Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Farben des Alls

Die Farben des Alls

Titel: Die Farben des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
Gestirns, auf dem Treibstoff aufgenommen wird, aber es ist mir unmöglich, sie zu enthüllen, nicht einmal in tiefer Hypnose oder unter Narkosynthese. Es heißt, daß nach vielen, vielen Jahren das Gedächtnis beeinträchtigt werden kann. Auch die Kaltschlaf-Narkose beeinträchtigt das Gedächtnis. Mit der Zeit beginnen alle betroffenen Mentorianer, unter den Folgen zu leiden.«
    »Aber Raynor Drei – « Bart hielt inne. Raynor Drei hatte ein Doppelspiel gespielt. Die Lhari hatten dafür gesorgt, daß er ihre Geheimnisse den Menschen nicht weitererzählen konnte, und die Menschen hatten auf seinen eigenen Wunsch hin seine Erinnerung an die Verschwörung gegen die Lhari ausgelöscht. Er hatte sichentschlossen, all seine Erinnerungen aufzugeben, weil die Menschen noch keine so fortgeschrittenen Verfahren zur Gedächtnissperre kannten.
    Trotz dieses Wissens hatte er Bedenken, die nicht geringer wurden, als das Raumschiff nach der nervenaufreibenden Bremsphase im Planetenbereich endlich landete und er unter Bewachung von Bord geführt wurde. Er erhaschte dabei nur einen raschen Blick, durch eine dunkle Sonnenbrille gedämpft, auf die unglaubliche Helligkeit der grellweißen Lhari-Sonne, die die Kristalltürme aufblitzen ließ, bevor er in ein geschlossenes Gefährt verfrachtet wurde.
    Es schoß mit ihm davon zu einem Gebäude, dessen Außenmauern er nicht zu Gesicht bekam. Dort beförderte ihn ein Privataufzug hinauf zu einer Zimmerflucht, die von der Ausstattung her genauso gut zu einem Luxushotel gepaßt hätte wie auch zu einem Gefängnis oder zu einer Irrenanstalt. Die Wände waren durchsichtig, die Möbel in eigenartigen Farbtönen gehalten und so dick gepolstert, daß weder ein Angreifer noch ein Selbstmordkandidat Gelegenheit gehabt hätte, sich oder andere zu verletzen. Er bekam oft genug zu essen – seltsame, fremdartige Gerichte, die ihn aber nicht lange genug beschäftigten, um sich zwischen den Mahlzeiten nicht zu langweilen oder in Grübeleien zu versinken. Zwei riesige Lhari-Posten kamen in stündlichen Abständen herein, um nach ihm zu sehen, doch entweder waren sie taubstumm, oder sie verstanden seinen Lhari-Dialekt nicht, oder sie hatten Anweisung erhalten, nicht mit ihm zu sprechen und nicht auf seine Fragen zu antworten. Es war der frustrierendste Teil seiner ganzen Reise. Nach einem Zeitraum von etwa vier Tagen verfiel er in panischen Schrecken. Ob sie wohl die Absicht hatten, ihn hier für den Rest seines Lebens in obskurer Abgeschiedenheit gefangenzuhalten? Vielleicht hatte Vorongil das damit gemeint, als er versicherte: Dir wird nichts geschehen.
    Doch plötzlich war es zu Ende. Ein Lhari, begleitet von einem mentorianischen Dolmetscher, der nicht nur die Raumsprache beherrschte, sondern auch Barts Muttersprache, holte ihn ab und brachte ihn über ein Gewirr von Aufzügen und Treppen in einen ruhigen, schmucklosen Raum, in dem sich vier Lhari aufhielten. Sie boten ihm einen bequemen Sessel an, und der mentorianische Dolmetscher begann in sanftem, entschuldigendem Ton.
    »Bart Steele, mir wurde aufgetragen, Ihnen zu sagen, daß Ihnen keinerlei körperlicher Schaden zugefügt werden wird. Es wäre für Sie und Ihr Seelenleben am einfachsten, wenn Sie mit uns zusammenarbeiteten. Ich bin angewiesen worden, Sie darauf aufmerksam zu machen, daß Widerstand absolut zwecklos ist; sollten Sie versuchen, Widerstand zu leisten, so wären wir gezwungen, auf Höflichkeit zu verzichten und statt dessen Zwang auszuüben.«
    Bart saß ihnen gegenüber; die Demütigung ließ ihn innerlich erschauern. Ihm schoß der Gedanke an Widerstand durch den Kopf. Vielleicht sollte er sie kämpfen lassen um das, was sie von ihm wollten! Sie bekämen es ja sowieso, aber er mußte weiß Gott nicht untertänig hier sitzen und es ihnen auf einem Tablett präsentieren, oder? Sie würden dann wenigstens erkennen, daß man Menschen nicht mit Mentorianern in einen Topf werfen konnte, daß sie sich nicht einfach gleichmütig und ohne ein Wort des Protestes einer Gehirnwäsche unterziehen ließen. Er wollte aufspringen, aber noch bevor er seine Muskeln richtig angespannt hatte, hatten ihn seine Bewacher mit raschen und kraftvollen Bewegungen im Griff. Er ließ den Kopf sinken. Sein gesunder Menschenverstand triumphierte über seine Vorstellung von Tapferkeit. Er war allein, unzählige Millionen von Lichtjahren von seinem eigenen Volk entfernt und völlig auf sich gestellt. Widerstand hatte keinerlei Bedeutung, Unterwerfung ebenfalls

Weitere Kostenlose Bücher