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Die Farben der Magie

Die Farben der Magie

Titel: Die Farben der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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bist also eine Göttin?« fragte Zweiblum aufgeregt. »Ich wollte immer mal einer begegnen.«
Rincewind versteifte sich unwillkürlich und wartete auf eine Explosion aus göttlichem Zorn. Statt dessen lächelte die Lady nur.
»Der Zauberer sollte uns einander vorstellen«, sagte sie.
    Rincewind hüstelte. »Äh, nun… Das ist Zweiblum, Lady, ein Tourist…«
    »Ich war ihm bei einigen Gelegenheiten behilflich…«
    »Zweiblum, das ist die Lady. Einfach nur die Lady, verstehst du? Sonst nichts. Gib ihr bloß keinen anderen Namen, kapiert?« fügte er verzweifelt hinzu und warf dem kleinen Mann bedeutungsvolle Blicke zu, die völlig mißachtet wurden.
    Rincewind schauderte. Er war natürlich kein Atheist – auf der Scheibenwelt mußten Atheisten damit rechnen, von den Göttern hart bestraft zu werden. Wenn er einmal etwas Geld übrig hatte – was nur selten geschah –, ließ er in irgendeinem Tempel einige Münzen in den Klingelbeutel fallen, nach dem Motto, daß ein Mann alle Freunde brauchte, die er bekommen konnte. Ansonsten kümmerte er sich kaum um Götter und hoffte, daß sie ihn ebenfalls in Ruhe ließen. Das Leben war schon so kompliziert genug.
    Es gab allerdings zwei Götter, die echtes Entsetzen in ihm weckten. Die meisten Götter verhielten sich wie Menschen, tranken gern Wein, führten Krieg und liebten Gesellschaft im Bett. Aber mit dem Verhängnis und der Lady war nicht zu spaßen.
    Im Götterviertel von Ankh-Morpork hatte Verhängnis einen kleinen und schweren Tempel aus Blei, in dem sich hohlwangige Gläubige in dunklen Nächten trafen, um mehr oder weniger sinnlose Zeremonien durchzuführen. Die Lady galt zwar als mächtigste Göttin in der ganzen Geschichte der Schöpfung, aber es existierte kein einziger Tempel, in dem man Sie verehrte. Einige tollkühne Mitglieder der Spielergilde hatten einmal im tiefsten Keller des Gildenhauses mit einer Form der Verehrung experimentiert: Innerhalb einer Woche starben sie alle durch Armut oder Mord – oder wurden von Tod geholt. Sie war die Göttin-der-mankeinen-Namen-geben-darf. Wer nach Ihr suchte, fand Sie nie, aber häufig kam Sie jenen zu Hilfe, die in große Not gerieten. Oder auch nicht. Man wußte nie, wie Sie sich verhalten würde. Sie mochte keine Rosenkränze, fand dafür großen Gefallen an Würfeln. Kein Mann wußte, wie Sie aussah. Aber wenn jemand beim Spiel sein Leben setzte und dann nach den Karten griff, blickte er Ihr manchmal direkt ins Gesicht. Manchmal, nicht immer. Kein anderer Gott wurde gleichzeitig so sehr umworben und verflucht.
    »In meiner Heimat gibt es keine Götter«, sagte Zweiblum. »Da irrst du dich«, erwiderte die Lady. »Überall gibt es Götter. Aber manchmal tarnen sie sich und erscheinen in ungewohnter Gestalt.« Rincewind schüttelte sich geistig.
»Nun, ich möchte nicht drängen, aber in einigen Minuten kommen Leute, um uns abzuholen und zu opfern.«
    »Ja«, bestätigte die Lady.
»Kennst du vielleicht den Grund dafür?« erkundigte sich Zweiblum. Die Lady nickte. »Die Krullianer wollen ein Schiff aus Bronze über den Rand der Scheibenwelt fallen lassen, um das Geschlecht der Weltschildkröte Groß-A'Tuin in Erfahrung zu bringen.«
    »Welch ein Unsinn«, brummte Rincewind.
    »Nicht unbedingt. Denk mal darüber nach. Eines Tages begegnet Groß-A'Tuin vielleicht einem anderen Exemplar der Gattung chelys galactica, irgendwo in der ewigen Nacht dort draußen. Was passiert dann? Kampf? Paarung? Ein wenig Phantasie genügt, um zu dem Schluß zu gelangen, daß das Geschlecht von Groß-A'Tuin sehr wichtig für uns sein könnte. Das behaupten jedenfalls die Krullianer.«
    Rincewind stellte sich Weltenschildkröten bei der Paarung vor und schauderte heftig.
    »Nun«, fuhr die Göttin fort, »es soll also ein Raumschiff gestartet werden, mit zwei Passagieren an Bord – der Höhepunkt vieler Forschungsjahrzehnte. Natürlich drohen den Reisenden nicht unbeträchtliche Gefahren. Um das Risiko zu reduzieren, hat der Erzastronom von Krull mit Verhängnis vereinbart, beim Start zwei Männer zu opfern. Als Gegenleistung stellte Verhängnis Sein Wohlwollen dem Schiff gegenüber in Aussicht. Eine gute Übereinkunft, nicht wahr?«
    »Und wir sind die Opfer«, sagte Rincewind.
»Ja.«
    »Ich dachte immer, Verhängnis lasse sich nicht auf einen solchen Handel ein«, brummte Rincewind. »Ich bin immer davon überzeugt gewesen, Verhängnis sei unbestechlich.«
    »Normalerweise ist das auch der Fall. Aber ihr beide seid Ihm schon seit

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