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Die Farbe Des Zaubers

Die Farbe Des Zaubers

Titel: Die Farbe Des Zaubers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Kehle.
    »Denk gut nach, Innos!«
    Es war Zalbar. Innos hatte seinen Niedergang vom Hauptmann der Höllenhunde zum Säufer mit nur soviel Interesse verfolgt, als daß er eine Pritsche weniger richten mußte. Jetzt jedoch blitzten die Augen des Höllenhunds mit einer Wildheit wie in alter Zeit. Innos beschloß, nicht zu lügen, welche Frage Zalbar ihm auch stellen mochte — genau wie die Beobachter auf der Straße entschieden hatten, den Höllenhund nicht mehr auszulachen, als er von Ischade zurückkehrte.
    »A-aber, Hauptmann! Ich habe nichts getan!«
    »Denk gut nach!« befahl Zalbar erneut. »Erinnere dich, es ist ein paar Jahre her. Ich kam von einer Audienz beim Prinzen zurück — so verstört, daß ich fast außer mir war. Ich gab dir etwas und befahl dir, dich seiner geziemend zu entledigen. Erinnerst du dich?«
    »Ja-a ... Es war der Kopf Eures Freundes Razkuli.«
    »Wo ist er?«
    »Ich habe ihn natürlich begraben. Genau, wie Ihr es befohlen hattet.«
    Die Schwertspitze drückte, und Blutstropfen sickerten Innos Hals hinunter.
    »Lüg mich nicht an! Ich weiß genau, daß er nicht beerdigt wurde!«
    »Aber - wenn Ihr es gewußt habt ...«
    »Ich habe es erst heute abend erfahren. Also, wo ist er?«
    »Bitte, tötet mich nicht! Ich hätte nie ...«
    »Wo ist er? Es ist wichtig, Mann!«
    »Ich habe ihn verkauft ... ans Haus der Peitschen und Ketten. Sie benutzen Totenschädel als Zierat.«
    Innos wurde zurückgeschmettert und schloß die Augen, als Zalbar das Schwert zum Hieb hob.
    Nach einem kurzen Moment wagte er ein Lid ganz leicht zu heben.
    »Nein, ich kann dich nicht umbringen, Innos«, sagte Zalbar leise. »Ich hätte wissen müssen, daß ich in dieser Stadt niemandem trauen kann. Ich hätte mich selbst um den Kopf kümmern müssen.«
    Er fixierte Innos mit einem harten Blick, und der Knecht sah, daß er freudlos lächelte.
    »Trotzdem«, fuhr er ruhigen Tones fort, »rate ich dir, deine Sachen zu packen und die Stadt zu verlassen - heute nacht noch. Ich bin vielleicht nicht mehr so verständnisvoll, wenn ich dich das nächstemal sehe.«
    Zalbar klopfte nicht einmal, sondern stürmte durch die Tür des Hauses der Peitschen und Ketten. Es war sein erster Besuch in diesem besonderen Hurenhaus, in das Kunden mit Gelüsten kamen, die selbst für Freistatt abartig waren, aber sein Zorn überwog seine Neugier. Als die Besitzerin empört auf ihn zurannte, um ihm ihre Meinung zu sagen, erklärte er knapp und bündig:
    »Ihr habt einen Totenschädel als Teil Eurer Ausstattung hier. Ich will ihn haben!«
    »Aber Hauptmann, wir verkaufen unseren Zierat nie. Diese Dinge sind zu schwierig zu ersetzen ...«
    »Ich sagte nicht, daß ich ihn kaufen möchte«, grollte Zalbar. »Ich nehme ihn mit — und ich rate Euch, mir nicht den Weg zu verstellen!«
    Sein Blick schweifte durch die Halle, ohne auf die Mädchen zu achten, die ihn aus halbverborgenen Nischen beobachteten.
    »Diese Kohlenschale mit den glühenden Eisen — ist feuergefährlich. Ich könnte Euer Haus sogleich schließen, Madame, und ich bezweifle, daß Ihr die Gesetzwidrigkeiten so rasch beheben könntet, wie ich sie 97
    finde, wenn Ihr das Haus je wieder öffnen wollt.«
    »Aber ... Oh, nehmt das dumme Ding! Nehmt sie alle oder sucht Euch einen aus. Es ist mir egal.«
    »Alle?«
    Zalbar wurde jetzt erst bewußt, daß mindestens ein Dutzend Totenschädel von Simsen und Wandbrettern rings um die Halle auf ihn herabstarrten.
    »Ihr seid zu gütig, Madame.« Er seufzte schwer. »Wenn ich euch vielleicht auch noch um einen Sack bitten dürfte?«
    Der Rest der Nacht war gnädigerweise verschwommen für Zalbar, da Erschöpfung und Schock seine Sinne betäubten. Ischade hatte, bis Zalbar zurückkam, Kurd wiederbelebt, was sich als glücklicher Umstand erwies, denn der Vivisezierer war von unschätzbarer Hilfe, als sie sich der makaberen Aufgabe gegenübersahen, aus den vielen Totenschädel den zu finden, der zu Razkulis gehörte.
    Zalbar begrub dann die vollständige Leiche seines Freundes selbst, da er nicht wußte, ob er der Nekromantin trauen konnte. Er schaufelte das Grab weit entfernt von den Friedhöfen unter einem Baum, den sie beide kannten. Als seine Aufgabe erledigt war, taumelte er ins Aphrodisiahaus zurück und schlief ungestört mehr als einen Tag.
    Als er erwachte, schienen ihm die Ereignisse so vage und bizarr, daß er sie als Fiebertraum hätte abtun können, wenn nicht zweierlei gewesen wäre: Erstens riß sein Plagegeist Razkuli ihn nie wieder

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