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Die Farben der Magie

Die Farben der Magie

Titel: Die Farben der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sahen.
    Zweiblum grinste und verteilte einige kleine Münzen, die Rincewind als Viertel rhinu erkannte. Er zwinkerte dem Zauberer zu.
    »Auf den Braunen Inseln hatte ich ähnliche Probleme«, erklärte er. »Die Leute dort glaubten, der Ikonograph stehle ihnen die Seelen. Lächerlich, nicht wahr?«
    »Grrgh«, antwortete Rincewind. Da diese Bemerkung als Gesprächsbeitrag nicht ganz auszureichen schien, fügte er hinzu: »Ich glaube nicht, daß mir dieses Bild sehr ähnelt.«
    Zweiblum schenkte ihm keine Beachtung. »Der Apparat ist ganz leicht zu bedienen. Man muß nur den Hebel hier betätigen, das ist alles. Ich stelle mich jetzt neben Hrun – dann kannst du auch mich ikonographieren.«
    Die Münzen beruhigten den Feldwebel und seine Männer auf eine Weise, wie es nur Gold vermag. Eine halbe Minute später hielt Rincewind ein kleines Glasporträt in der Hand: Es zeigte einen Zweiblum, der ein großes schartiges Schwert in der Hand hielt und so glücklich lächelte, als hätten sich alle seine Träume erfüllt.
Die aßen in einer kleinen Gaststätte an der Messingbrücke zu Mittag, während die Truhe unter dem Tisch hockte. Die Speisen und der Wein waren weitaus besser als Rincewinds übliche Kost, ein Umstand, der ihm dabei half, sich zu entspannen. Vielleicht kam es nicht so schlimm, wie er zuerst angenommen hatte. Ein wenig Phantasie und Geistesgegenwart – mehr brauchte er nicht.
    Zweiblum schien zu überlegen. Nachdenklich starrte er in sein Weinglas und fragte schließlich: »Ich nehme an, hier in Ankh-Morpork kommt es praktisch jeden Tag zu Tavernenschlägereien, oder?«
    »Ja, und auch während der Nacht.«
    »Dabei werden zweifellos Anschlüsse und unbewegliches Inventar beschädigt, nicht wahr?«
    »Anschl… Oh, ich verstehe. Du meinst die Einrichtung und so weiter. Ja, da hast du sicher recht.«
    »Bestimmt ärgern sich die Wirte darüber.«
    »Tja, ich habe noch nie darüber nachgedacht. Vermutlich gehört das zu ihrem Berufsrisiko.«
Zweiblum sah ihn an.
    »Vielleicht könnte ich helfen«, sagte er. »Risiken sind mein Geschäft. Hm, ich glaube, dieses Essen enthält ziemlich viel Fett, nicht wahr?«
    »Du wolltest eine typisch morporkianische Mahlzeit probieren«, entgegnete Rincewind. »Wie war das eben mit den Risiken?«
    »Oh, damit kenne ich mich gut aus. Ich habe täglich damit zu tun.«
    »Also habe ich dich richtig verstanden. Aber ich kann's kaum glauben.«
    »Oh, ich gehe keine Risiken ein. Zu dem aufregendsten Zwischenfall meines Berufslebens kam es, als ich ein Tintenfaß umstieß. Nein, ich bewerte Risiken, Tag für Tag. Weißt du, wie die Chancen stehen, daß ein Haus im Roten Dreieck von Bes Pelargic durch ein Feuer zerstört wird? Eins zu fünfhundertachtunddreißig. Das habe ich berechnet«, fügte Zweiblum mit gewissem Stolz hinzu.
    »Wes…« Rincewind versuchte, einen Rülpser zu unterdrücken. »Weshalb? Entschuldige bitte.« Er griff nach der Weinflasche und füllte sein Glas.
    »Für…« Zweiblum zögerte. »In Trob fällt mir kein passender Ausdruck ein. Wahrscheinlich haben die BinTrobi überhaupt kein Wort dafür. In meiner Sprache nennen wir es…« Er formulierte einige seltsam klingende Silben.
    »Fähr-sicher-ung«, wiederholte Rincewind. »Hört sich komisch an.«
    »Angenommen, du hast ein mit Goldbarren beladenes Schiff. Es könnte in einen Sturm geraten oder von Piraten überfallen werden. Da du so etwas vermeiden möchtest, besorgst du dir eine Fähr-sicher-ungs-Polließ. Ich rechne die Wahrscheinlichkeit für einen Verlust der Ladung aus, wobei ich die Wetterberichte und das Piratenaufkommen der letzten zwanzig Jahre berücksichtige. Dann füge ich ein bißchen hinzu, und du bezahlst Geld auf der Grundlage des von mir ermittelten Risikofaktors…«
    »Wobei auch das ›Bißchen‹ nicht zu kurz kommt, wie?« Rincewind hob tadelnd den Zeigefinger.
»Nun, wenn die Fracht tatsächlich verlorengeht, entschädige ich dich.«
    »Ent-was?«
    »Ich bezahle dir eine Summe, die dem Wert der Ladung entspricht«, erklärte Zweiblum geduldig.
»Oh, ich verstehe. Es ist wie mit einer Wette, stimmt's?«
    »Ein durchaus angemessener Vergleich.«
    »Und mit Fähr-sicher-ungen verdient man Geld?«
    »Normalerweise verzeichnet die Bilanz einen Überschuß, ja.« Eingehüllt in den warmen gelben Glanz des Weins versuchte Rincewind, sich Fähr-sicher-ungen unter den besonderen Bedingungen des Runden Meeres vorzustellen.
    »Ich glaube, dasch mit den Fähr-sicher-ungen verschtehe ich

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