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Die Farben der Magie

Die Farben der Magie

Titel: Die Farben der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Mittagessen außer Haus einnehmen, Zweiblum. Ich kenne noch einige andere Tavernen.«
    So gelassen und ruhig wie möglich marschierte er in den Flur. Der Vieräugige folgte ihm, und kurz darauf ächzte der Feldwebel leise, als die Truhe ruckartig den Deckel schloß, aufstand, sich streckte und ebenfalls das Zimmer verließ.
    Unten zogen andere Wächter Leichen nach draußen. Es gab keine Überlebenden – die Wache hatte ihnen genügend Zeit gegeben, durch die Hintertür zu fliehen. Auf diese Weise gewährleistete sie einen für beide Seiten vorteilhaften Kompromiß zwischen Vorsicht und Gerechtigkeit.
    »Wer sind alle diese Männer?« fragte Zweiblum.
    »Oh, du weißt schon, nur Männer«, antwortete Rincewind. Bevor er etwas dagegen unternehmen konnte, beanspruchte ein gelangweilter Teil seines Gehirns die Kontrolle über den Mund und fügte hinzu: »Helden, um ganz genau zu sein.«
    »Im Ernst?«
    Wenn man mit einem Bein in der Grauen Miasma von H'rull steckt, so ist es besser, auch das andere nachzuziehen und zu versinken, anstatt den Kampf fortzusetzen. Rincewind beherzigte diesen Rat.
    »Ja, da drüben liegt Erig Starkimarm, und der dort heißt – beziehungsweise hieß – Schwarzer Zenell…«
    »Ist auch Hrun der Barbar hier?« brachte Zweiblum hervor und blickte sich begeistert um. Rincewind holte tief Luft.
»Direkt hinter uns«, sagte er.
    Diese Lüge war so dick, daß ihre Auswirkungen in einer niedrigen astralen Sphäre bis hin zum Zaubererviertel auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses reichten. Dort wurden sie von der stationären magischen Welle beschleunigt und rasten übers Runde Meer. Eine Schwingung gelangte bis zu Hrun, der gerade auf einem langsam zerbröckelnden Felsvorsprung hoch oben in den Caderackbergen stand und gegen mehrere Gnolle kämpfte. Als Folge davon spürte er für ein oder zwei Sekunden seltsames Unbehagen.
    Unterdessen hatte Zweiblum die Truhe geöffnet und entnahm ihr einen schweren schwarzen Würfel.
    »Phantastisch!« sagte er. »Das wird man mir in meiner Heimat nie glauben!«
    »Was ist los mit ihm?« fragte der Feldwebel skeptisch.
»Er freut sich, daß ihr uns gerettet habt«, entgegnete Rincewind. Er beäugte den schwarzen Würfel und rechnete fast damit, daß er explodierte oder irgendwelche Melodien spielte.
    »Oh«, murmelte der Feldwebel. Auch er betrachtete den sonderbaren Kasten.
Zweiblum strahlte übers ganze Gesicht.
    »Ich möchte eine Aufzeichnung von diesem Ereignis anfertigen«, sagte er. »Wenn du die Leute darum bätest, sich dort am Fenster aufzustellen… Es dauert nicht lange. Und, äh, Rincewind…«
    »Ja?«
Zweiblum stand auf den Zehenspitzen und flüsterte: »Du weißt doch, was das für ein Apparat ist, oder?«
    Der Zauberer blickte auf den schwarzen Kasten. Ein gläsernes Auge ragte aus der einen Seite, und hinten bemerkte er einen Hebel. »Nicht unbedingt«, erwiderte er.
    »Damit kann man innerhalb kurzer Zeit Bilder herstellen«, erklärte Zweiblum. »Eine neue Erfindung. Ich bin sehr stolz darauf, aber… Ich meine, vielleicht fürchten sich diese Herren davor. Vielleicht solltest du ihnen alles erklären. Ich bezahle sie natürlich für ihre Mühe.«
    »Er hat einen Kasten, in dem ein Dämon steckt und Bilder malt«, sagte Rincewind knapp. »Wenn ihr auf die Wünsche dieses Verrückten eingeht, gibt er euch Gold dafür.«
    Die Wächter lächelten nervös.
    »Ich hätte auch dich gern auf dem Bild, Rincewind. Ja, so ist es gut, danke.« Zweiblum holte die goldene Scheibe hervor, die der Zauberer schon einmal gesehen hatten, beobachtete sie eine Zeitlang und brummte: »Dreißig Sekunden müßten genügen.« Fröhlich fügte er hinzu: »Bitte lächeln.«
    »Lächeln«, krächzte Rincewind. Im Kasten surrte etwas.
»Fertig!«
Der zweite Albatros segelte weit über der Scheibenwelt. Er flog so hoch, daß seine winzigen orangefarbenen und dunklen Augen die ganze Welt sahen, auch das lange glitzernde und kreisförmige Band des Runden Meers. Am einen Bein des Vogels war eine gelbe Nachrichtenkapsel befestigt. Tief unten, in den Wolken verborgen, kehrte jener Albatros heim, der dem Patrizier von Ankh-Morpork die erste Botschaft gebracht hatte.

    V erblüfft blickte Rincewind auf das kleine, viereckige Stück Glas. Er betrachtete sich selbst, eine kleine Gestalt mit perfekt nachgebildeten Farben, dahinter die Wächter, ihre Gesichter in einem Krampf des Schreckens erstarrt. Sie stöhnten in wortlosem Entsetzen, als sie ihm nun über die Schulter

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