Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Farben des Alls

Die Farben des Alls

Titel: Die Farben des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
immer von ihnen ferngehalten. Ich habe die Lhari dir gegenüber stets verteidigt, doch erst du hast mir die Wesen verständlich gemacht.«
    Sein Arm hielt sie immer noch umfaßt, ihr Kopf ruhte an seiner Schulter. Bart erwog gerade, sie zu küssen, als sich die Tür des Krankenzimmers öffnete. Ringg stand im Türrahmen und starrte sie überrascht, schockiert und mißbilligend an. Bart verstand nun, welchen Eindruck sie auf Ringg machen mußten – denn gewiß teilte er Metas Vorurteile. Doch während er sich noch in Gedanken damit beschäftigte, änderte sich Ringgs Gesichtsausdruck . Meta wand sich aus Barts Armen, und Ringg kam langsam ins Zimmer.
    »Ich – ich dachte daran, daß dir die Delta-Phase zu schaffen macht«, meinte er, »und ich wollte nachsehen, ob alles in Ordnung ist. Ich hätte es niemals geglaubt – doch jetzt habe ich langsam einen bestimmten Verdacht. Es war immer etwas Sonderbares an dir, Bartol.« Er schloß die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen. Seine Stimme sank beinahe zu einem Flüstern herab, als er sagte: »Du bist kein Lhari, stimmt’s?«
    »Vorongil weiß es – « erwiderte Bart.
    Ringg nickte. »Seit jenem Tag auf Lharillis. In der Besatzung gab es Gerede, aber nur einer oder zwei wissen, was geschehen ist. Es gibt eine Menge Gerüchte. Ich wollte dich besuchen. Ich habe gehört, daß du Strahlungsschäden davongetragen hast…«
    »Stimmt.«
    »Aber jetzt ist alles wieder in Ordnung, oder?« Mit einer langsamen Bewegung hob er den Arm und deutete auf die Krallenspuren auf seinem Unterarm. Er sah Barts Blick und lächelte.
    »Du machst dir doch keine Gedanken mehr über unseren Streit? Vergiß ihn, lieber Freund. Ich habe Hochachtung vor Leuten, die mit ihren Krallen umgehen können – besonders dann, wenn es nicht mal ihre eigenen sind, wie ich allmählich vermute.« Er beugte sich vor und legte seine Hand leicht auf Barts Schulter. »Ich vergesse nicht so leicht«, erklärte er. »Du hast mir das Leben gerettet, wie du weißt. Und hier auf dem Raumschiff giltst du als Held, weil du uns alle gewarnt hast. Bist du wirklich ein Mensch? Warum legst du deine Verkleidung nicht ab? Aber inzwischen ist es völlig egal, welcher Rasse du angehörst!«
    Bart lachte gequält. »Sie läßt sich nicht ablegen«, meinte er und erklärte es ihm. Ringg betastete forschend sein Gesicht. »Was ich wohl für einen Menschen abgeben würde?« Er drehte seine Hände hin und her und beugte sich neugierig über Metas kleine Finger, um sie eingehend zu betrachten. »Also, mir fehlte dazu wahrscheinlich der Mumm. Daß du Mut hast, Bartol, ist für uns alle ja nichts Neues.«
    »Sie – akzeptieren ihn?« fragte Meta, beinahe flüsternd.
    »Es ist für mich ein Schock«, meinte Ringg offen. »Ich bin ein wenig verschreckt. Aber ich denke an unsere Freundschaft. Die war echt. Wir haben uns verstanden, wir waren Freunde. Weshalb sollte das jetzt anders sein?«
    Bart war gerührt und beruhigt. Doch als er seinen Blick von Ringg zu Meta hinübergleiten ließ, wurde ihm eines klar: Das alles war von keinerlei Bedeutung, bis er nicht wußte, was Vorongil vorhatte – und was mit ihm geschehen würde.

Kapitel 11
     
     
    Captain Vorongil ließ ihn nicht lange im Ungewissen. Kaum waren seine Empfindungen etwas abgeebbt – Ringg stand noch über Metas Hand gebeugt –, als der Captain unerwartet den Raum betrat. Erst als er anfangen wollte zu sprechen, bemerkte er Ringg.
    »Das hätte ich mir denken können«, meinte er. »Wenn irgend etwas im Gange ist, bist du natürlich derjenige, der es herausfindet.«
    »Soll ich gehen, rieko mori?«
    »Nein, bleib«, knurrte Vorongil. »Du würdest es sowieso erfahren, auf die eine oder andere Art. Es ist sogar besser, wenn du gleich richtig informiert bist. Vermeide bloß, darüber zu tratschen, wenn es dir irgendwie möglich ist. Aber zunächst mal etwas anderes: fühlen Sie sich wohl, Meta?«
    Sie nickte und erhob sich. Beinahe herausfordernd schob sich ihr Kinn vor. »Was ist der Grund? Weshalb haben Sie uns die ganze Zeit belogen?«
    Vorongils Gesicht zeigte einen leicht verblüfften Ausdruck. »Nun, man kann es nicht als Lüge bezeichnen«, bemerkte er, nicht unfreundlich. »Neun von zehn Lhari-Captains sind davon überzeugt, daß Menschen während der Delta-Phase sterben. Ich selbst war mir nicht ganz sicher, bis ich im letzten Jahr die Debatten im Verwaltungsrat verfolgte. Ich hätte ohne dich, Bartol, nie so ein Experiment gewagt.«
    »Aber weshalb?« Bart

Weitere Kostenlose Bücher