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Die Farben des Alls

Die Farben des Alls

Titel: Die Farben des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sind, den Beweis dafür anzutreten? Die andern machen ein Getöse um ihre Unabhängigkeit und verlangen, daß die Lhari ihnen diesen Super-Antrieb zum Geschenk machen; und durch diesen Anspruch erheben sie die Lhari zu Übermenschen und zu Göttern! Während alle übrigen nach ihren sogenannten Rechten schreien, tun wir etwas dafür! Bart, ein Lhari-Raumschiff ist ohne mentorianische Hilfe unfähig, sich in unserer Galaxis zu bewegen. Vielleicht dauert es länger, als mit Gewalt hinter das Geheimnis des Delta-Antriebs zu kommen oder durch Spionage, aber wenn wir lernen, durchzuhalten, so glaube ich an unseren Erfolg!«
    Obwohl Bart gerührt war über Metas Philosophie, konnte er sie nicht ganz teilen. Es schien ihm immer noch so, als würde den Mentorianern etwas fehlen – Unabhängigkeit vielleicht, oder Unternehmungsgeist.
    »Solche Überlegungen habe ich nicht angestellt«, meinte er freimütig, »ich konnte sie nur nicht einfach sterben lassen. Schließlich gehört der Antrieb ihnen.« Er sprach fast zu sich selbst. »Sie haben ihn erfunden. Und durch sie können wir interstellaren Handel betreiben und zu erschwinglichen Preisen von Stern zu Stern reisen. Es kommt beiden Seiten zugute. Wieso sollen sie sich unserem Diktat beugen? Als die Menschen vor dem Zeitalter der Raumfahrt unbekannte Territorien entdeckten oder danach auf unbekannten Planeten landeten, zogen sie daraus ihren Nutzen, solange es ging. Ich hoffe, daß wir eines Tages den Delta-Antrieb haben werden. Doch wenn wir ihn nur durch einen Massenmord bekämen, würde das ewige Zwietracht zwischen Menschen und Lhari säen. Das wäre die Sache nicht wert, Meta. Nichts würde so etwas rechtfertigen. Es gibt bereits genug Haß im Universum:«
    Bart lag noch immer in seiner Koje, aber langsam begann er, es lästig zu finden. Gerade durchlief wieder das vertraute Zittern das Raumschiff, das die zweite Beschleunigungsphase ankündigte, die Vorstufe zum Delta-Antrieb. Er hatte sich inzwischen so daran gewöhnt, daß er kaum einen Gedanken daran verschwendete; aber Meta geriet in Panik.
    »Was soll das, Bart, wieso beschleunigen wir wieder?«
    »Der Übergang in die Delta-Phase«, erwiderte er ohne zu überlegen, worauf ihr Gesicht totenbleich wurde. »Das war also der Grund«, flüsterte sie. »Kein Wunder, daß Vorongil sich keine Sorgen darüber gemacht hat, was Sie mir erzählen würden, oder auch darüber, was Sie alles herausgefunden hatten.« Sie kauerte auf ihrem Stuhl – eine unglückliche, zusammengesunkene, verschreckte kleine Gestalt, die sich tapfer bemühte, ihr Entsetzen zu verbergen. Sie streckte die Hand nach Bart aus. »Ich – ich schäme mich so«, hauchte sie. »Nachdem Sie sich so tapfer gezeigt haben, sollte ich auch keine Angst vor dem Tod haben…«
    »Meta, was ist los mit Ihnen? Wovor fürchten Sie sich?«
    »Ja, merken Sie denn nicht, was er mit uns vorhat?« rief sie beinahe hysterisch. »Er geht einfach in die Delta-Phase über, ohne uns in Kaltschlaf zu versetzen, ohne Betäubungsmittel! Er läßt uns einfach während dieser Phase sterben!«
    Ganz plötzlich verstand Bart, was sie damit meinte und was ihr Angst einjagte. »Aber Meta, verstehen Sie denn nicht?« rief er aus. »Was glauben Sie denn, war wohl der Hauptgrund für meine Verkleidung? Wir Menschen überstehen den Delta-Antrieb! Ohne Betäubung, ohne Kaltschlaf! Meta, ich habe es Dutzende von Malen mitgemacht!«
    »Aber Sie sind doch Lhari!« brach es unbeherrscht aus ihr heraus. Sie hielt inne und sah ihn verwirrt an. Er lächelte voller Bitterkeit.
    »Nein, Meta. Meine inneren Organe hat man nicht verändert, auch nicht mein Gehirn oder meine Körperzellen! Ein bißchen plastische Chirurgie an Händen und Füßen und im Gesicht – das war alles«, erklärte er ihr. »War das nach Ihrer Meinung der Grund für mein Überleben? Meta, es gibt nichts, wovor Sie sich fürchten müßten – überhaupt nichts!«
    Sie rang ihre kleinen Hände. »Ich – versuche es zu glauben«, flüsterte sie, »aber mein ganzes Leben lang habe ich gehört…«
     
     
     



 
     
     
    Der hohe Pfeifton aus dem Schiffsrumpf erfüllte sie mit einer sonderbaren Mattigkeit und mit einem Gefühl des Unbehagens. Bart, der nach Atem rang, hörte das Mädchen stöhnen, sah, wie es schlaff und halb bewußtlos auf seinem Stuhl zusammensank. Das Gesicht der Mentorianerin war von so tödlicher Blässe, daß er ernstlich befürchtete, sie würde vor Angst sterben. Gegen seine eigene qualvolle

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