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Die Farben des Alls

Die Farben des Alls

Titel: Die Farben des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Schlummer.
    Als er wieder erwachte, fühlte er sich wohler. Rugels Leiche war von der gegenüberliegenden Koje verschwunden, und Meta, die Mentorianerin, hielt still Wache vor dem Schränkchen zwischen den Kojen. Er wollte sich umdrehen und zuckte zusammen, als Schmerz seinen Arm durchfuhr.
    »Ja, Sie bekommen eine letzte Transfusion«, meinte sie. »Blutplasma, diesmal. Es stammt von Lhari-Spendern, aber nachdem Sie so gut informiert sind, wissen Sie sicher auch, daß es Ihnen nicht schadet.« Sie kam zu ihm herüber, um die Nadeln in seinem Arm zu kontrollieren, und Bart hielt ihre Hand mit seiner freien fest. »Meta – weiß es sonst noch jemand?«
    Kopfschüttelnd und mit sorgenvollem Lächeln sah sie auf ihn herab. »Nein«, sagte sie. »Vor ein paar Stunden hatte ich dienstfrei, ich wartete auf die Kaltschlaf-Phase – wir stehen vor dem großen Sprung –, als Vorongil in mein Quartier kam. Ich bin fast umgefallen vor Überraschung, weil wir Mentorianer den Captain fast nie zu Gesicht bekommen. Er fragte mich ganz ehrlich, ob ich ein Geheimnis für mich behalten könne, und dann erzählte er mir von Ihnen. O, Bart!« Es war ein Aufschrei. Ihre kleine weiche Hand schloß sich zitternd um seine. »Ich hatte solche Angst um Sie! Ich konnte mir die Folgen Ihrer Entdeckung nicht ausmalen. Ich war mir zwar sicher, daß man Sie nicht töten würde, aber ich hatte trotzdem große Angst – «
    Und doch hatten sie David Briscoe umgebracht, dachte Bart, und noch zwei seiner Freunde zur Strecke gebracht. Das war der einzige Punkt, den er mit seinen eigenen Erfahrungen in bezug auf die Lhari nicht in Einklang bringen konnte. Es paßte einfach nicht ins Bild. Irgendwie war es noch verständlich, daß sie Edmund Briscoe in ihrem Robo-Taxi abgeschossen hatten; es hatte sich um einen Fall reiner Selbstverteidigung gehandelt, und dieses Wissen hatte sein Entsetzen etwas gemindert. Der Tod des jungen Briscoe und all derer, mit denen er Kontakt gehabt hatte, konnte jedoch nicht auf so einfache Weise wegdiskutiert werden.
    »Sie scheinen sich überaus sicher zu sein, daß man mich nicht umgebracht hätte, Meta«, bemerkte er und schloß sacht sein Hand um die ihre.
    »So etwas tun sie nicht«, bestätigte sie, »aber sie können Sie – alles vergessen lassen…«
    Bart fröstelte; er ließ ihre Hand los und starrte düsteren Blicks gegen die Wand. Er kam zu der Überzeugung, daß ihn vermutlich genau dieses Schicksal erwartete. Als er sich an den tragischen Tonfall von Raynor Drei erinnerte, als er zu ihm gesagt hatte, ich werde Sie nicht wiedererkennen, knirschte er mit den Zähnen und fühlte, wie es in seinem Gesicht zuckte. Meta, die es beobachtete, interpretierte es falsch.
    »Tut Ihr Arm weh? Ich werde die Nadel in wenigen Minuten entfernen.«
    Nachdem sie seinen Arm davon befreit hatte und der Tropfer wieder weggepackt war, trat sie an seine Seite. »Bart, wie ist es passiert? Wie hat man Sie entdeckt?«
    Plötzlich war sein Kontakt zu einem Menschen übermächtig; er fand es unerträglich, sein Geheimnis noch länger für sich zu behalten. Es bereitete den Lhari keinerlei Schwierigkeiten, sich Kenntnis von diesem Geheimnis zu verschaffen, falls sie darauf Wert legten, denn er befand sich in ihrer Macht. Darauf kam es jetzt nicht mehr an. »Nun, am besten erzähle ich der Reihe nach. Bitte setzen Sie sich zu mir; und dann würde ich mich gern in der Raumsprache unterhalten. Ich habe so lange Lhari gesprochen, daß ich meine eigene Sprache beinahe vergessen habe. Ich sagte Ihnen bereits, daß ich Bari Steele heiße. Die ganze Sache begann, als ich mich drei Tage nach Abschluß meines Studiums an der Raumfahrt-Akademie der Erde auf dem Weg zum Lhari-Raumhafen befand, um meinen Vater abzuholen…«
    Seine Geschichte war lang. Als er geendet hatte, trug Metas weiches, katzenhaftes Gesicht einen mitfühlenden Ausdruck.
    »Ich bin froh, daß Sie das getan haben«, flüsterte sie. »Ein Mentorianer hätte sich genauso verhalten. Ich weiß, daß uns die anderen Rassen als Lhari-Sklaven bezeichnen, aber das stimmt nicht. Wir zeigten den Lhari auf unsere eigene Art, daß sie uns vertrauen können. Die anderen Rassen halten sich von ihnen fern, sie beschimpfen sie, weil sie Angst davor haben, sie mit Waffen zu bekämpfen, und führen auf diese Weise ihren Krieg! Ist Ihnen schon jemals aufgefallen, daß sämtliche Rassen auf allen Planeten von sich behaupten, wir sind genauso gut wie die Lhari, daß aber nur die Mentorianer bereit

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