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Die Farbe der See (German Edition)

Die Farbe der See (German Edition)

Titel: Die Farbe der See (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan von der Bank
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Mann fällt von einer Leiter, der andere landet in meinem Cockpit – und sagt den entscheidenden Winddreher an! Vielleicht sollte ich mich bei Ihrer bezaubernden Tischnachbarin dafür bedanken, dass sie dieser glücklichen Fügung ein wenig auf die Sprünge geholfen hat?«
    Unter herzlichem Lachen für dieses elegante Bonmot stand von Wellersdorff auf und hob sein Glas in Linas Richtung.
    »Meine Herren!«, rief er. »Auf das Wohl von Fräulein Sønstebye aus Stockholm! Auf ihre Schönheit und ihre glückliche Hand bei der Wahl des rechten Mannes!«
    Die übrigen Segler folgten seinem Beispiel und tranken Lina zu. Diese quittierte den Trinkspruch, indem sie nun ihrerseits das Glas hob.
    »Was die Schönheit angeht, lieber Herr Konteradmiral, so fühle ich mich natürlich sehr geschmeichelt«, sagte sie mokant. »Was die glückliche Hand betrifft, so möchte ich Sie doch bitten, mir das nächste Mal einfach jemanden zu schicken, der – wie sagt man auf Deutsch? – schwindelfrei ist.«
    Damit hatte sie unbestritten die Lacher auf ihrer Seite, und wer von den ausländischen Seglern den Wortwechsel in Deutsch nicht hatte verstehen können, ließ ihn sich eilig von seinem Sitznachbarn ins Englische oder Holländische übersetzen.
    In diesem Augenblick, da Lina der strahlende Mittelpunkt der illustren Regattagesellschaft war, blickte sie Ole unvermittelt an und lächelte ihm verschwörerisch zu. Ihm allein!
    Plötzlich lag ein goldenes Glitzern über allem. Das gleiche goldene Glitzern, das Ole an diesem Morgen auf dem Wasser der Förde gesehen hatte. Es war der Augenblick, in dem Ole sich unsterblich in Lina verliebte.
    Und es sollte für lange Zeit der letzte helle, unbeschwerte Moment sein. In Oles Leben, aber ebenso in dem aller anderen.
    Noch bevor die allgemeine Heiterkeit abgeklungen war und sich die Gespräche wieder anderen Dingen zuwandten, betrat ein Marineoffizier in Uniform den Saal. Er sah sich unsicher um, entdeckte den Konteradmiral und ging auf ihn zu. Von Wellersdorff hörte sich aufmerksam an, was ihm der andere ins Ohr flüsterte. Sein Gesicht verriet dabei kaum etwas, aber Ole schien es, als wäre es plötzlich eine Nuance bleicher geworden. Der Konteradmiral sah auf die Uhr. Dann stand er auf und klopfte abermals an sein Glas.
    »Meine Herren, meine Dame, ich fürchte, ich muss Sie noch einmal um Aufmerksamkeit bitten! Es ist … es scheint etwas von absoluter Wichtigkeit vorgefallen zu sein.«
    Alle verstummten. Auf einer Anrichte in der Nähe des Tisches befand sich ein großer Volksempfänger, der hier selten benutzt wurde. Von Wellersdorff ging hinüber, schaltete ihn ein und drehte an der Frequenz, bis er den Großdeutschen Rundfunk gefunden hatte. Dann stellte er die Lautstärke hoch, bis jeder im Raum die Stimme des Sprechers erkannte. Sie gehörte unverkennbar Joseph Goebbels.
    Unwillkürlich hielt Ole die Luft an. Wenn der Propagandaminister persönlich im Radio zu hören war, musste es tatsächlich um etwas Wichtiges gehen.
    »… liegt es im natürlichen Interesse des Deutschen Reiches«, rollte es im sattsam bekannten Goebbels’schen Tonfall aus dem Lautsprecher, »jene uns verbundenen Völker, allen voran Italien und Japan, in wahrer Freundschaft und aufrichtiger Brüderlichkeit um uns zu scharen. Nun aber ist es durch den nimmermüden Einsatz und das große diplomatische Geschick unseres Führers Adolf Hitler gelungen, jenen außenpolitischen Freunden ein weiteres starkes Mitglied hinzuzugewinnen.«
    Die rhetorische Kunstpause, die Goebbels – ein ausgewiesener Meister seines Fachs – an dieser Stelle einlegte, verfehlte auch im Kommodoresaal des Yachtclubs seine Wirkung nicht. In der angespannten Stille schien sich das Knistern des Äthers auf die Luft im Raum zu übertragen.
    »Geleitet vom Wunsche, die Sache des Friedens in Europa zu festigen und zu befördern«, fuhr Goebbels fort, »unterzeichnete heute, am späten Nachmittag des 23. August, die deutsche Reichsregierung, vertreten durch unseren Außenminister Joachim von Ribbentrop, einen gemeinsamen Vertrag zur nachbarschaftlichen Freundschaft und zur künftigen Vermeidung jeglicher kriegerischer Handlungen und Angriffe unserer beiden Völker gegeneinander mit der Regierung der Union der sozialistischen Sowjetrepubliken.«
    Ein Pakt mit Stalin!
    Das Raunen, das dieser Enthüllung folgte, glich bei vielen einem schmerzhaften Aufstöhnen und steigerte sich in wenigen Momenten zu einem regelrechten Tumult, der die weitere

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