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Die Farben der Magie

Die Farben der Magie

Titel: Die Farben der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ist sehr gefährlich. Du darfst jetzt gehen, wenn du möchtest. Andererseits: Wenn du die Prüfung bestehst, wirst du Lord des Wyrmbergs. Und natürlich mein Gemahl.«
Hrun hielt dem durchdringenden Blick der jungen Frau stand und dachte an sein bisheriges Leben. Es schien plötzlich aus zu vielen langen und feuchten Nächten unter den Sternen zu bestehen, aus erbitterten Kämpfen gegen Trolle, Stadtwächter, zahllose Räuber, böse Priester und, mindestens dreimal, echte Halbgötter. Wofür das alles? Nun, für den einen oder anderen Schatz, das mußte er zugeben – aber was war aus den vielen erbeuteten Kostbarkeiten geworden? Die Rettung in Not geratener Jungfrauen mochte zunächst zwar lohnend sein, aber meistens endete die Sache damit, daß er sie in irgendeiner Stadt mit einer großzügigen Mitgift zurückließ: Früher oder später entwickelte selbst die netteste und sympathischste Ex-Jungfrau einen typisch weiblichen Egoismus und brachte kein Verständnis mehr dafür auf, daß er auch andere NochJungfrauen retten wollte. Kurz gesagt: Das Leben hatte ihm kaum mehr eingebracht als einen Ruf und Dutzende von Narben. Vielleicht war es ganz lustig, zur Abwechselung einmal ein Lord zu sein. Hrun lächelte. Mit einer solchen Ausgangsbasis – mit Drachen und kampferprobten Männern – mochte selbst ein Lord zu einem guten Streiter werden.
Außerdem sah die Frau gar nicht so schlecht aus.
»Was ist mit der dritten Prüfung?« fragte sie.
»Bin ich dabei wieder waffenlos?« erwiderte Hrun.
Liessa nahm den Helm ab; langes rotes Haar glitt darunter hervor und fiel bis zu den Hüften. Dann streifte sie die wenigen Lederstreifen ihrer Kleidung ab und stand völlig nackt vor dem Barbaren.
Während Hruns Blick über ihren Körper glitt, setzte sein Bewußtsein zwei metaphorische Rechenmaschinen in Gang. Die erste bewertete das Gold der Armreifen, die Tigerrubine der Fußringe, die diamantene Paillette im Nabel sowie die an den Ohren baumelnden, sehr individuellen Anhänger aus erlesenem Silber. Die zweite stand in direkter Verbindung mit seiner Libido. Beide Ergebnisse erfreuten ihn.
Liessa hob die Hand, reichte ihm ein Glas Wein, lächelte und antwortete: »Ich glaube nicht.«
     

    » E r hat nicht versucht, dich zu retten«, versuchte es Rincewind noch einmal.
    Er klammerte sich verzweifelt an Zweiblums Taille fest, als der Drache langsam kreiste und die Welt dadurch gefährlich weit zur Seite neigte. Er wußte nun, daß er auf dem schuppigen Rücken eines Wesens hockte, das nur als eine Art dreidimensionaler Wachtraum existierte, und diese Erkenntnis half ihm nicht gerade dabei, den an seinen Waden zerrenden Schwindel zu überwinden. Immer wieder dachte er daran, was geschehen mochte, wenn Zweiblums Konzentration nachließ.
    »Nicht einmal Hrun hätte etwas gegen die vielen Armbrüste unternehmen können«, erwiderte der Tourist fest.
    Als der kleine Wald, in dem sie eine feuchte und unruhige Nacht verbracht hatten, unter dem Drachen zurückblieb, kletterte die Sonne über den Rand der Scheibenwelt. Sofort verwandelten sich die dunklen Blauund Grautöne der Morgendämmerung in einen breiten bronzenen Strom, der über die Welt floß und golden glänzte, wo er auf Eis, Wasser oder einen Lichtdamm traf. (Das dichte magische Kraftfeld der Scheibenwelt sorgte dafür, daß sich das Licht nur mit Unterschallgeschwindigkeit bewegte, und diese interessante Eigenschaft nutzten die Sorca des Großen Nef. Im Lauf von Jahrhunderten hatten sie komplizierte Dämme konstruiert und Talwände mit Quarzglas beschichtet, um den Sonnenschein einzufangen und zu speichern. Wenn sich die Sonne nicht hinter Wolken verbarg, liefen die schimmernden Talsperren von Nef nach wenigen Wochen über. Von oben betrachtet, boten sie einen prächtigen Anblick, und daher ist es schade, daß Zweiblum und Rincewind nicht in jene Richtung blickten.)
    Vor ihnen ragte die mehrere Milliarden Tonnen schwere Unmöglichkeit des magischen Wyrmbergs auf. Rincewind stellte erstaunt fest, daß ihm das gewaltige Massiv nur gelindes Unbehagen bereitete. Doch dann drehte er den Kopf und beobachtete, wie der Schatten des Bergs über die Wolken der Scheibenwelt kroch…
    »Was siehst du?« fragte Zweiblum den Drachen.
Ich sehe einen Kampf auf dem Plateau des Bergs, erklang die sanfte mentale Antwort.
»Na bitte!« brummte Zweiblum. »Wahrscheinlich kämpft Hrun gerade um sein Leben.«
    Rincewind schwieg, und nach einigen Sekunden wandte sich der Tourist zu ihm um. Der

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