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Die Farben des Alls

Die Farben des Alls

Titel: Die Farben des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Ihr Vater hat mich zu Ihrem Vormund bestellt. Als ich Sie der Obhut von Raynor Drei überließ, geschah das auf meine Verantwortung, und somit bin ich auch für Ihre Verteidigung zuständig.«
    »Ich brauche aber keine Verteidigung«, sagte Bart leise. »Ich werde die Wahrheit für sich sprechen lassen.« Er und Raynor Drei nickten sich im völligen Einverständnis zu.
    Raynor Eins hob hilflos die Hände. »Ihr seid beide verrückt«, meinte er. »Ich gebe es auf!«
    Bart begab sich hinüber zu Raynor Eins, der mit verschlossenem Gesicht dastand, und grinste ihn an. »Sehen Sie«, meinte er in ruhigem Ton, während er Ringg über Raynors Schulter zulächelte, »wenn ich in der Lage bin, aus eigener Kraft zwei Galaxien zu durchqueren, dann wird Sie sicherlich niemand für meine Handlungen zur Rechenschaft ziehen. Vielleicht haben Sie mehr Voraussicht und mehr gesunden Menschenverstand als ich. Aber es wird Ihnen keiner übelnehmen, wenn ich mich nicht an der Hand führen lasse.«
    »Sie werden mich schon nötig haben, wenn Sie zusammen mit Drei auf den Kerkerplaneten verbannt werden!« wandte Raynor Eins mit saurer Miene ein. »Es muß sich jemand um Ihre Geschäfte kümmern.«
    »Na gut, sie sind ja in den besten Händen«, erklärte Bart. Raynor Eins schüttelte aufseufzend den Kopf. »Wenn es bekannt wird, bin ich wieder eine Sorge los«, sagte er. »Vor ein paar Monaten ist hier nämlich so ein Irrer vor der Capella aufgetaucht, der mich quasi des Mordes an Ihnen bezichtigte! Kennen Sie einen gewissen Tom Kendron? Er hat sich hier herumgetrieben – «
    Tom!
    Bart unterbrach ihn mitten im Satz mit der Frage nach Toms Adresse – und nach einem Flug mit dem Lufttaxi waren sie alle eine Stunde später in Raynor Dreis Landhaus versammelt.
    Bis tief in die Nacht dauerten die überaus lebhaften Gespräche und Diskussionen. Tom und die beiden Raynors erkundigten sich nach der kleinsten Einzelheit von Barts Abenteuer. Bart selbst versuchte in der fröhlichen Runde zu vergessen, daß vielleicht schon der nächste Tag Verurteilung und Gefangenschaft für ihn bereithielt, und daß er, eventuell auf lange Sicht, noch nicht das Vermächtnis seines Vaters übernehmen konnte: die Geschäftsführung der Firma WEGAPLANET und der Acht-Farben-Gesellschaft. Der Hohe Rat hatte ihm gestattet, soviel er wollte über seine Reise zu berichten; und als er die Worte wiederholte: »Möge Ihre Erinnerung an diese Reise zur Verbesserung der Beziehungen zwischen Lhari und anderen Rassen beitragen«, beugte sich Tom vor und ergriff mit festem Druck seine Hände.
    »Das klingt, als wären es ganz patente Leute«, bemerkte Tom mit einem Blick auf Ringg.
    »Wenn mir jemand vor einem Jahr prophezeit hätte, daß ich mit einem Lhari-Astronauten und einer Gruppe von Mentorianern zusammensitzen würde, hätte ich ihn ausgelacht!« meinte er.
    »Und ich auch, wenn man mir erzählt hätte, ich würde mich in das Haus eines Menschen begeben«, erwiderte Ringg. »Aber Barts Freunde sind auch meine Freunde.« Er betastete die flache, beinahe unsichtbare Narbe auf seiner Stirn und sagte leise: »Ohne Bart hätte ich aber kaum mehr jemanden als Freund begrüßen können – weder Lhari noch Mentorianer.«
    Und Tom schloß triumphierend: »Selbst wenn du das Geheimnis der achten Farbe nicht gelüftet hast, Bart, so hast du doch zumindest einen Teil der Ziele erreicht, für die dein Vater gestorben ist – «
    Während er sprach, kam Bart mit einem Schlag die Erleuchtung. In Gedanken befand er sich noch einmal in der Höhle unter der grünen Sonne, in Gegenwart des blutenden und bewußtlosen Ringg, im Licht der Lhari-Handlampe, deren Strahlenkegel sich über den Wasserfall farbigen Mineralgesteins ergoß. Und ein Kristall war darunter, dessen Farbe er nicht bestimmen konnte… war er „rot, violett, blau, grün, orange…? oder war es irgendeine sonderbare Farbe unter grellem Licht… eine Farbe, die er noch nie zuvor je gesehen hatte, außer in der gleißenden Hülle eines landenden Lhari-Raumschiffs, auf einem unbekannten Stern, der ein unbekanntes Element berherbergte, und in der Färbung des geheimnisvollen Lhari-Treibstiffs…
    »Sag das noch einmal«, forderte er abrupt.
    »Du hast einen Teil der Ziele erreicht, die dein Vater – «
    »Nein. Das von dem Geheimnis der achten Farbe. Raynor, ich bin ein Vollidiot!« Er sprang auf; seine Hände zitterten buchstäblich vor Erregung. »Nein, stellen Sie mir keine Fragen. Ich könnte mich immer noch irren.

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