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Die Farben der Magie

Die Farben der Magie

Titel: Die Farben der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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dir, daß ich nie an eine solche Möglichkeit gedacht habe.«
    »Tatsächlich? Dann solltest du dein Gesicht wegen Verleumdung verklagen.«

    R incewind sprintete zur Gebrochenen Trommel und kam gerade rechtzeitig, um fast mit einem Mann zusammenzustoßen, der die Taverne ziemlich schnell und mit dem Rücken voran verließ. Für die Hast des Fremden war zum Teil der Speer in seiner Brust verantwortlich. Er röchelte hingebungsvoll und sank tot vor dem Zauberer zu Boden.
    Rincewind spähte durch die Tür und wich rasch zur Seite, als ein schweres Wurfbeil wie ein aufgescheuchtes Rebhuhn vorbeiraste.
    Ein zweiter behutsamer Blick teilte ihm mit, daß er seinen Fast-Tod wahrscheinlich nur einem unglücklichen Zufall verdankte. In der finsteren Trommel wimmelte es von Kämpfenden, und ziemlich viele von ihnen – wie ein dritter und etwas längerer Blick bestätigte – schienen bereits den einen oder anderen Körperteil verloren zu haben. Rincewind duckte sich, als ein Stuhl über ihn hinwegsegelte und auf der anderen Straßenseite zerbrach. Dann holte er tief Luft und stürzte sich ins Getümmel.
    Er trug einen dunklen Umhang, der noch dunkler war, weil er ihn nur selten ablegte und noch seltener wusch. In der brodelnden Düsternis schien niemand eine schattenhafte Gestalt zu bemerken, die verzweifelt von einem Tisch zum nächsten kroch. Einmal trat jemand auf etwas, das sich nach Fingern anfühlte, und gelegentlich schnappten Zähne nach den Waden des Zauberers. Er stieß einen schmerzerfüllten Schrei aus und ließ in seiner Wachsamkeit lange genug nach, um einem überraschten Schwertkämpfer Gelegenheit zu geben, mit seiner langen Klinge auszuholen und zuzustoßen.
    Rincewind erreichte die Treppe, saugte an einem blutigen Striemen in der Hand und stürmte vornübergebeugt nach oben. Ein Armbrustbolzen bohrte sich über ihm ins Geländer, und daraufhin wimmerte er leise.
    Als er die letzten Stufen hinter sich brachte, rechnete er jeden Augenblick mit einem besser gezielten Schuß.
    Im Flur verharrte er kurz, schnaufte und sah mehrere Leichen. Ein großer Mann mit schwarzem Bart – in der rechten Hand hielt er ein blutiges Schwert – drehte einen Türknauf.
    »He!« rief Rincewind. Der Mann drehte sich um, zog wie beiläufig ein kurzes Messer hinter dem Gürtel hervor und warf es. Rincewind zog den Kopf ein. Hinter ihm erklang ein kurzer Schrei: Der Armbrustschütze hatte gerade angelegt, ließ nun seine Waffe fallen und hob die Hände zur blutigen Kehle.
    Der Bursche weiter vorn griff bereits nach einem zweiten Messer. Panik nagte an Rincewinds Gedanken, als er sich rasch umsah. Dann entschied er sich zur Improvisation, richtete sich auf und nahm die Haltung eines Zauberers an.
    Er vollführte eine angemessen beeindruckende magische Geste. »Asoniti! Kyorucha! Beazlebor!«
    Der Mann zögerte. Sein Blick huschte nach rechts und links, als er darauf wartete, daß sich Magie manifestiere. Als er begriff, daß nichts dergleichen geschah, war es bereits zu spät für ihn – Rincewind stürzte über den Flur und trat ihm zwischen die Beine.
    Als er stöhnte und sich zusammenkrümmte, lief der Zauberer ins Zimmer, warf die Tür zu, lehnte sich dagegen und keuchte. Eine seltsame Stille herrschte. Zweiblum schlief friedlich in seinem niedrigen Bett, und davor stand die Truhe.
    Rincewind trat einige Schritte näher, und die Habgier bewegte ihn so mühelos, als hätten sich unter seinen Füßen Räder gebildet. Er starrte auf die geöffnete Kiste, bemerkte mehrere Beutel… In einem glänzte Gold. Einige Sekunden lang verdrängte Habsucht die natürliche Vorsicht des Zauberers, und er streckte die Hand aus. Dann zögerte er. Was hatte es für einen Sinn? Wahrscheinlich lebte er nicht lange genug, um den Reichtum zu genießen. Widerstrebend ließ er die Hand wieder sinken und beobachtete überrascht, wie der Truhendeckel zitterte. Er schien sich ein wenig nach vorn geneigt zu haben, wie von einem Windstoß erfaßt.
    Rincewind betrachtete seine Finger und sah dann wieder zum Deckel. Er wirkte sehr schwer; dicke Messingbeschläge glänzten. Seltsam – jetzt rührte sich nichts mehr.
    Welcher Wind?
»Rincewind!«
Zweiblum sprang aus dem Bett. Der Zauberer zuckte zurück und rang sich ein Lächeln ab.
»Ich weiß deine Pünktlichkeit sehr zu schätzen, teurer Freund! Wir nehmen nur schnell das Mittagessen ein, und dann geht's los. Bestimmt hast du für diesen Nachmittag ein höchst interessantes Besichtigungsprogramm

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