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Die Farbe der Liebe

Die Farbe der Liebe

Titel: Die Farbe der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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begleitete Aurelias Schritte auf dem schmalen Pfad, der sie zu der Lichtung führte. Dort war es so hell, dass sie erst geblendet war und sich die Augen reiben musste.
    Die hellen Lichter, die auf den Zweigen von hunderten Bäumen steckten, strahlten wie Millionen bunte Sonnen. Und überall liefen aufgeregte und lachende Menschen hin und her. Sie trugen Kostüme, eines prächtiger und zauberhafter als das andere. Stoffe schimmerten, knautschten oder bauschten sich luftig, waren schwer und vornehm oder leicht und fließend und gingen wellenartig ineinander über. Es war die pure Schönheit in Bewegung mit viel zu vielen flüchtigen Details, die Aurelia nicht analysieren oder in dem Zauber des Augenblicks nicht aufnehmen konnte.
    Viele Gäste, die so rasch an Aurelia vorbeizogen, dass sie kaum einen bleibenden Eindruck hinterließen, ähnelten in ihren Verkleidungen Wesen aus dem Königreich der Tiere – da gab es Vögel mit buntem Gefieder, Hunde (oder Wölfe, was sich nur schwer auseinanderhalten ließ), Pferde, sogar Löwen und andere Raubkatzen mit pfiffigen Masken und entsprechendem Fell; auch Satyrn, Faune und Sagengestalten waren dabei, die Aurelia nicht benennen konnte. Ein Stier stolzierte voller Überheblichkeit einher, wenn es denn ein Stier sein sollte, was Aurelia trotz der Hörner auf seinem Kopf nicht sagen konnte. Jedenfalls war es ein hochgewachsener Mann in einschüchternder Lederkluft, der einige nackte Frauen an Leinen hinter sich herschleifte. Jede hatte eine Nummer auf der rechten Arschbacke. Ein Krieger in Uniform zog einen Karren mit zwei barbusigen Meerjungfrauen, die sich auf einem Wasserkissen räkelten. Ihnen folgte ein Zentaur, halb Pferd, halb Mann mit breitem Brustkorb.
    Als Aurelia näher trat, rückten die Gäste ehrfürchtig bei seite, als wüssten sie von ihr und wollten ihr den Weg zu der Mitte der hell erleuchteten Lichtung frei machen. Doch nie mand sprach sie an oder wagte es gar, sie zu berühren, als ge hörte dies alles zu einem ausgearbeiteten Szenario. Als wäre ihre Geschichte schon längst geschrieben und niemand in der Lage oder willens, sie noch zu ändern, nun, da Aurelia tatsächlich auf der Insel und Gast des Balls war.
    Eine Gruppe winziger Frauen hatte sich an den Händen gefasst und zog erst in fröhlichem Reigen dahin und tanzte schließlich im Kreis. Abgesehen von einem Lilienblütenkranz im Haar waren sie völlig nackt. Erst nach einer Weile fiel Aurelia auf, dass unter ihnen jede nur denkbare Haarfarbe vertreten war: Blondinen von hell bis dunkel, Brünette von tiefstem Ebenholz bis zum vertrauten warmen Erdton und Rotschöpfe, rangierend zwischen der Glut des Feuers und schmeichelnder Kastanie.
    Unter fröhlichem Lachen zogen sie anmutig ihre Kreise. Als Aurelia näher kam, sah sie, dass jede von ihnen, so klein sie auch war, alle Merkmale einer Frau aufwies: Brüste mit festen Nippeln, kleine, aber schön geformte und wohlproportionierte Gliedmaßen, runde Hüften, einen festen, hoch angesetzten Hintern. Bei näherem Hinschauen wirkten ihre Züge erwachsen und wissend, gezeichnet von den Erfahrungen des Lebens. Dabei hatte Aurelia sie wegen ihrer zierlichen Körper zunächst für deutlich jünger gehalten. Und dass an ihnen kein Schamhaar zu sehen war, lag nicht an der fehlenden Geschlechtsreife, sondern war Hinweis auf eine dauerhafte Haarentfernung, die das Rasieren überflüssig machte.
    »Unsere Ball-Maîtresse ist wieder da!«, rief eine Frau mit schriller Vogelstimme. Daraufhin öffneten die winzigen Tänzerinnen den Kreis und begrüßten Aurelia in ihrer Mitte.
    Die größte unter ihnen – sie überragte die anderen nur um Haaresbreite – trat zu Aurelia, sank vor ihr auf die Knie, bot ihr einen wie aus dem Nichts herbeigezauberten Blütenkranz dar und gab ihr zu verstehen, sie solle ihn sich auf den Kopf setzen. Er passte Aurelia wie angegossen, und als sie sich das Haar richtete und eine Strähne aus der Stirn strich, wurde ihr sanft, aber entschlossen das dünne Kleid vom Körper gezogen. Bis auf den Blütenkranz war Aurelia nun nackt. Ihrer war aus dunkelroten Blüten gewunden und hob sich von den weißen Lilien der winzigen Frauen deutlich ab.
    Sie alle betrachteten Aurelia voll Bewunderung. Warum nannten sie sie »unsere Ball-Maîtresse«?
    Ihre beiden Herzen, das am Handgelenk und das an ihrer Scham, waren nun feuerrot. Gleich darauf spürte sie in ihrem Körper vertraute Empfindungen, die sie mit unkontrollierbarer Wucht überkamen. Doch

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