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Die Farbe der Ewigkeit

Die Farbe der Ewigkeit

Titel: Die Farbe der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Kilborne
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nach der sogenannten „englischen Grabung“ oder Wheeler-Kenyon-Methode vor, bei dem das Gelände in gleichmäßige Quadrate aufgeteilt wurde. Jedem Arbeiter – auch Nadine und Hope – war jeweils ein solches Quadrat zugeteilt worden, und ihre Aufgabe bestand nun darin, diese auszuheben und dabei die Augen nach irgendwelchen ungewöhnlichen Dingen offen zu halten.
    Das Erdreich, das beim Ausheben der einzelnen Gruben anfiel, wurde in streng voneinander getrennte Behälter gefüllt und von einer Gruppe von Hilfsarbeitern noch einmal durchgesiebt, sodass kein archäologisch wertvolles Stück versehentlich auf der Schutthalde landen konnte.
    Stöhnend legte Hope die Handschaufel zur Seite, nahm ihre Feldflasche und trank einen großen Schluck Wasser. Doch wirklich besser fühlte sie sich danach auch nicht.
    Hinzu kam, dass sie bisher noch nicht die kleinste Tonscherbe gefunden hatte, was sie noch zusätzlich frustrierte. Dabei wusste sie, dass die Arbeit einer Archäologin nun einmal so aussah: langatmige Vorarbeit und Recherche, gefolgt von zäher Fleißarbeit in Verbindung mit Staub, Schweiß und schmerzenden Knochen – und der Lohn für diese Strapazen war auch nicht immer garantiert, denn oft genug blieben am Ende die wirklich spektakulären Funde aus.
    Sie beschloss, eine kurze Pause einzulegen, und setzte sich auf den Laufsteg, der ihre etwa anderthalb mal anderthalb Meter große Grube umgab, und ließ die Beine hinunterbaumeln. Nach einem weiteren Schluck Wasser, den sie sofort wieder auszuschwitzen glaubte, ließ sie ihren Blick über die Ausgrabungsstätte schweifen.
    Wie es schien, war sie nicht die Einzige, die bisher kein Glück gehabt hatte. Hier draußen schien es nur Sand, Staub und Felsen zu geben. Vielleicht täuschte sich der Professor ja, und an diesem Ort gab es überhaupt nichts von historischem Wert.
    Die Polizei war zwischenzeitlich wieder abgerückt. Viel hatten die Beamten wohl nicht herausgefunden. Es gab keine Augenzeugen, und niemand wusste, ob dieser Khalid Karimi irgendwelche Feinde gehabt hatte. Der einzige Anhaltspunkt war der Streit mit Professor Baxter. Glücklicherweise war Inspektor Shalhoub zu dem Schluss gekommen, dass nur ein kompletter Narr eine solche Tat kurz nach einer Auseinandersetzung begehen würde, die zudem auch noch alle Welt mitbekommen hatte.
    Plötzlich fiel ein dunkler Schatten auf Hope und riss sie aus ihren Überlegungen. „Hey, Hope.“
    Sie zuckte erschrocken zusammen. Als sie Nick erblickte, rappelte sie sich auf und funkelte ihn wütend an. Sie wusste, dass sie sich nicht besonders fair verhielt, gerade weil er ihr bisher immer nur geholfen hatte. Dennoch – irgendetwas hielt sie davon ab, ihm zu vertrauen.
    Vielleicht weil sie spürte, dass er ein düsteres Geheimnis mit sich herumzutragen schien.
    „Was soll das?“, fuhr sie ihn an. „Warum bist du hier? Verfolgst du mich etwa?“
    Er seufzte. „Können wir uns vielleicht irgendwo in Ruhe unterhalten?“
    Störrisch verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Ich halte das für keine besonders gute Idee.“
    „Du bist ziemlich misstrauisch dafür, dass ich dir schon einmal das Leben gerettet habe.“
    Hope stieß einen Seufzer aus. „Und dafür danke ich dir auch. Aber in den letzten Tagen sind zwei Menschen auf mysteriöse Art und Weise gestorben – und ich habe keine Lust, genauso zu enden wie sie.“
    „Hör mal, wenn ich dich tot sehen wollte, dann hätte ich dich neulich in Tripoli auch einfach der Dschinniya überlassen können. Außerdem …“
    „Der – was?“
    „Nicht hier“, sagte er. „Wir treffen uns nach Sonnenuntergang drüben bei den Ruinen, einverstanden?“
    Ohne Hopes Antwort abzuwarten, ging er. Vermutlich wusste er ebenso gut wie sie selbst, dass sie auf jeden Fall kommen würde.
    Als sie zurück in die Grube stieg, um ihre Arbeit fortzusetzen, bemerkte sie, dass Professor Baxter sie von der anderen Seite der Ausgrabungsstätte her anstarrte. Doch im nächsten Augenblick schaute er auch schon wieder weg. Hatte sie sich das gerade nur eingebildet?
    Vor knapp einer halben Stunde war die Sonne hinter den Gipfeln des Qurnat as Sawdˉa’ versunken und schien den Himmel in Flammen gesetzt zu haben. Inzwischen waren das feurige Rot und das glühende Purpur verflogen und hatten dem dunklen Blau des Nachthimmels Platz gemacht.
    Hope trat aus ihrem Zelt und blickte sich im Lager um. Aus einem der Zelte, in denen die Arbeiter zusammenwohnten, drangen Musik, Gesang und

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