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Die Farbe der Ewigkeit

Die Farbe der Ewigkeit

Titel: Die Farbe der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Kilborne
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Erstes ein Foto von Shelly. Sie strahlte in die Kamera, ihre blauen Augen leuchteten. Für einen Moment konnte Hope das Bild nur fassungslos anstarren. Irgendwie konnte sie immer noch nicht richtig begreifen, dass Shelly tot war. Ebenso wenig wie Nadine – dabei hatte sie deren Leiche sogar mit eigenen Augen gesehen.
    Sie waren beide noch so jung gewesen und hatten erst am Anfang ihres Lebens gestanden. Aus eigener leidvoller Erfahrung wusste Hope jedoch, dass das Schicksal auf solche Dinge keine Rücksicht nahm. Peter war noch keine zwanzig gewesen, als er starb.
    Hope schluckte und blätterte um. Bei dem nächsten Blatt handelte es sich um den Fragebogen, den jeder Bewerber um die Assistenzstelle hatte ausfüllen müssen. Die Auswertung von Shellys Antworten war nicht sonderlich positiv ausgefallen. Auf Anhieb erkannte Hope, dass ihre verstorbene Kommilitonin die meisten fachlichen Fragen falsch oder gar nicht beantwortet hatte. Und bei denen, die dabei helfen sollten, ihre Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit zu beurteilen, hatte sie kaum besser abgeschnitten, wie aus den hastig gekritzelten Randnotizen deutlich wurde. Als Fazit stand zusammenfassend unter dem Fragebogen nur ein einziges Wort: ungeeignet.
    Stirnrunzelnd schüttelte Hope den Kopf. Wenn Shelly überhaupt nicht qualifiziert gewesen war, als Forschungsassistentin für Professor Baxter zu arbeiten, warum hatte sie die Stelle dann bekommen?
    Natürlich wusste Hope, dass Shelly aus einer wohlhabenden und einflussreichen Familie stammte. Vielleicht hatte ihr Dad seine Beziehungen spielen lassen, um seiner Tochter einen Wunsch zu erfüllen. Doch das hätte wiederum bedeutet, dass sowohl die Uni als auch Professor Baxter selbst käuflich gewesen wären.
    Aber war das wirklich so unwahrscheinlich, wie es sich im ersten Augenblick anhörte? Nein, eigentlich nicht. Staatliche Unis wie die Nevada State waren auf private Spendengelder angewiesen, um ihren schmalen Etat aufzubessern, und Professor Baxters Ausgrabungen wurden auch regelmäßig von irgendwelchen Sponsoren mitfinanziert, die sich dann am Ende auch ein wenig im Glanz seines Erfolgs sonnen durften.
    Hope klappte die Akte zu, steckte sie zurück in die Schublade und holte die nächste heraus. Es war die von Nadine. Mit vor Aufregung zitternden Fingern blätterte sie gleich bis zum Fragebogen vor, unter dem in roter Tinte prangte: bedingt geeignet.
    Da stimmte doch etwas nicht! Nadine stammte weder aus einer mächtigen Familie, noch verfügte sie über einflussreiche Freunde am Campus. Und es hatte mindestens drei Dutzend Bewerber um die Assistenzstelle gegeben, von denen sicher mindestens die Hälfte überdurchschnittlich qualifiziert gewesen war.
    Warum also hatte Nadine den Job bekommen? Und weshalb Shelly?
    Mit ihren Qualifikationen hatte es anscheinend nichts zu tun. Unwillkürlich fragte Hope sich, ob auch sie aus anderen Gründen als bisher angenommen für das Projekt ausgewählt worden war. Sie steckte Nadines Akte weg und wollte gerade ihre eigene herausnehmen, als sie hörte, wie die Plane vor dem Zelteingang zur Seite geschoben wurde.
    „Dürfte ich wohl erfahren, was Sie an meinen Unterlagen zu suchen haben?“, erklang die dröhnende Stimme von Professor Baxter.
    Erschrocken wirbelte Hope herum.
    „Ich …“ Hope musste sich zwingen, nach außen hin ruhig zu bleiben. Ihre Gedanken überschlugen sich. „Harun hat mich gebeten, einige Dokumente aus Ihrem Zelt zu holen und zu Ihnen zu bringen. War … war das etwa nicht in Ordnung?“
    Misstrauisch beäugte der Professor sie. Mit langen Schritten durchquerte er den Raum und nahm den Stapel Papiere vom Tisch, den er Hope vor die Nase hielt. „Das waren die Unterlagen, um die ich Harun gebeten hatte. Wollen Sie mir ernsthaft erzählen, dass Sie sie nicht gefunden haben?“
    Ihr schoss das Blut ins Gesicht. „Ich … Es …“, stammelte sie unsicher. Sie befand sich in einer ziemlich unangenehmen Situation. Ganz egal, was sie jetzt sagte, es würde nicht besonders glaubhaft klingen. Sie beschloss, die Flucht nach vorn anzutreten. „Professor, dürfte ich Sie fragen, wer für die Auswahl Ihrer studentischen Forschungsassistenten verantwortlich ist?“
    Baxter zog eine Braue hoch. „Und warum interessiert Sie das?“ Er zuckte die Achseln. „Aber schön, es ist ja kein Geheimnis: Da meine Zeit zu kostbar ist, um sie mit der Durchsicht sämtlicher Bewerbungen und eingegangener Fragebögen zu verschwenden, habe ich Harun mit dieser Aufgabe

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