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Die Farben der Magie

Die Farben der Magie

Titel: Die Farben der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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einer ganzen Weile ein Dorn im Auge. Er hat ausdrücklich euch als Opfer verlangt. Er hat euch erlaubt, den Piraten zu entkommen. Er hat euch die Möglichkeit gegeben, in den Umzaun zu treiben. Manchmal ist Verhängnis ziemlich gemein.«
    Kurze Stille folgte. Der Frosch seufzte und hüpfte unter den Tisch. »Aber du kannst uns helfen?« fragte Zweiblum.
    »Ihr amüsiert mich«, erwiderte die Lady. »Gelegentlich bin ich recht sentimental. Das wissen Spieler und Leute, die das Risiko lieben. Nun, eine Zeitlang ließ ich mich in der Seele eines Frosches nieder, und ihr habt mich freundlicherweise gerettet – niemand sieht tatenlos zu, wie ein hilfloses armes Wesen in den sicheren Tod schwimmt.«
    »Danke«, sagte Rincewind.
    »Verhängnis ist mit der ganzen Kraft seines Willens gegen euch«, betonte die Lady. »Aber ich kann euch eine Chance geben. Eine kleine, winzige Chance. Der Rest liegt bei euch.«
    Sie verschwand.
»Donnerwetter!« platzte es nach einer Weile aus Zweiblum heraus. »Ich habe noch nie zuvor eine Göttin gesehen.«
    Die Tür schwang auf. Garhartra kam herein und hob einen silbernen Stab. Ihm folgten zwei Wächter, die konventioneller bewaffnet waren, mit Schwertern.
    »Ah.« Der Gästemeister lächelte freundlich. »Wie ich sehe, seid ihr soweit.«
Jetzt, flüsterte erneut die Stimme in Rincewinds Kopf.
    Seit inzwischen acht Stunden hing die Flasche in der Luft, die der Zauberer am vergangenen Abend nach Garhartra geworfen hatte: Magie zwang sie in ein individuelles Zeitfeld. Aber während der Nacht war das ursprüngliche magische Mana der Thaumaturgie fortgetropft, und jetzt genügte die magische Energie nicht mehr, um dem starken Normalitätsfeld des Universums standzuhalten. Innerhalb von wenigen Mikrosekunden kehrte die Realität zurück. Als sichtbares Ergebnis davon beendete die Flasche den Rest ihrer Flugbahn, prallte an den Kopf des Gästemeisters und überschüttete die Wächter mit Splittern und Quallenwein.
    Rincewind griff nach Zweiblums Arm, trat dem nächsten Wächter zwischen die Beine und zerrte den überraschten Touristen durch die Tür. Bevor der bewußtlose Garhartra zu Boden sank, eilten die beiden Opfergäste bereits über ferne Fliesen.
    Rincewind rutschte um eine Ecke und fand sich auf einem Balkon wieder, der an den vier Seiten eines Hofes entlangreichte. Unten beanspruchte ein Zierteich den größten Teil des Platzes, und dort schwammen einige Sumpfschildkröten zwischen den Seerosen.
    Vor Rincewind standen zwei verblüffte Zauberer, gekleidet in die dunkelblauen und schwarzen Umhänge ausgebildeter Hydrophoben. Einer von ihnen faßte sich schnell wieder, hob die Hand und formulierte die ersten Worte eines Zauberspruchs.
    Neben Rincewind ertönte ein kurzes scharfes Geräusch – Zweiblum spuckte. Der erste Hydrophobe schrie und ließ so plötzlich die Hand sinken, als hätte ihn etwas gestochen.
    Dem anderen blieb gar keine Zeit, um zu reagieren. Rincewind sprang auf ihn zu und holte wild mit den Fäusten aus. Ein wuchtiger Schlag, hinter dem das Gewicht des Entsetzens lag, schickte den Krullianer übers Geländer. Als er in den Teich fiel, geschah etwas Seltsames: Das Wasser wich fort, wie von einem großen Ballon beiseite gedrängt, und der kreischende Hydrophobe schwebte in einer Blase aus Abscheu.
    Zweiblum beobachtete ihn erstaunt – bis Rincewind den Touristen an der Schulter packte und zu einem Korridor deutete. Sie stürmten weiter, während hinter ihnen der erste Hydrophobe auf dem Boden lag und die feuchte Hand so weit wie möglich von sich streckte.
    Eine Zeitlang hörten sie die Stimmen einiger Verfolger, aber als sie die Flucht durch einen Nebengang fortsetzten und einen weiteren Hof überquerten, vernahmen sie schließlich nur noch das Geräusch der eigenen Schritte. Nach einer Weile öffnete Rincewind eine sicher wirkende Tür, spähte in das Zimmer dahinter und stellte fest, daß sich niemand darin aufhielt. Hastig schob er Zweiblum in die Kammer, schloß die Tür wieder, lehnte sich dagegen und keuchte hingebungsvoll.
    »Wir haben uns in einem Palast verirrt und sind auf einer Insel, die wir nicht verlassen können«, schnaufte er.
    »Und das ist noch nicht alles«, fügte er hinzu. »Wir…« Der Zauberer unterbrach sich plötzlich, als seine verwirrten Sehnerven erste Bilder vom Inhalt der Kammer übermittelten.
    Zweiblum starrte zu den Wänden.
Es war ein seltsames Zimmer, denn es enthielt das ganze Universum.

    T od saß in seinem Garten und strich

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