Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
Vom Netzwerk:
ab.
    »Ja?«
    »Monmir?«
    »Wer sonst?« Seiner Stimme merkte man die Verärgerung kaum an. Er konnte den Blick nicht von dem Blatt Papier wenden. Der letzte Anruf. Vor einer Viertelstunde. Dazwischen lagen Welten.
    »Der Architekt hat ein Treffen anberaumt.«
    »Seit wann steht das in der Macht des Architekten?« Monmir war mit dem trägen Tonfall seiner Stimme zufrieden. Trotz der Angst, die an ihm nagte, hallte darin eine gewisse Arroganz nach.
    »Die Mehrheit ist ebenfalls dafür.« Der Anrufer machte eine Pause. »Außerdem ist er der Architekt.«
    »Ja, das ist er wohl.« Der Architekt war schon immer anders gewesen. Monmir war nicht sicher, ob er ihn eigentlich leiden konnte. »Und wann?«
    »Ein Jet ist zu Ihnen unterwegs.«
    »Selbstverständlich.« Monmir wollte schon auflegen, als seinBlick auf das Fax fiel. »Noch etwas«, sagte er leise. »Sie können ihm mitteilen, dass ich offenbar Bauchspeicheldrüsenkrebs habe. Im Endstadium.«
    Der Anrufer schwieg lange. Monmir überraschte das nicht. Angst war ansteckend. Schließlich legte der andere auf.
    Nachdem er aufgelegt hatte, starrte er lange auf seine Untersuchungsergebnisse, bevor er das Blatt sorgfältig zerknüllte und in den Papierkorb warf. Er wünschte nur, seine Hände hätten dabei weniger gezittert.

1
    Es war die Hölle auf Erden.
    Ein Feuer wütete, schwarzer Rauch erstickte den klaren blauen Himmel und brüstete sich in einer dunklen Glocke mit der Zerstörung am Boden darunter. Glas splitterte, als die Hitze seinen Willen brach. In den Trümmern lagen still die Leichen, deren Arme und Beine in unmenschlichen Winkeln abstanden, ihrer Würde beraubt. Andere irrten verloren umher, ohne ihre Umgebung zu erkennen, bleiche Schatten ihrer selbst, beschmiert mit roten Streifen, wo Verletzungen über die Dreckkruste triumphierten, die sich von Fall zu Fall als tödlich erweisen würden oder nicht.
    Ein farbloser Mann in den Vierzigern – weder zu groß noch zu klein, nicht zu viel von irgendwas, aber von allem ein bisschen – taumelte ins Bild. Mit großen Augen fiel er auf die Knie, während das Blut aus dem Krater an seiner Schulter, wo eben noch sein Arm gewesen war, auf den schmutzigen Asphalt pumpte. Er senkte den Blick auf seinen ruinierten Anzug und öffnete den Mund. Einen Augenblick lang kam das Chaos in seiner unmittelbaren Nähe zum Stillstand, bevor er umkippte. Ich hätte den nächsten Bus nehmen sollen. Hätte heute zu Hause arbeiten sollen. Sein Blick leugnete noch die unausweichlichen Tatsachen, als das Licht darin erlosch. Niemand rannte zu ihm. Im Hintergrund heulten leise die Sirenen, neue Schreie wurden laut; in der Ferne rief eine Frau klagend um Hilfe, ihre Stimme mono im Stereo des Todes. Sie drückte den reglosen Körper eines Kindes an sich, der halb in verdrehtem Metallschrott klemmte, der früher vielleicht ein Auto oder Teil eines Busses gewesen sein mochte. Das war schwer zu sagen.Der Bildschirm, auf dem sich diese Szenen abspielten, fand keinerlei Beachtung bei der kleinen Gruppe von Männern und Frauen, die sich auf ihre Laptops konzentrierten und ihre Telefone bedienten.
    »Mobilfunknetze abgeschaltet.«
    »Alle?«
    »Erledigt.«
    »Gut.«
    »Falls sie es wirklich damit auslösen.«
    »Scheiße, die von der S-Bahn haben gemeldet, es hätte Stromstöße auf mehreren Linien gegeben.«
    »Glaubt den Mist immer noch jemand?«
    »Niemand in der Nähe eines Fernsehers. Die Ansprache der Premierministerin wird gleich gesendet.«
    »Holt die Leute aus den Bussen.«
    »Aus welchen Bussen?«
    »Aus allen. Aus allem, was sich bewegt und Leute an Bord hat. Raus mit ihnen, sofort.«
    Weitere Telefone klingelten und in dem kleinen unterirdischen Raum bewegten sich Menschen in einem Taumel von Anzügen und Schweißgeruch. Abigail Porter schaute von der Ecke aus zu. Trotz der drückenden Hitze im Büro des nationalen Sicherheitskomitees war ihre eigene Bluse trocken.
    Noch mehr Bewegung, weitere kurze angespannte Sätze.
    »Weiterreden, Leute. Wer hat das als Notfall gemeldet?«
    »Der Rettungsdienst.«
    »Alle anderen Sanitätsdienste haben es bestätigt.«
    »Notfallkommando?«
    »Alle vor Ort im Katastrophen-Kontrollzentrum.«
    »Schickt im Augenblick nur lebensbedrohliche Fälle in die Krankenhäuser.«
    »Gebe ich weiter.«
    »Das glaubt ihr einfach nicht! Die Russen hatten Geheimdienstberichte zu potenziellen Angriffen auf London für heute.«
    »Was?«
    »Ich weiß, ich weiß. Vielleicht hat die ATD

Weitere Kostenlose Bücher