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Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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pflügte er durch den Schlamm und warf sich auf den Rücksitz des Autos. Sie fuhr schon los, bevor er richtig drin war, aber das fand er gut.
    Der Landstreicher beugte sich über ihn und knallte die Wagentür zu. Cass schaute auf die blutige Schweinerei, die aus seinem Körper geworden war. Seine Schulter fühlte sich an, als würde sie erfrieren, und seine Augen brannten wie Eis. Er atmete fahrig. So fühlte es sich also an, wennman angeschossen wurde. Die Welt wurde schwarz an den Rändern und träge erhob sich eine Welle der Übelkeit, um seinen Körper zu durchfluten. Das Mädchen schlängelte sich geschickt durch den Verkehr. Er dachte daran, zu fragen, wo sie eigentlich hinfuhren, aber das schaffte er nicht. Hauptsache nicht aufs Revier nach Paddington.
    »Sie haben wirklich nicht übertrieben, was dich angeht, mein Sohn.« Der Landstreicher neben ihm lachte herzlich. »Du hast wirklich das Leuchten.«
    » Scheiß auf das Leuchten. « Das zu sagen, gefiel Cass ganz besonders. Es schien ihm eine gute Alternative zu Es gibt kein Leuchten zu sein. Das Gefühl von Selbstzufriedenheit hielt nicht lange an. Eine Sekunde später verschlang ihn die Dunkelheit und er wurde ohnmächtig. Irgendwie war er erleichtert.

    Mr Bright hatte etwas für Flure übrig, vor allem nachts, wenn es still war. Er hatte auf dem Dach eine Zigarette geraucht – das war kein Abend für eine Zigarre – und dann ein Weilchen beim Ersten gesessen. Gleich wollte er in Die Bank zurückgehen und sich mit den restlichen belastenden Unterlagen von Mr Bellews Konten befassen. Er hatte seine Anhänger zum Großteil bei den Kranken gefunden, die keine wirkliche Gefahr darstellten, zumal ihr Anführer in jeder Hinsicht verschwunden war. Die Entscheidung, was aus ihm werden sollte, hatte Mr Bright auf später verschoben.
    Es war zwei Tage her, seit er Mr Bellew hergebracht hatte, und so langsam beruhigte sich alles. Das war immer so. Er hatte sich in der Zeitung und den Nachrichten über Jones’ Flucht informiert und sich die Ereignisse dann von verschiedenen Augenzeugen berichten lassen. Er hatte nicht eine Sekunde daran gezweifelt, dass Cass sich dem Schlamassel würde entziehen können, aber er war neugieriggewesen, was es mit dem Fluchtauto auf sich hatte und wer am Steuer gesessen war. Es war nicht wirklich wichtig – er würde es rechtzeitig herausfinden. Jones war verletzt und würde sich erst mal erholen müssen, ehe er wieder Jagd auf Mr Bright machen konnte, womit sicher zu rechnen war. Mr Bright verließ sich sogar fest darauf.
    Vor einer gut gesicherten Tür blieb er stehen und schob das Sichtfenster auf. Mr Bellew saß zusammengekauert in einer Zwangsjacke an der Wand. Es war bedauerlich, dass sie ihn hatten fesseln müssen, aber sonst hätte er sich die Augen ausgekratzt. Der Mund des großen Mannes war leicht geöffnet und ein langer Spuckestrang hing heraus. Immerhin schrie er nicht.
    Für einen kurzen Moment empfand Mr Bright eine große Traurigkeit. Mr Bellew war einer der Besten gewesen, arrogant bis zum Letzten, selbst als sie ihm gefesselt befohlen hatten, zu versuchen die Gänge zu finden, hatte er gelächelt und gelacht, er würde es schon schaffen. Doch wie immer hatte Mr Bellew sich deutlich überschätzt und da war er nun, mit leeren Augen und ohne Leuchten . Allerdings hatte er ihnen noch ein letztes Schnippchen geschlagen. Sie hatten sein Hauptquartier in den alten U-Bahn-Tunneln gefunden, doch es war geräumt. Den Zeitungen zufolge war Abigail Porter bei dem Schusswechsel gestorben – es amüsierte ihn, dass es ihr gelungen war, Mr Bellew zu täuschen –, doch da draußen liefen immer noch zwei Frauen herum, die nach Mr Bellews Plan programmiert waren. Aber auch sie konnten nicht für immer untertauchen.
    Mr Bright verriegelte das Sichtfenster wieder, überließ Mr Bellew dem Wahnsinn und ging zum Aufzug. Bisher, schloss er, lief fast alles nach Plan. Gut, es hatte die ein oder andere Panne gegeben, aber insgesamt betrachtet war nichts Schlimmes passiert.

Epilog
    Elroy Peterson konnte nicht schlafen. Er konnte nicht schlafen und nicht essen; er konnte nur die Farben hinter seinen Augen sehen. Grässliche Farben. Er hatte das Haus früher verlassen und plötzlich gemerkt, dass er an der U-Bahn-Station stand. Völlig verwirrt hatte er seine Oyster Card betrachtet, als könnte er daran ablesen, wohin er fahren sollte. Er war sicher gewesen, dass er irgendwohin fahren sollte. Doch wohin nur? Das Nachdenken tat weh.
    Er

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