nick in einem schrottreifen alten Wagen, den er sich von einem der Arbeiter ausgeliehen hatte, in die nächste Stadt.
„Mir ist immer noch nicht klar, was du dir davon versprichst“, sagte Nick, ohne den Blick von der Straße abzuwenden. „Ich glaube, dass alles, was passiert, etwas mit dem Amulett des Lichts zu tun hat. Es muss irgendwo in der Nähe des Camps versteckt sein. Wenn wir etwas finden, dann nur dort!“
Hope nickte. Seltsam, seit sie sich entschieden hatte, endlich ihre passive Haltung aufzugeben, fühlte sie sich wesentlich wohler. Es tat gut, endlich etwas zu unternehmen – auch wenn ihr Vorhaben aus dem Mut der Verzweiflung geboren war und sie sich nicht viele Hoffnungen machte, dass sie auf diese Weise wirklich weiterkamen. Doch es war immer noch besser, als überhaupt nichts zu machen.
„Schätze, du hast recht“, erwiderte sie. „Aber überleg doch mal: Wir wissen so gut wie überhaupt nichts über dieses Amulett. Was sind das für magische Kräfte, die es angeblich besitzen soll? Warum sollte jemand dafür töten, um es in die Hände zu bekommen? Um das herauszufinden, müssen wir recherchieren.“
„Okay, die Idee ist gar nicht so schlecht. Wir sollten es auf einen Versuch ankommen lassen.“
Die Sonne sank bereits dem Horizont entgegen, als sie den kleinen Ort H¸albˉa erreichten. Hier gab es eine Bibliothek, die leider schon geschlossen hatte, und ein Internetcafé. Letzteres betraten Hope und Nick, nachdem sie den Wagen in einer Seitenstraße abgestellt hatten. Da die Tastatur statt mit lateinischen mit arabischen Buchstaben beschriftet war, übernahm Nick das Schreiben.
„Und? Wonach suchen wir zuerst?“
Hope zuckte die Achseln. „Warum fangen wir nicht einfach mit dem Naheliegendsten an: das Amulett des Lichts.“
Die Internet-Suchmaschine spuckte mit dieser Anfrage über fünf Millionen Treffer aus, sodass sie die Suche
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