Die Farm am Eukalyptushain
der Männer hinter Fred. »Das hier war ’ne nette kleine Stadt, bevor du gekommen bist.«
Schwankend trat Cleary den Männern entgegen, die durch die doppelte Schwingtür hereindrängten. »Ich nehm’s mit jedem Einzelnen von euch Arschlöchern auf«, brüllte er. Speichel flog vonseinen Lippen. Er hob die Fäuste, und sie sahen die wundgeschlagenen Knöchel.
»Wird auch Zeit, dass du dich mit jemandem prügelst, der so groß ist wie du, du verdammtes Schwein«, schrie einer der Treiber, und auf seine wütenden Worte folgte ein machtvoller rechter Haken.
Cleary taumelte und wäre zu Boden gegangen, wenn der Wirt ihn nicht am Tresen festgehalten hätte. Die anderen umringten ihn, packten ihn und schleiften ihn auf die Straße hinaus. Faustschläge prasselten auf ihn ein. Er fiel auf die Knie und flehte sie an aufzuhören. Ein Stiefel traf ihn an den Rippen, ein zweiter Tritt schleuderte ihn mit dem Gesicht in den Dreck.
Er kreischte, sie sollten ihn in Ruhe lassen. Der Ring der Männer weitete sich, und schweigend sahen sie zu, wie er auf dem Boden herumkroch und jammerte, sie sollten ihm nicht mehr wehtun. Sein Gesicht war grün und blau, ein Auge zugeschwollen. Rotz und Tränen liefen über sein Gesicht, und sein Mund war schlaff vor Angst.
Fred riss ihn auf die Beine. »Verschwinde aus der Stadt!«, befahl er dem verdatterten Cleary. »Wenn wir dein Gesicht hier noch mal sehen, kriegst du eine Tracht Prügel, die du nie mehr vergessen wirst.« Er stieß Cleary zu seinem Geländewagen. »Und rührst du das Kind noch mal an, züchtige ich dich persönlich mit der Bullenpeitsche.«
Bei Ellen hatten die Wehen eingesetzt. Connor war nach nebenan ins Bett geschickt worden. Seine Granny hatte besorgt ausgesehen, und zum ersten Mal im Leben war sie schroff zu ihm gewesen. Jetzt lag er da und lauschte den furchtbaren Lauten, die seine Mum von sich gab. Irgendetwas tat ihr weh, aber was konnte das sein? Dad war nicht wiedergekommen.
Er hörte einen seltsamen Schrei – es klang zornig –, aber es war nicht seine Mutter. Eine Ewigkeit schien zu vergehen, und dannkam Granny herein. Sie lächelte. »Komm, Küken«, sagte sie leise. »Komm und sag deiner kleinen Schwester guten Tag.«
Connor ging zu seiner Mutter hinüber und betrachtete das Bündel in ihren Armen. »Das ist Rosa«, sagte sie mit matter Stimme.
Rosa war ein winziges Ding mit dichtem schwarzem Haar und einer kräftigen Stimme. Ihr Gesicht war ganz zerknautscht, und sie fuchtelte mit den kleinen Fäusten und strampelte mit den Füßen, als sei sie wütend. Connor sah sie staunend an und verliebte sich auf der Stelle in sie. Er hatte keine Ahnung, woher sie kam oder warum sie da war, aber von diesem Augenblick an wusste er, dass es noch jemanden gab, den er vor seinem Dad beschützen musste.
Er beobachtete, wie Granny die Kleine behutsam in das Holzbettchen legte, in dem er früher geschlafen hatte, und dann kletterte er zu seiner Mutter ins Bett. Er achtete darauf, dass er ihr nicht wehtat, als er ihr zerschundenes Gesicht küsste. Sie sah sehr müde aus, aber sie lächelte und streichelte ihm über das Haar, und sie hielt ihn eine Zeit lang in den Armen, bis sie schließlich einschlief.
Die friedliche Stille zerbarst, als die Tür gegen die Schlafzimmerwand flog.
Connor fuhr aus dem Schlaf hoch und verkroch sich aus alter Gewohnheit unter dem Bett. Seine Mum fing an zu schreien, und Rosa stimmte ein. Michael Cleary bot einen furchtbaren Anblick. Er war blutüberströmt, und ein Auge war blau und geschwollen. Er war betrunken und böse.
Connor krümmte sich zusammen, als sich sein Vater dem Bett näherte. Mum hatte aufgehört zu schreien und versuchte voller Panik, Dad zu beruhigen. Gran zerrte an ihm und wollte ihn aus dem Zimmer schaffen. Und die ganze Zeit schrie Rosa – ein schriller, scheinbar endloser Schrei, der Connor in den Ohren gellte. Wenn er sie doch nur zum Schweigen bringen könnte,denn sicher würde sein Dad ihr wehtun, wenn sie nicht damit aufhörte.
Michael Cleary stand schwankend vor dem Bett, und seine Stimme übertönte den Lärm. »Stopf dem Balg das Maul, bevor ich es totschlage!«, brüllte er.
Gran huschte heran und riss Rosa an sich. Connor verkroch sich tiefer unter dem Bett, und Mum fing an zu schluchzen.
Connor hielt den Atem an. Die Anspannung im Zimmer war so stark, dass ihm der Kopf davon wehtat. Wenn Mum doch nur aufhören wollte zu weinen, dachte er verzweifelt. Dad konnte es nicht ausstehen, wenn sie
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