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Die Farbe der Ewigkeit

Die Farbe der Ewigkeit

Titel: Die Farbe der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Kilborne
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unerträglich schwül. Trotzdem arbeitete Hope wie besessen weiter, der Schweiß lief ihr in Strömen über den Körper.
    Sie war auf eine harte Schicht aus Gestein gestoßen und hatte von der Schaufel auf die Spitzhacke umsteigen müssen. Dabei durfte sie aber nicht einfach wild drauflosschlagen, denn damit hätte sie eventuell vorhandene archäologische Fundstücke beschädigen können. Deshalb war ihre Spitzhacke auch eine Nummer kleiner als die Modelle, die man auf einer gewöhnlichen Baustelle benutzte.
    Für die ersten groben Arbeiten wurden oftmals sogar kleine Bagger und Elektrohämmer eingesetzt. Doch das Werkzeug eines echten Archäologen bestand im Großen und Ganzen aus Schaufel und Hacke, und für die Feinarbeiten kamen Pinsel und Stukkateureisen hinzu.
    Leider beschränkten sich die Funde bei dieser Grabungsstätte bislang auf ein paar Mauerreste, die vermutlich eine Erweiterung der phönizischen Siedlung darstellten, deren Überreste sich ganz in der Nähe befanden. Davon abgesehen war die Ausbeute mit einigen Tonscherben, die erst noch näher untersucht werden mussten, und einer einzelnen Goldmünze ziemlich mager.
    „Hey, Hope, du solltest echt zwischendurch mal eine Pause einlegen“, sagte Nadine, die direkt neben ihr schuftete. Sie schaute über den Rand ihrer Grube hinweg und stützte die Unterarme auf den Laufsteg. „Hast du heute überhaupt schon was gegessen? Du bist ja kreidebleich!“
    „Es geht schon“, erwiderte Hope. „Lass mich einfach nur in Ruhe, okay?“
    „Hey, war ja nur gut gemeint“, entgegnete Nadine eingeschnappt, pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und wandte sich wieder ihrer eigenen Arbeit zu.
    Seufzend legte Hope ihre Hacke weg und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Hör mal, es tut mir leid. Ich hab eine fürchterliche Nacht hinter mir und …“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich wollte dich nicht so anfahren.“
    Nadine lächelte schwach. „Schon okay. Weißt du, ich schlafe im Moment auch nicht besonders gut.“ Zum ersten Mal fiel Hope auf, wie fertig ihre Kommilitonin aussah. Unter ihren Augen lagen große dunkle Ringe, und ihre Haut war von einer bleichen, irgendwie ungesunden Farbe.
    „Geht’s dir denn nicht gut?“, fragte Hope. Sie schämte sich ein wenig dafür, dass sie sich seit ihrer Ankunft im Camp praktisch überhaupt nicht mehr um Nadine gekümmert hatte. Dazu war sie viel zu sehr mit sich selbst und ihren eigenen Sorgen und Problemen beschäftigt gewesen. Dabei musste der Fund des toten Arbeiters für Nadine ein echter Schock gewesen sein.
    „Ich weiß auch nicht … Ich …“ Sie senkte die Stimme. „Ich träume schlecht, seit wir hier im Camp sind. Jede Nacht schrecke ich in Schweiß gebadet aus dem Schlaf, ohne mich daran erinnern zu können, was in meinem Traum passiert ist. Und …“ Sie winkte ab. „Ach, ist nicht so wichtig. Es liegt wahrscheinlich nur an der ungewohnten Umgebung.“
    Hope runzelte die Stirn. „Ich weiß nicht, Nadine, ich würde …“
    In diesem Moment hörte sie Nick brüllen: „Hope! Vorsicht!“
    Alarmiert blickte Hope auf, und ihr stockte der Atem, als sie die Gerölllawine sah, die auf sie zuraste. Sie öffnete den Mund, um zu schreien – da spürte sie plötzlich, wie sich ein Arm um ihren Brustkorb legte und sie nach hinten weggerissen wurde.
    Dann verlor sie den Boden unter den Füßen.
    „Hope? Hope, ist alles okay?“
    Stöhnend versuchte Hope, die Hand abzuwehren, die immer wieder ihre Wange streichelte. Mit einem Schlag kehrte plötzlich die Erinnerung zurück. Sie riss abrupt die Augen auf und schaute direkt in Nicks besorgtes Gesicht. Hinter ihm sah sie Nadine und einige der anderen Arbeiter. Sie ließ sich von Nick aufhelfen. „Was … ist passiert?“
    „Er hat uns gerettet!“, stieß Nadine mit zitternder Stimme aus. „Wir hätten sterben können! Nur ein paar Sekunden später, und die Gerölllawine hätte uns verschüttet, so wie diesen armen Kerl in der Parzelle neben uns.“
    Hope schloss gequält die Augen.
    Schon wieder ein Toter – und wieder hatte es jemanden in ihrer direkten Umgebung erwischt. Sie merkte, wie die Tränen sich hinter ihren geschlossenen Lidern sammelten. Vielleicht wäre es besser gewesen, es hätte sie anstelle dieses Mannes erwischt, dessen Name sie nicht einmal kannte.
    Nick schien zu spüren, wie es in ihr aussah. Zärtlich strich er ihr mit einer Hand das Haar aus dem Gesicht.
    „Was ist hier los?“, erklang Professor Baxters donnernde

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