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Die Farbe Der Leere

Die Farbe Der Leere

Titel: Die Farbe Der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Webb
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eine Zeitlang mit verwahrlosten und missbrauchten Kindern zu tun hast, machst du entweder schlimme Witze darüber oder du drehst durch.« Bisher hatte Annie weder das eine noch das andere getan.
    Die Mittagszeit neigte sich dem Ende zu, die Menge sickerte allmählich nach draußen. Katherine musste zurück ins Büro, doch sie blieb noch sitzen und trank den lausigen Kaffee, bitter im Mund wie geschmolzener Stahl. Sie gingen nicht mehr so oft zum Essen raus wie früher – dies war ein rares Vergnügen. Seit sie bei jeder Rückkehr ins Gebäude durch die Metalldetektoren mussten, schien der Weg zum Mittagessen oft nicht den Aufwand wert.
    Eine Gruppe von Männern in Anzügen passierte ihre Sitzecke auf dem Weg nach draußen. Diane streckte den Arm aus und legte einem von ihnen ihre lange schmale Hand auf den Arm (sie sollte wirklich Klavier spielen mit diesen Fingern, dachte Katherine). »Dan! Dan Mendrinos. Wie geht's dir, Junge?«
    Der große dünne Mann mit dem traurigen Gesicht und den tiefen Furchen um den Mund blickte mit leichtem Lächeln auf Diane herunter. Einer aus der Heerschar von Dianes Freunden, nahm Katherine an.
    Graziös rutschte Diane auf der Bank ein Stück weiter, ohne die Hand vom Arm des Mannes zu nehmen, so dass ihm nichts anderes übrig blieb, als sich neben sie zu setzen.
    »Das da rechts ist Annie O'Connor. Zur Linken siehst du Katherine McDonald, von der ich dir erzählt habe. Ladys, dies ist …«
    »Dan Mendrinos«, sagte Katherine, »wir haben es gehört.«
    Diane überging die Unterbrechung gnädig. »Ich war im Begriff, euch zu erklären, dass er ermittelnder Staatsanwalt ist.« Der in Dianes Stimme mitschwingende Unterton einer wichtigen Verlautbarung weckte Katherines Argwohn. In den Monaten seit Katherines Trennung von ihrem Mann hatte Diane schon mehrfach Andeutungen gemacht, dass es Zeit sei, sich auf etwas Neues einzulassen. Katherine hatte diese Andeutungen geflissentlich überhört.
    »Schön«, sagte sie und blickte demonstrativ auf ihre Uhr, »ich sollte wirklich machen, dass ich wieder an die Arbeit komme.«
    Das war wahr. Sie hatte ein Kind als Zeugen zu befragen, ehe sie sich um ihre Anklageerhebungen kümmern konnte. Es kam nicht jeden Tag vor, dass sie vor dem Gerichtstermin Gelegenheit erhielt, mit einem Zeugen zu sprechen. In diesem Fall wurde das Kind zu einer psychologischen Begutachtung vorgeführt, die sein gerichtlich bestellter Vormund arrangiert hatte, und Katherine würde es möglich sein, mit dem Jungen zu reden.
    »Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen«, sagte sie rasch zu Mendrinos, warf ein paar Scheine auf den Tisch, um ihren Teil der Rechnung zu decken, und eilte zur Tür hinaus.
    Mendrinos sah Diane an. »Gehe ich recht in der Annahme, dass sie von dem Auftrag nicht gerade begeistert ist?«
    Diane lachte. »Ich hab ihr noch gar nichts davon erzählt, also ist sie nicht deshalb weggerannt. Ich rede heute Nachmittag mit ihr, sie wird dich dann anrufen. Mach dir keine Sorgen. Ich sag dir doch, sie ist die Richtige.« Diane berührte Annies Arm. »Erinner mich daran, dass ich ihr nachher noch was erzählen muss. Ich glaube, ich hab heute Morgen unten im Warteraum ihren Mann, ihren Exmann, gesehen.«
    »Hat er nach ihr gesucht?«
    Diane zuckte die Achseln. »Er weiß, wo ihr Büro ist, und im Übrigen auch, wo meins ist. Er hätte eine Nachricht dalassen können, wenn er das gewollt hätte.«
    »Dann muss er hier einen Fall haben.«
    Diane zog ein Gesicht. »Sehr unwahrscheinlich. Barry Worth in der Bronx? Am Familiengericht? Er macht in Fusionen und Übernahmen, bei einer großen Kanzlei in der Nähe der Wall Street.« Sie dachte einen Moment nach. »Vielleicht war er es auch gar nicht. Diese weißen Jungs in Anzügen. Für mich sehen die alle ziemlich gleich aus.«
    Ihre Absicht war, Mendrinos zum Lachen zu bringen, aber der hörte sie gar nicht. Er sah durchs Fenster zu, wie Katherine die Sheridan Avenue überquerte. Die Schnittkante ihre glatten braunen Haare schwang knapp über dem weißen Kragen ihrer schlichten Hemdbluse. Sie trug ein graues Jackett, Hosen und flache Schuhe. Er sah ihr nach, bis sie im Eingang des Familiengerichts verschwand, wo die Tür sich hinter ihr schloss und sie seinem Blick entzog.

2
    Wenn man nur lange genug für die Stadt arbeitet, dachte sie, als sie sich in dem Büro umsah, das sie mit Annie im siebten Stock des Familiengerichtsgebäudes teilte, kriegt man obendrein auch noch das hier: ein schäbiges, fensterloses Kabuff

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