Die Farm am Eukalyptushain
und auffällige Ohrringe funkelten in der Sonne, die durch das Fenster hereinschien. Sie nannte sie ihre »Requisiten« und fühlte sich ohne sie nackt. Gesicht und Hände waren sonnengebräunt von der Arbeit im Garten, und obwohl man ihr die Müdigkeit ansah, besaß sie immer noch die Energie einer viel jüngeren Frau.
»Du richtest dich noch zugrunde mit deinem dauernden Hin und Her«, sagte sie. »Hast du nie genug davon?«
Gerade du musst so reden, dachte Catriona: Was tust du denn tagaus, tagein? »Ich gehe ungern von hier weg«, gestand sie. »Aber ich kann mir nicht vorstellen, lange am selben Ort zu bleiben.« Sie lächelte. »Ich bin für dieses Leben geboren. Es liegt mir im Blut.«
Poppy nagte an der Unterlippe. »Ist aber ein anderes Leben als damals«, wandte sie ein. »Die Oper ist so vornehm. Wie passt ein Mädchen wie du da rein?«
Catriona lächelte. In ein paar Wochen würde sie achtundvierzig werden – kaum noch das, was man ein Mädchen nennen konnte. »Anfangs war es schwer«, gab sie zu. »Manche Mädchen an der Akademie haben über meine Ausdrucksweise gelacht und sich über meine Kleider lustig gemacht und darüber, dass Mam als Kellnerin arbeitete. Doch ich musste mir nur wieder in Erinnerung rufen, warum ich dort war und wohin es mich führen würde. Ich habe mich auf das konzentriert, was ich war, und auf die Opfer, die es gekostet hatte, um mich so weit zu bringen. Ich habe fleißig für meine Sprecherziehung gearbeitet und alles in mich aufgesogen, was die Schule mir beibringen konnte.« Sie lachte. »Ich habe schon sehr früh begriffen, dass eine Sopranistin nicht mit den flachen Vokalen einer Outback-Göre singen darf.«
»Aber verändert hat es dich nicht«, brummte Poppy. »Du hast immer noch dieses goldige Wesen – unschuldig beinahe, wennich’s nicht besser wüsste.« Sie zwinkerte. »Ich wette, die anderen Mädchen von der Akademie spucken Gift und Galle, weil du so erfolgreich bist.«
Catriona betrachtete ihre manikürten Nägel und die funkelnden Ringe an ihren Fingern. »Im Laufe der Jahre habe ich mit den meisten in dieser oder jener Inszenierung zusammengearbeitet. Nicht alle sind bei diesem Beruf geblieben; sie haben geheiratet und Kinder bekommen und konnten nicht mehr reisen. Aber im Großen und Ganzen waren sie eine ganz anständige Bande, als sie nicht mehr unter dem Einfluss von Emily Harris standen.«
»Ich erinnere mich, dass du mal von ihr erzählt hast.« Poppy fing an, den Tisch abzuräumen. »Eine ziemlich blöde Kuh, nach allem, was ich gehört hab. Was ist aus ihr geworden?«
Catriona lächelte. »Sie hat diesen Bruch zwischen Brust- und Kopfstimme nie ausbügeln können. Nach dem, was ich zuletzt gehört habe, ist sie die Soubrette in einem Amateur-Ensemble, das ihr Vater gegründet und finanziert hat.« Sie schwieg kurz und fragte dann: »Wie kommst du zurecht, Poppy? Fragen die Kinder immer noch nach Ellen?«
Poppy verzog das Gesicht. »Mir geht’s prima, den Kindern geht’s prima. Sie fragen nicht mehr nach ihr, und warum sollten sie auch? Sie hat seit Jahren weder geschrieben noch angerufen, und Rosa kann sich sowieso nicht an sie erinnern.« Finster verschränkte sie die Arme. »Ohne sie sind die beiden besser dran.«
Hufgetrappel unterbrach ihre Unterhaltung. Catriona schob ihren Stuhl zurück und lief zur Tür. Connor und Rosa kamen auf ihren Ponys von der Schule zurück. Rosa sprang von ihrem zottigen kleinen Tier und hätte Catriona beinahe umgeworfen, so ungestüm fiel sie ihr um den Hals. Connor hielt sich wie immer schüchtern zurück und betrachtete sie mit seinen haselnussbraunen Augen.
Catriona lachte, als Rosa sie ins Haus zerrte. Die Kleine wusste, dass sie ihr Geschenke mitgebracht hatte. Sie hatte dunkles Haarund dunkle Augen, und ihr schelmisches Lächeln war unwiderstehlich. Catriona sah sich nach Connor um und lächelte ihm aufmunternd zu. »Für dich habe ich auch etwas mitgebracht.«
Mit aufgeregtem Quieken riss Rosa das Papier von ihrem Päckchen herunter. Der schlaksige Junge blieb unbewegt stehen und beobachtete sie. Catriona betrachtete ihn nachdenklich. Er war in den letzten Monaten hochgeschossen und wirkte sehr mager, aber er schien ganz gesund zu sein, und schon jetzt sah man, dass er starke Arme und Hände hatte. Aus dem Zwölfjährigen würde einmal ein gut aussehender Mann werden. Wenn er nur nicht so scheu wäre!, dachte sie betrübt, als sie ihm das große Paket überreichte. Dieser Dreckskerl von einem Vater
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