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Die Farbe der Nacht: Roman (German Edition)

Die Farbe der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Farbe der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madison Smartt Bell
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Bildschirmen, ließ das Licht auf meinem Körper spielen. Irgendwie fühlte ich mich dadurch hübsch, was selten vorkommt.
    Ich hatte die Jalousien im Wohnwagen geschlossen, hockte vor meinem Fernsehwagen und bearbeitete die Pause-Taste, bis das Laufwerk des Videorekorders quietschte. Nach vier Stunden hatte ich ein perfektes Zweistundenband zusammenmontiert, ohne Kommentare oder Interviewgequatsche oder Lauftext am unteren Bildrand. Dann lehnte ich mich zurück und sah es mir an. Die Flugzeuge rissen Stücke aus den Flanken der Türme, die herrlichen orangegelben Flammenwände tosten auf, und die Sterblichen wurden aus den glitzernden Fenstern geschleudert wie wirbelnde Seifenflocken in einer Schneekugel. Der Turm erbebte, bockte, wallte auf und stürzte prasselnd in sich zusammen.
    Reißt es nieder. Reißt es nieder. Noch mal. Noch mal.
    Ich legte meine Kleidung ab und stellte mich nackt vor den großen Spiegel der Badezimmertür. Mein Körper hat nur wenige jener Verwüstungen erlitten, die das Fleisch sterblicher Frauen heimsuchen. Ich habe nur wenige Falten, und noch ist so gut wie nichts erschlafft. Ich hatte noch nie Gewichtsprobleme. Meine Brüste waren immer lediglich Andeutungen, rundeten kaum den Umriss des Brustkorbs ab, sie sind noch fast so hoch und fest, wie sie es in meinem Frühling waren. Mein Haar benötigt chemische Hilfe, um schwarz zu bleiben. Das Haar um meine Vulva ist grau, aber das macht nichts; wenn ich ficke, dann im Dunkeln.
    Der Wohnwagen schwankte im Wüstenwind. Ich zog ein Shirt an und eine Hose mit Kordelzug. Draußen war es wieder Nacht. Ich nahm das Gewehr und ging in die Wüste.

8
    Warum ich die Wüste nicht liebe. Warum ich nicht. Warum ich nicht liebe. Wo ich aufwuchs, war es nass und fruchtbar und saftig grün. Rote-Erde-Land mit glitschigem rotem Schlamm und voller Ranken. Wenn wir Indianer spielten, malten wir uns umbrabraune Streifen aus Lehm auf die Wangenknochen. Wenn wir auf der Straße auf den behäbigen Schulbus warteten, warfen wir scharfkantige Steine nach Schlangen. Kudzu überwucherte alles, riss ganze Bäume nieder.
    Kein Schnee im Winter, aber Regen, Regen. Aus Regenrinnen floss roter Schlamm in den Garten, und im Bach wimmelte es nur so von Schnappschildkröten und den fetten, glatten Salamandern, die wir rote Würstchen nannten. Türen klemmten, und die Fenster verzogen sich, und das Regenwasser perlte und strömte über die Scheiben, bis du das Gefühl hattest, in einer Taucherglocke zu sein. Im Sommer war die Luft so schwül, dass sich das Atmen anfühlte wie Ertrinken. Wir waren dann mit dicken Schweißschichten wie mit Schellack überzogen. Jede Hautfalte klebte zusammen und löste sich schmatzend.
    Samstags schob Dad oder Terrell den Mäher ratternd durch den Garten, während drinnen Ventilatoren klapperten und die schwere Luft umschaufelten und der Schwarz-Weiß-Fernseher in einer Ecke des Wohnzimmers plärrte. Mom kochte den ganzen Tag über grüne Bohnen, bis sie weich und gummiartig waren, mit glitschigen weißen Zwiebelringen, roter Paprika und Schmalz, das sie in einer Dose sammelte. Hinter dem Haus stand eine Garage mit Spitzdach, deren weiße Farbe rissig war und abblätterte. Aus dem Wald dahinter schob sich massenhaft Kudzu heran und umschlang das Dach, als würde ein Riesenkrake ein Schiff angreifen. Ein Tentakel ringelte sich um das Mansardenfenster und tastete mit der Spitze unter den Holzrahmen.
    Drinnen hing ein alter Tennisball an einem Stück Angelschnur, damit Dad den Wagen zentimetergenau parken konnte, ohne die Stoßstange gegen die Holztreppe an der Rückwand zu rammen. In der Mansarde hatte Terrell seinen alten Pfadfinderschlafsack auf ein gelbes Stück Schaummatratze gelegt, das modrig, feucht und miefig roch. In einer Ecke tat ein verkohlter Aluminiumtopf sein Bestes, um das Wasser aufzufangen, das durch das undichte Dach hereintropfte. Die Kletterranke, die durchs Fenster gedrungen war, verteilte Ausläufer über die feuchte Gipskartonwand. Ein paar verrostete Nagelspitzen lugten aus den schrägen Dachbrettern. An anderen Nägeln hatte Terrell das Luftgewehr aufgehängt und das alte Bajonett und den falschen Schrumpfkopf, von dem er behauptete, er wäre echt. In einer Ritze waren eine halbe Packung Newport, ein Kartenspiel mit nackten Frauen und einige Minifläschchen Jack Daniel’s versteckt, die irgendwer mal in einem Flugzeug bekommen hatte. Terrell hatte auch ein paar Panzer von Dosenschildkröten und einen kleinen

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