Die Farbe der Ewigkeit
selbst interpretieren. Bei dir war das gerade allerdings nicht besonders schwer.“ Er trat auf sie zu, legte ihr einen Finger unters Kinn und hob ihr Gesicht an, sodass sie ihm direkt in die Augen blicken musste. „Dich plagen immer noch Gewissensbisse wegen deines Freundes, das ist überdeutlich.“
Hope hatte große Schwierigkeiten, einen klaren Gedanken zu fassen. Das unglaubliche Grün seiner Augen schien sie gefangen zu halten. Sie wurde mitgerissen von einem Strudel, der sie immer tiefer und tiefer hineinzog in dieses smaragdfarbene Meer, bis alles um sie herum verblasste und es nur noch sie gab – Nick und Hope. Zitternd atmete sie ein, als Nick wie zufällig eine Hand auf ihre Hüfte legte und sie zu sich heranzog.
„Hope …“
Sie schlang die Arme um seinen Nacken und vergrub die Finger in seinem weichen, hellblonden Haar, das im Mondlicht silbern schimmerte. Für einen kurzen Moment hielt die mahnende Stimme ihrer Vernunft sie noch zurück, doch im Grunde wusste Hope längst, dass es längst zu spät war.
Nick verschloss ihren Mund mit seinen Lippen. Jeder seiner Küsse ließ ihre anfängliche Zurückhaltung weiter schwinden, bis schließlich alle Dämme brachen.
Sie dachte nicht mehr an Peter.
Sie dachte an überhaupt nichts mehr.
Sie fühlte nur noch.
Sengende Hitze pulsierte durch ihre Adern, ihr Herz hämmerte wie verrückt. Ihre Brust hob und senkte sich heftig, während sie ihm weiter in die Augen schaute, die jetzt verhangen waren vor Leidenschaft.
Bist du sicher, dass du das wirklich willst? Denk daran, wer er ist. Was er ist!
Es kümmerte sie nicht. Sie wollte Nick, und es gab kein Zurück mehr für sie.
Hope war bereit, auch die letzte Grenze mit ihm zu überschreiten. Etwas, das für sie seit Peters Tod niemals infrage gekommen war.
Nick hob sie auf seine Arme und trug sie, ohne den Kuss zu unterbrechen, zu einer knorrigen Zeder, in deren Schatten er sie nun bettete. Der harzige Duft des Baumes berauschte sie. Über ihr funkelten die Sterne am wolkenlosen Nachthimmel; es war, als befände sie sich mitten in einem wunderbaren Traum. Mit beiden Händen glitt sie unter Nicks Hemd, strich mit ihren Fingern über seine glatte Brust. Es war ein herrliches Gefühl, so neu und aufregend, zugleich aber auch ungemein vertraut.
Sie wollte mehr. Wollte, dass dieser Moment niemals endete.
Und dann löste Nick sich plötzlich von ihr. Er richtete sich auf, fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und seufzte leise. „Hope, ich weiß nicht … Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.“
Sie war sich nicht sicher, ob sie enttäuscht oder erleichtert sein sollte. Ein Teil von ihr wollte genau dort weitermachen, wo sie gerade aufgehört hatten. Sich verlieren in einem Strudel der Leidenschaft, ohne einen Gedanken an die möglichen Konsequenzen zu verlieren. Auf der anderen Seite ging ihr das alles viel zu schnell. Immerhin war sie seit Peter mit keinem Jungen mehr zusammen gewesen …
Trotzdem erfüllte sie ein leises Gefühl von Bedauern, als sie kurz darauf wieder hinter Nick auf das Motorrad stieg. Sie war doch nicht etwa dabei, sich zu verlieben?
Hast du vollkommen den Verstand verloren?
Nick war froh, dass Hope hinter ihm auf der Maschine saß. Sie sollte nicht merken, wie aufgewühlt er war.
Um ein Haar hätte er all seine Prinzipien über Bord geworfen und mit ihr geschlafen. Dabei gab es mindestens eine Million guter Gründe, warum er sich auf keinen Fall mit ihr einlassen durfte. Seltsamerweise dachte er dabei nicht an seinen Auftrag, sondern vor allem daran, sie zu beschützen.
Zum Beispiel vor Ashael.
Der Mörder seiner Eltern war ihm sehr dicht auf den Fersen, und er wusste auch von Hope. Wenn Nick es zuließ, dass zwischen ihnen ein emotionales Band entstand, machte er damit nicht nur Hope zur Zielscheibe, er brachte auch sich selbst in Gefahr.
Wer liebte, der war verwundbar, das hatte er am Beispiel seiner Eltern nur allzu deutlich gesehen. So war sein Vater bei dem verzweifelten Versuch gestorben, seine Frau und sein Kind vor Ashael und seinen Leuten zu retten. Nick fürchtete, dass er selbst schon jetzt, nach so kurzer Zeit, zu viel für Hope empfand, um sie einfach ihrem Schicksal überlassen zu können, wenn es darauf ankam.
Doch selbst wenn es für ihn kein Zurück mehr gab – wollte er Hope wirklich denselben Qualen aussetzen, die er selbst erlitten hatte? Ein Dasein auf der Flucht und in der ständigen Angst, entdeckt zu werden. Nie wusste er, wie lange er an
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