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Die Farben der Magie

Die Farben der Magie

Titel: Die Farben der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Vorstellungskraft streckte imaginäre Hände aus, um nach irgendeinem Drachen zu greifen…
    DAS HAT KEINEN ZWECK, lachte eine Stimme. Sie klang wie das dumpfe Läuten einer Friedhofsglocke. DU GLAUBST GAR NICHT AN SIE.
    Rincewind beobachtete die schreckliche Gestalt auf dem weißen Pferd, und sein entsetztes Ich ließ die geistigen Zügel schießen.
Ein greller Blitz.
Gefolgt von völliger Finsternis.
Ein weicher Boden erstreckte sich unter Rincewinds Füßen, und er nahm rosarotes Licht wahr. In der Nähe ertönten erschrockene Schreie.
    Verwirrt sah er sich um. Er befand sich nun in einer Art Tunnel, gefüllt mit Sesseln, in denen seltsam gekleidete Menschen saßen. Sie alle trugen Fesseln und starrten ihn groß an.
    »Wach auf!« zischte Rincewind. »Hilf mir!«
    Er zog den noch immer bewußtlosen Touristen mit sich, fort von den sonderbaren Leuten – bis er mit der freien Hand einen eigentümlich geformten Knauf ertastete. Er drehte ihn, trat rasch über die Schwelle und warf die Tür hinter sich zu.
    Der Zauberer ließ den Blick durch den neuen Raum schweifen und bemerkte eine entsetzte junge Frau, die ihr Tablett fallen ließ und schrie.
    Es klang ganz nach einem Schrei, der muskulöse und entschlossene Männer herbeiruft. In Rincewinds Adern schwamm mehr Adrenalin als Blut, als er an der Frau vorbeisprang. In diesem Bereich gab es weitere Sessel, und die Menschen darin duckten sich, während er Zweiblum durch den Mittelgang zerrte. Neben den Sitzplätzen sah er kleine Fenster, durch die man einen silbernen Drachenflügel erkennen konnte. Dahinter schwebten Wolken.
    Ein Drache hat mich gefressen, dachte Rincewind. Das ist doch lächerlich, antwortete er sich selbst. Man kann nicht aus einem Drachen hinaussehen. Dann prallte er mit der Schulter an die Tür am anderen Ende des Tunnels, öffnete sie und gelangte in einen kegelförmigen Raum, der ihm noch seltsamer erschien als die langgestreckten Kammern.
    Hunderte von Lichtern glühten darin. Zwischen diesen Lichtern saßen vier Männer in Sesseln, die sich der Körperform anpaßten. Zuerst starrten sie Rincewind mit offenem Mund an, und dann glitten ihre Blicke zur Seite.
    Der Zauberer drehte sich langsam um. Neben ihm stand ein fünfter Mann: jung, mit Bart und so dunkelhäutig wie das Nomadenvolk des Großen Nef.
    »Wo bin ich?« fragte Rincewind. »Im Bauch eines Drachen?« Der junge Mann wich zurück und hob einen kleinen schwarzen Kasten. Die vier anderen Fremden duckten sich.
    »Was ist das?« erkundigte sich Rincewind. »Ein Ikonograph?« Er streckte die Hand aus und griff nach dem Kasten, was den dunkelhäutigen Mann zu überraschen schien. Er fluchte und versuchte, den Gegenstand zurückzureißen. Unmittelbar darauf erklang eine andere Stimme, von einem der sitzenden Männer. Allerdings saß er jetzt nicht mehr, sondern stand und richtete ein kleines Metallobjekt auf den Dunkelhäutigen.
    Damit erzielte er eine erstaunliche Wirkung. Der junge Mann hob die Hände und rührte sich nicht mehr von der Stelle.
»Bitte geben Sie mir die Bombe, Sir!« bat der Fremde mit dem Metallobjekt. »Ganz vorsichtig!«
    »Dieses Ding hier?« vergewisserte sich Rincewind. »Sie können es haben! Ich will es nicht!« Das Mann nahm den Kasten sehr behutsam entgegen und stellte ihn auf den Boden. Die sitzenden Männer entspannten sich, und einer von ihnen sprach mit der Wand. Der Zauberer beobachtete ihn verwundert.
    »Keine Bewegung!« befahl der Mann mit dem Metallobjekt – Rincewind vermutete, daß es sich dabei um ein Amulett handelte. Der Dunkelhäutige kauerte sich in der Ecke zusammen.
    »Sie sind sehr mutig gewesen«, wandte sich Amuletthalter an Rincewind. »Wissen Sie das?«
    »Was?«
    »Fühlt sich Ihr Freund nicht wohl?«
    »Freund?«
Rincewind blickte auf Zweiblum hinab, der noch immer friedlich schlummerte. Nun, das überraschte ihn nicht. Die eigentliche Überraschung bestand darin, daß Zweiblum jetzt andere Kleidung trug. Seltsame Kleidung. Seine Hose endete an den Knien, und über ihr spannte sich ein bunt gestreiftes Hemd. Auf dem Kopf ruhte ein komisch aussehender Strohhut, in dem eine Feder steckte.
    Ein sonderbares Gefühl veranlaßte Rincewind, an sich selbst hinabzusehen. Seine Kleidung hatte sich ebenfalls verändert. Anstelle des bequemen alten Umhangs, die in diversen Notfällen rasches Handeln und recht hohe Fluchtgeschwindigkeiten zuließ, trug der Zauberer nun zwei Röhren an den Beinen. Hinzu kam eine Jacke aus dem gleichen grauen

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