Die Farbe Des Zaubers
sein Schwert neugeschliffen und er selbst wieder in Form war, würde er sehen, was er tun konnte, damit einem Höllenhund in Uniform wieder der nötige Respekt gezollt wurde. Vielleicht konnte er auch Arman und Quag dafür gewinnen. Es war an der Zeit, daß sie ein wenig über ihre gemeinsame Zukunft als Höllenhunde nachdachten.
Doch zuerst mußte er erledigen, weshalb er hierhergekommen war — und in seiner gegenwärtigen Verfassung war er nicht imstande, mehr als einen Plan gleichzeitig auszuführen. Er hob eine Faust, klopfte an Ischades Tür und wunderte sich über das ungewöhnliche Laubwerk in ihrem Garten.
Die Stille um das Haus war unheimlich, und er wollte bereits noch einmal klopfen, hauptsächlich, um irgendeinen Laut zu hören, als die Tür einen Spalt geöffnet wurde und ein Männerauge ihn anfunkelte.
»Wer seid Ihr, und was wollt Ihr so früh am Morgen?«
»Ich bin Zalbar, einer von Prinz Kadakithis' Leibwächtern«, erwiderte er scharf, wie er es früher gewohnt gewesen war, »und bin hier, um ...« Abrupt unterbrach er sich und warf einen verstohlenen Blick auf den nunmehr dunklen Himmel. »Früh am Morgen? Verzeiht, aber die Sonne ist erst vor kurzem untergegangen.«
»In diesem Haus wird lange geschlafen. Wir waren in letzter Zeit sehr beschäftigt«, kam die brummige Antwort. »Was wollt Ihr?«
»Ich möchte mit der Dame sprechen, die als Ischade bekannt ist.«
»Handelt es sich um eine dienstliche Angelegenheit oder um eine persönliche?«
Zalbar überlegte, ob er bluffen sollte, doch ihm fiel nichts ein, womit er seinen Fragen einen dienstlichen Anstrich geben könnte.
»Persönlich«, gestand er schließlich.
»Dann kommt zu einer passenderen Zeit wieder. Sie hat Besseres zu tun als ...«
»Laß ihn schon ein, Haught«, erklang eine gebieterische Stimme. »Ich bin ohnehin bereits wach.«
Der Türwächter bedachte Zalbar mit einem letzten, finsteren Blick, dann trat er zur Seite, um ihn einzulassen.
Der erste Gedanke, als Zalbar in Ischades Wohnzimmer trat, war, daß er schon ordentlichere Schlachtfelder gesehen hatte. Dann nahm er die verstreut herumliegenden Dinge richtig wahr und änderte seine Meinung. Er hatte einmal einen Angriff auf eine Bande Bergräuber geleitet, die dabei gewesen waren, eine reiche Karawane auszuplündern. Danach hatte es ähnlich ausgesehen wie hier: kostbare Ware war wirr verstreut worden, ohne Rücksicht auf ihren Wert. Ein fürstliches Vermögen war durch die Unachtsamkeit vernichtet worden...
Er sagte sich, daß er Ischade nicht mögen würde. Die viele Zeit, die er in Palästen und Freudenhäusern zugebracht hatte, hatte ihn gelehrt, Kostbarkeiten zu schätzen, die er sich selbst nie würde leisten können, und den nachlässigen Umgang mit ihnen als persönliche Kränkung zu empfinden. Edelleute kümmerten sich wenigstens um ihr Spielzeug — oder hatten Diener, die es für sie taten.
»Was kann ich für Euch tun, Hauptmann?«
Er drehte sich um und sah eine schwarzhaarige Frau eintreten, die dabei war, einen Gürtel um ihr schwarzes Gewand zu schnüren.
»Ischade?«
»Ja.«
Nun, da sie vor ihm stand, wußte Zalbar plötzlich nicht mehr so recht, was er sagen sollte.
»Ich wurde gebeten, mit Euch zu sprechen ... von einem Geist.«
Der Mann an der Tür stöhnte abfällig. Ischade warf ihm einen Blick zu, der in der Armee als Waffe hätte benutzt werden können.
»Setzt Euch, Hauptmann. Es ist wohl das beste, Ihr erzählt mir Eure Geschichte von Anfang an.«
Zalbar ließ sich abwesend auf dem angebotenen Stuhl nieder, während er seine Gedanken zu ordnen versuchte.
»Ich hatte einen Freund ... Er wurde vor einigen Jahren getötet. Er sucht mich heim. Das erste Mal bald nach seinem Tod, doch dann erschien er lange nicht wieder, und ich dachte schon, es wäre ein böser Traum gewesen. In letzter Zeit aber kommt er sehr häufig — jedesmal, wenn ich schlafen will. Er sagt, er brauche meine Hilfe, um überzusetzen, was immer das bedeutet. Er riet mir, mit Euch zu reden — damit Ihr mir sagen könnt, wozu er anscheinend nicht in der Lage ist. Deshalb bin ich hier.«
Ischade hörte ihm mit geschürzten Lippen und abwesendem Blick zu.
»Euer Freund. Erzählt mir von ihm.«
»Er war ein Höllenhund wie ich. Er hieß Razkuli ...«
Zalbar hätte weitergesprochen, doch Ischade hob plötzlich eine Hand zur Stirn und massierte sie, während sie das Gesicht verzog.
»Razkuli. Daher kenne ich Eure Uniform. Aber er ist keiner von denen, die ich
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