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Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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Tränen.
    »Vielleicht nächste Woche. Wenn sich meine Bronchitis gebessert hat«, sagte Mrs. Bittner. »Dann gebe ich Ihnen beiden eine persönliche Führung.«
    »Sie haben gesagt, Sie müßten um elf Uhr in Oxford sein«, sagte der Fahrer. »Das schaffen Sie nie.«
    »Doch.« Ich half Mrs. Bittner aufzustehen, damit sie uns zum Auto begleiten konnte.
    »Sind Sie sicher, daß alles in Ordnung ist?« fragte Verity.
    Mrs. Bittner tätschelte ihre Hand. »Absolut. Am Ende wurde alles viel besser als man erwarten konnte. Die Alliierten haben den Zweiten Weltkrieg gewonnen«, wieder dieses Zuleika Dobson-Lächeln, »und ich habe diese scheußliche Vogeltränke nicht länger auf meinem Dachboden. Was könnte besser sein?«
    »Ich konnte wegen des Kreuzes nicht nach hinten sehen«, sagte der Fahrer, »deshalb habe ich es hochkant vorn hingestellt. Sie beide müssen hinten sitzen.«
    Ich küßte Mrs. Bittners Wange. »Danke«, sagte ich und kroch ins Auto. Der Fahrer gab mir des Bischofs Vogeltränke, und ich setzte sie auf meinen Schoß. Verity kroch an mir vorbei, winkte Mrs. Bittner, und weg waren wir wie der Blitz.
    Ich schaltete das Handy wieder ein, um Dunworthy anzurufen. »Wir sind auf dem Weg«, sagte ich. »In fünfzehn Minuten müßten wir da sein. Sagen Sie Finch, er soll die Sache noch weiter rauszögern. Haben Sie ein paar Leute zum Ausladen zusammengetrommelt?«
    »Ja.«
    »Gut. Ist der Erzbischof schon da?«
    »Nein, aber Lady Schrapnell, und sie ist außer sich. Sie will wissen, wo Sie des Bischofs Vogeltränke fanden und welche Art Blumen hineingestellt werden sollen. Für die Gottesdienstsordnung.«
    »Sagen Sie, gelbe Chrysanthemen.«
    »Alles in Butter«, sagte ich zu Verity und unterbrach die Verbindung.
    »Nicht ganz, Sherlock.« Sie hockte mit dem Rücken an der Wagenwand, die Knie hochgezogen. »Es gibt da noch ein paar Dinge, die einer Erklärung bedürfen.«
    »Stimmt. Zum Beispiel Finchs verwandter Auftrag. Du hast gesagt, du wüßtest, um was es sich gehandelt hat.«
    »Unwichtige Objekte zurückzubringen«, sagte Verity.
    »Unwichtige Objekte? Aber wir haben doch gerade erst entdeckt, daß das möglich ist! Und unwichtige Objekte haben nichts mit unserer Inkonsequenz zu tun.«
    »Richtig«, erwiderte sie. »Aber über eine Woche lang haben T. J. und Dunworthy gedacht, es sei so und alles mögliche probiert.«
    »Aber in Muchings End oder Iffley hat doch nichts gebrannt, während wir dort waren. Was hat Finch mitgebracht? Kohlköpfe?«
    Das Handy dudelte. »Ned«, sagte Lady Schrapnell. »Wo stecken Sie?«
    »Unterwegs« sagte ich. »Zwischen…« ich beugte mich zu dem Fahrer vor. »Wo sind wir?«
    »Zwischen Banbury und Adderbury.«
    »Zwischen Banburry und Adderburry. Wir sind so rasch wie möglich da.«
    »Ich versteh’ immer noch nicht, warum wir des Bischofs Vogeltränke nicht nach vorgestern bringen konnten«, beschwerte sich Lady Schrapnell. »Das wäre doch viel einfacher gewesen. Ist sie in gutem Zustand?«
    Auf diese Frage gab es keine Antwort. »Wir sind so rasch wie möglich da«, sagte ich und beendete das Gespräch.
    »Also, jetzt bin ich mit Fragen dran«, sagte Verity. »Etwas versteh’ ich immer noch nicht. Wie konnte die Tatsache, daß Tossie am fünfzehnten Juni nach Coventry fuhr, dort des Bischofs Vogeltränke sah und sich in Baine verliebte, die Inkonsequenz beseitigen?«
    »Tat sie ja auch nicht«, erwiderte ich. »Das ist nicht der Grund, weshalb Tossie dort war.«
    »Aber daß sie des Bischofs Vogeltränke sah, inspirierte Lady Schrapnell dazu, die Kathedrale wiederaufzubauen und mich zurückzuschicken, um das Tagebuch zu lesen, was dazu führte, daß ich Prinzessin Arjumand rettete…«
    »Was alles Teil der Selbstkorrektur war. Aber der Hauptgrund, weshalb Tossie am fünfzehnten in Coventry sein mußte, bestand darin, daß sie dort gesehen werden konnte, wie sie mit Reverend Doult flirtete.«
    »Oh«, sagte Verity. »Von dem Mädchen mit den Federhalterwischern.«
    »Sehr gut, Harriet. Das Mädchen mit den Federhalterwischern. Miss Delphinium Sharpe…«
    »Die Frau, die den Blumenausschuß leitete.«
    »Nicht mehr«, sagte ich. »Als sie Tossie mit Reverend Doult flirten sah, war sie, wie du dich vielleicht erinnerst, völlig außer sich. Sie packte ihre Federhalterwischer in die Sakristei, und als wir die Kirche verließen, stapfte sie die Bayley Lane hoch, ihre lange Nase in die Luft gereckt. Ich sah, wie Reverend Doult ihr nacheilte, um sie wieder versöhnlich

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