Die Farbe Des Zaubers
bei diesen Verwandlungen.« Der Fremde schauderte, als er sich in den Umhang wickelte. »Vor allem bei einem solchen Wetter. Aber manchmal ist es in anderer Gestalt sicherer.«
Lalo bemerkte nun den blauen Schein der Macht. Ein fast welpenhafter Eifer dämpfte den Stolz im Gesicht des Fremden, der auch die Spur Wehmut nicht ganz verbergen konnte - verriet sie, daß seine ganze Magie ihm nicht das bringen konnte, was er sich am meisten ersehnte?
»Was wollt Ihr von mir, Magier?«
»Oh, nennt mich doch einfach Randal, Meister Maler ...« Der Zauberer grinste. Er strich sein nasses Haar zurück, als wolle er seine Ohren verstecken. »Und was ich will, seid Ihr , oder vielmehr Freistatt will Euch ...«
Lalo versuchte seiner Verwirrung durch einen weiteren Schluck Glühwein Herr zu werden. Er hatte von diesem Zauberer der Hasardklasse gehört, der mit den Stiefsöhnen zusammenarbeitete, doch während der Wochen, da Lalo sich bemüht hatte, Magie von den Priestern Savankalas zu lernen, war der tysianische Magier nicht auffindbar gewesen. (8) Er hatte ihn nie zuvor gesehen.
Randal fummelte an seinem Halsband und brachte eine eng zusammengerollte Leinwand zum Vorschein.
Mit diesem selbstsicheren Grinsen, das bereits anfing, Lalo auf die Nerven zu gehen, breitete er sie auf dem Tisch aus.
»Erkennt Ihr diese Zeichnung?« Es war das Bild von dem Söldner Niko, hinter dem zwei weitere Gesichter so unerwartet erschienen waren. (9)
Lalo schnitt eine Grimasse. Er kannte es nur zu gut und wünschte sich, nicht zum ersten Mal, er hätte nie zugelassen, daß Molin Fackelhalter das verdammte Ding nahm. Seither hatte er deshalb jedenfalls keine Ruhe mehr gehabt. Diese Tatsache sowie die Erkenntnis, daß die Tempellehrer gar nicht wußten , wie sie ihn ausbilden sollten, hatte ihn wieder heimgetrieben.
»Wo habt Ihr es her?« erkundigte er sich verärgert. »Ich dachte, Seine Hochnäsigkeit hütete es besser als ein Goldstück.«
»Ich borgte es aus«, antwortete Randal. »Seht es Euch an!« Er hielt die Zeichnung vor Lalos Nase. »Ist Euch bewußt, was Ihr da getan habt?«
»Das hat Molin mich auch ständig gefragt — sprecht doch mit ihm!«
»Vielleicht kann ich Eure Antworten besser verstehen, als er.«
»Die Antworten sind alle nein!« sagte Lalo barsch. »Ich weiß nicht, was geschieht, wenn man eines meiner Porträts vernichtet. Ich habe nie versucht, ein Bild zu beleben, und ich habe nicht vor, herumzuexperimentieren. Nicht nach dem schwarzen Einhorn ... Ihr seid Magier — sagt mir, was ich tun kann!«
»Das werde ich vielleicht«, entgegnete Randal gewinnend. »Wenn Ihr uns dafür helft.«
»Uns? Wer ist >uns« Lalo beäugte ihn mißtrauisch. Zwar brauchte er dringend Kenntnisse, aber er hatte entsetzliche Angst, benutzt zu werden.
Diesmal war es Randal, der mit der Antwort zögerte. »Jeder, der möchte, daß die Ordnung in Freistatt wieder hergestellt wird«, sagte er schließlich.
»Indem die Fischäugigen verjagt werden? Meine Tochter dient bei einer der Damen im Palast. Sie sind nicht alle schlecht ...«
Randal zuckte die Schultern. »Wer ist das schon?« Dann runzelte er die Stirn. »Wir wollen nur nicht, daß sie über uns herrschen, das ist alles. Aber die Beysiber sind nicht das größte Problem ...« Sein langer Finger tippte auf das Frauengesicht auf dem Bild, dieses aufwühlend schöne Gesicht, dessen Augen denen des schwarzen Einhorns glichen.
»»Sie ...« , zischte der Zauberer. »»Sie steckt hinter allem! Wenn wir sie vernichten — ja auch nur im Zaum halten können, läßt sich alles andere vielleicht in Ordnung bringen!«
»Tut es, wenn Ihr wollt«, schnaubte Lalo. »Es war schon schlimm genug, ihr Bild zu zeichnen. Führt Eure Kriege allein — sie gehen mich nichts an!«
Randal seufzte. »Ich kann Euch nicht zwingen, aber andere werden es möglicherweise versuchen. Dann werdet Ihr wünschen, daß Ihr Verbündete habt.«
Lalo starrte verdrossen in seinen Wein. »Auch Drohungen richten bei mir nichts aus, Magier!«
Ein kurzes Schweigen setzte ein. Randal fummelte wieder an seinem Halsband.
»Ich drohe Euch nicht«, sagte er schließlich. »Das ist nicht nötig. Nehmt dies ...« Aus dem scheinbar unerschöpflichen Fach in seinem Hundehalsband kramte er nach einem zusammengelegten Tuch. Es öffnete sich, als er es herauszog, und Lalo sah einen schreienden Regenbogen in Rot und Blau und Gelb und Schwarz und Grün. »Damit könnt Ihr die Stadt durchqueren, falls Ihr doch gern meine
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