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Die Farbe der Gier

Die Farbe der Gier

Titel: Die Farbe der Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe der Gier
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die Augen zu schauen, die von Romney, Lawrence, Reynolds, Lely und Keller lebensecht festgehalten worden waren. Victoria war sich bewusst, dass sie sie allesamt enttäuscht hatte. Sie musste ihrer Schwester schreiben und sie von ihrer Entscheidung in Kenntnis setzen, bevor sie sich zu Bett begab.
    Arabella war so klug und so vernünftig. Wenn ihre geliebte Zwillingsschwester nur einige Minuten früher geboren worden wäre, dann hätte sie das Anwesen geerbt und das Problem zweifellos mit beträchtlich mehr Schwung gehandhabt.

    7
    Schlimmer noch, sobald Arabella die Neuigkeit erfuhr, würde sie sich weder beschweren noch Protest einlegen. Sie würde einfach weiterhin die für die Familie typische
    Unerschütterlichkeit zur Schau stellen.
    Victoria schloss die Schlafzimmertür, durchquerte den Raum und legte Dr. Petrescus Bericht auf ihren Schreibtisch. Dann löste sie ihren Haarknoten und verbrachte die nächsten Minuten damit, sich die Haare zu bürsten. Anschließend entkleidete sie sich und zog ein seidenes Nachthemd an, das eines der Zimmermädchen am Fußende ihres Bettes ausgebreitet hatte. Zu guter Letzt schlüpfte sie in ihre Pantoffeln, setzte sich an den Schreibtisch und nahm den Füllfederhalter zu Hand.
    WENTWORTH HALL
    10. September 2001
    Meine liebste Arabella, schon viel zu lange habe ich diesen Brief hinausgezögert, denn du solltest als Letzte die beunruhigende Neuigkeit erfahren. Als unser lieber Papa verstarb und ich das Anwesen erbte, dauerte es eine Weile, bis mir das ganze Ausmaß der Schulden, die er angehäuft hatte, bewusst wurde. Ich furchte, meine mangelnde Erfahrung in geschäftlichen Angelegenheiten, dazu die exorbitante Erbschaftssteuer, trugen zu dem Problem noch das ihrige bei.
    Ich glaubte anfangs, die Lösung darin zu finden, noch mehr Kredite aufzunehmen, aber das hat die Sache nur verschlimmert. Es kam so weit, dass ich fürchtete, aufgrund meiner Naivität müsse unser Familiensitz veräußert werden.
    Aber nun kann ich Dir voller Freude mitteilen, dass sich eine Lösung eröffnet hat. Am Mittwoch treffe ich mich mit …

    8
    Victoria glaubte, gehört zu haben, wie hinter ihr leise die Schlafzimmertür geschlossen wurde. Sie fragte sich, wer vom Personal die Frechheit besaß, das Zimmer ohne anzuklopfen zu betreten.
    Bis Victoria sich umgedreht hatte, um nachzusehen, um wen es sich handelte, stand die Frau bereits neben ihr.
    Victoria sah zu der Fremden auf, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Sie war jung, schlank und noch kleiner als Victoria. Sie hatte ein süßes Lächeln, das sie verletzlich erscheinen ließ. Victoria erwiderte das Lächeln. Erst da fiel ihr das Küchenmesser in der rechten Hand der Frau auf. »Wer …«, fing Victoria an, doch da schoss die Hand schon nach vorn, packte sie an den Haaren und riss ihren Kopf gegen die Lehne.
    Victoria spürte die schmale, rasiermesserscharfe Klinge auf der Haut ihres Halses. Mit einer einzigen, raschen Bewegung schlitzte ihr die Klinge den Hals auf.
    Sekundenbruchteile, bevor Victoria starb, schnitt ihr die junge Frau das linke Ohr ab.

    9
    11. SEPTEMBER
    10
    2
    ANNA PETRESCU drückte auf den Knopf des Weckers neben ihrem Bett. 5 Uhr 56 verkündete die Leuchtanzeige. Weitere vier Minuten und der Wecker hätte sie mit den Frühnachrichten geweckt. Aber nicht heute. Die ganze Nacht hatte sie gegrübelt.
    Und als sie schließlich aufwachte, hatte Anna beschlossen, was sie tun würde, falls der Vorsitzende ihren Empfehlungen nicht nachkommen sollte. Sie schaltete den automatischen Weckruf ab, sprang aus dem Bett und ging direkt ins Badezimmer. Anna verharrte etwas länger als gewöhnlich unter dem kalten Strahl der Dusche. Sie hoffte, dadurch vollständig wach zu werden. Ihr letzter Liebhaber – Gott allein wusste, wie viel Zeit seitdem vergangen war – hatte es für amüsant gehalten, dass sie immer vor ihrer morgendlichen Joggingrunde zu duschen pflegte.
    Nachdem Anna sich abgetrocknet hatte, zog sie ein weißes T-Shirt und blaue Shorts an. Obwohl die Sonne noch nicht aufgegangen war, musste sie die Vorhänge ihres kleinen Schlafzimmers nicht aufziehen, um zu wissen, dass auch dieser Tag wolkenlos und sonnig werden würde. Sie schloss den Reißverschluss des Oberteils ihres Trainingsanzugs, auf dem noch ein blasses ›P‹ zu sehen war, wo sie den aufgestickten, leuchtend blauen Buchstaben aufgetrennt hatte. Anna wollte den Umstand, dass sie einst Mitglied des Laufteams der University of Pennsylvania gewesen war, nicht

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