Die Farbe Des Zaubers
halte.«
Der Höllenhund runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht. Heißt das, daß Ihr ihn kennt?«
»Er hat mir hin und wieder — ausgeholfen.« Ischade zuckte die Schultern. »Also, was kann ich tun, Euch zu helfen?«
Zalbar bemühte sich zu begreifen, was Ischade sagte, aber sein Verstand kam nicht hinter den tieferen Sinn. Schließlich gab er es auf und kehrte zu seinen eigentlichen Fragen zurück.
»Könnt Ihr mir sagen, was vorgeht? Was meinte Razkuli, als er sagte, er könne nicht >übersetzen«
»Aus irgendeinem Grund sitzt sein Geist zwischen dem Reich der Lebenden und dem der Toten fest. Etwas hindert ihn daran, seine Ruhe zu finden, und er möchte, daß Ihr ihm auf der irdischen Ebene helft.«
»Aber wie? Was soll ich tun?«
»Das weiß ich nicht so genau. Es gibt mehrere Möglichkeiten, aber ich habe keine Ahnung, welche ihm nutzen würde. Das beste ist wohl, ihn selbst zu fragen.«
Zalbar richtete sich auf seinem Stuhl auf und schaute sich nervös in dem Gemach um. »Heißt das, daß Ihr seinen Geist beschwören wollt? Hier? Jetzt?«
Ischade schüttelte den Kopf. »Erstens geht es so nicht. Ich beschwöre keine Geister... Ich schicke einen Beauftragten oder hole sie persönlich. In diesem Fall jedoch glaube ich, daß wir den Geist nicht behelligen, sondern anderen Methoden folgen sollten, um die nötige Auskunft zu erlangen. Wie Ihr vermutlich bemerkt habt, sind Geister nicht sonderlich wortgewandt. Außerdem bin ich eben erst von einem ähnlichen Unternehmen zurück, und ich will verdammt sein, wenn ich so rasch wieder zur Hölle gehe.«
»Wie bitte?« Der Höllenhund zog verständnislos die Brauen hoch.
»Schon gut, war nur ein kleiner Scherz. Ich meinte, daß wir mehr Glück haben, wenn wir ganz einfach seine Leiche beleben und fragen, was das Problem ist.«
»Seine Leiche?« echote Zalbar dumpf.
»... Natürlich wird jemand sie holen müssen. Wißt Ihr, wo Razkuli begraben wurde?«
»Im Gottesacker des Standorts, nördlich der Stadt — das Grab ist deutlich gekennzeichnet.«
»Gut. Dann werdet Ihr ja keine Schwierigkeiten haben, es zu finden. Sobald Ihr sie hierhergebracht habt, können wir ...«
»»Ich?« rief Zalbar entsetzt. »Ihr könnt doch von mir nicht erwarten,
daß ich ein Grab öffne.«
»Und warum nicht?«
Der Gedanke, eine verwesende Leiche auszugraben, entsetzte Zalbar. Trotzdem zögerte er erstaunlicherweise, seinen Ekel vor dieser Frau zu zeigen, die so gleichmütig von der Belebung von Leichen sprach und von Besuchen in der Hölle.
»Hm ... Ich bin ein Höllenhund und gehöre dadurch zum Gefolge des Prinzen«, sagte er statt dessen. »Ertappte man mich dabei, würde eine Anklage wegen Grabschändung zu einem Skandal führen.«
Haught, der in einer Ecke stand, schnaufte verächtlich. »Offene Straßenkämpfe, da sollte sich die Obrigkeit mit einer lächerlichen Graböffnung befassen? Ich bezweifle, daß überhaupt eine Gefahr der Entdeckung besteht!«
»Dann holt doch Ihr die Leiche, wenn Ihr so sicher seid, daß es risikolos ist!« brauste Zalbar auf.
»Ja, das ist eine gute Idee.« Ischade nickte. »Lauf schon los, Haught, und bring uns den Inhalt von Razkulis Grab. Mit ein bißchen Glück ist das Problem bis zum Morgengrauen behoben.«
»»Ich?« Haught verzog finster das Gesicht. »Aber ...«
»Du!« befahl Ischade unerbittlich. »Sofort!«
Haught wollte aufbegehren, überlegte es sich dann aber offenbar und schmetterte ohne ein weiteres Wort die Tür von außen zu.
»Nun, Hauptmann«, schnurrte Ischade und richtete die verschleierten Augen auf Zalbar. »Während wir warten, könnt Ihr mir sagen, was Ihr von dem Bündnis zwischen Beysibern und Nisibisi haltet.«
In der folgenden Stunde, während er besorgt auf Haughts Rückkehr wartete, gewann Zalbar die feste Überzeugung, daß Ischade an Irrsinn litt. Die törichte Frau glaubte doch tatsächlich, daß die Ankunft der Beysiber in Freistatt zu einem Komplott der Nisibisi gehörte - diese Meinung beruhte offensichtlich auf der Beobachtung, daß beide Kulturen Schlangenkult betrieben. Zalbars Bemühung, ihr klarzumachen, daß die Beysiber kleine Vipern benutzten, während militärischen Berichten nach die Nisibisi mit mannsgroßen Riesenschlangen arbeiteten, stieß auf taube Ohren. Es hatte sogar den Anschein, als verstärkten seine Argumente Ischades Überzeugung, daß sie die einzige war, die den wahren Durchblick hatte, was die Geschehnisse in Freistatt betraf.
Zalbar vermutete, daß ihre
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