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Die Farben der Magie

Die Farben der Magie

Titel: Die Farben der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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etwa sechs Monaten aus der brennenden Stadt Ankh-Morpork entkommen war. Zum Beispiel hatte er mehr Narben; und er kannte nun viele andere Gegenden der Scheibenwelt. Ich bin im Mittland gewesen und habe dort die Bräuche vieler exotischer Völker kennengelernt, was mir einige zusätzliche Narben einbrachte, dachte er. Einige unvergeßliche Tage lang war ich auf dem Dehydrierten Ozean im Herzen jener unglaublich trockenen Wüste unterwegs, die man Großer Nef nennt. In einem kälteren und feuchteren Meer habe ich Berge aus Eis gesehen. Ich bin auf einem Drachen geritten, der allein durch Phantasie Gestalt bekam. Ich hätte fast den mächtigsten Zauberspruch der ganzen Scheibenwelt ausgesprochen. Ich…
    Es gab eindeutig weniger Horizont, als es eigentlich der Fall sein sollte. »Hmm?« machte Rincewind.
»Nichts ist schlimmer als Sklaverei«, wiederholte Zweiblum. überrascht hob er die Brauen, als der Zauberer den Eimer fortwarf und auf dem nassen Deck Platz nahm. Sein Gesicht kam einer grauen Maske gleich.
    »Hör mal«, sagte Zweiblum verlegen, »es tut mir leid, daß ich uns auf ein Riff gesteuert habe. Aber dieses Boot will offenbar nicht sinken, und früher oder später finden wir Land. Die Strömung muß irgendwohin führen.«
    »Sieh dir den Horizont an«, brachte Rincewind einsilbig hervor. Zweiblum kniff die Augen zusammen.
»Scheint soweit in Ordnung zu sein«, entgegnete er kurz darauf. »Zugegeben, offenbar ist er ein ganzes Stück näher gekommen, aber…«
    »Der Randfall«, sagte Rincewind. »Wir werden über den Rand der Welt getragen.«
    Stille folgte, nur unterbrochen von beständigem Plätschern, als sich das langsam sinkende Schiff langsam in der Strömung drehte. Sie war bereits recht stark geworden.
    »Das ist vermutlich der Grund für die Sache mit dem Riff«, fügte Rincewind hinzu. »In der vergangenen Nacht sind wir vom Kurs abgekommen.«
    »Möchtest du etwas zu essen?« fragte Zweiblum. Er kramte in einem Bündel, das er an der Reling festgebunden hatte, damit es nicht naß wurde.
    »Verstehst du denn nicht?« entfuhr es Rincewind. »Wir treiben über den Rand, verdammt!«
    »Können wir etwas dagegen unternehmen?«
    »Nein!«
    »Dann hat es keinen Sinn, in Panik zu geraten«, sagte Zweiblum ruhig. »Ich wußte, daß es besser gewesen wäre, nicht so weit randwärts zu segeln«, beklagte sich Rincewind beim Himmel. »Ich wünschte…«
    »Ich wünschte, ich hätte jetzt meinen Ikonographien«, unterbrach Zweiblum den Zauberer. »Aber der Bildkasten befindet sich auf dem Schiff der Sklavenjäger, ebenso wie die Truhe und…«
    »Dort, wohin wir jetzt unterwegs sind, brauchst du die Truhe nicht mehr«, hielt ihm Rincewind entgegen. Er ließ die Schultern hängen und beobachtete einen fernen Wal, der durch Leichtsinn oder Unachtsamkeit in die randwärtige Strömung geraten war und nun dagegen ankämpfte.
    Ein weiße Linie zeichnete sich am nahen Horizont ab, und der Zauberer glaubte, ein dumpfes Donnern zu hören.
    »Was geschieht, wenn ein Schiff den Randfall hinabstürzt?« erkundigte sich Zweiblum.
»Wer weiß?«
    »Nun, vielleicht segeln wir einfach weiter durchs All, bis wir eine andere Welt erreichen.« Der Tourist sah verträumt in die Ferne. »Das gefiele mir.«
    Rincewind schnaubte leise.
Die Sonne stieg höher, und hier am Rand war sie beträchtlich größer.
    Die beiden Männer standen mit dem Rücken am Mast, und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Ab und zu griff einer von ihnen nach dem Eimer und schöpfte ein wenig Wasser, obgleich das unter diesen besonderen Umständen kaum mehr Sinn hatte.
    Im und auf dem Meer schien allmählich der Platz knapp zu werden. Rincewind bemerkte mehrere große Baumstämme, die einige Meter entfernt dahintrieben, und dicht unter der Oberfläche beobachtete er Fische aller Art. Das überraschte ihn nicht. Die Strömung war sicher voller Nahrung, herbeigespült von den Kontinenten der mittwärtigen Regionen. Er fragte sich, wie es sein mochte, die ganze Zeit über schwimmen zu müssen, um am gleichen Ort zu verweilen. Mit meinem Leben ist es ähnlich, dachte der Zauberer betrübt. Er sah einen kleinen grünen Frosch, der verzweifelt gegen die starke Strömung schwamm. Zu Zweiblums großer Überraschung griff Rincewind nach einem Paddel und streckte es der kleinen Amphibie entgegen, die dankbar darauf Platz nahm. Wenige Sekunden später durchstieß ein hungriges Maul die Wasseroberfläche und schnappte nach dem verschwundenen Leckerbissen.
    Der

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