Die Farm am Eukalyptushain
hatte eine Menge auf dem Gewissen – und Ellen ebenso.
Connors Gesicht leuchtete auf, als er den Sattel sah. Er war in Spanien handgefertigt, und der Knauf war mit Silber verziert. Es war ein kostspieliges Geschenk, aber Catriona wusste nicht, was sie ihm sonst hätte mitbringen sollen – Geschenke für Jungen waren nicht leicht zu finden.
»Vielen, vielen Dank«, flüsterte er mit leuchtenden Augen. »Darf ich ihn gleich ausprobieren?«
Catriona nickte. »Aber natürlich.«
Rosa hob Kleider und Puppen aus dem Karton und krähte vor Entzücken. »Sieh doch, Granny! Sie hat echte Haare und Wimpern und sogar ein Unterhöschen.«
Catriona ging lachend hinaus auf die Veranda, um Connor zuzusehen. Er wurde allmählich zu groß für das Pony, erkannte sie, als er in seinen neuen Sattel stieg. Er konnte die Steigbügel nicht mehr benutzen; seine Beine baumelten neben dem dicken Bauch des Ponys. Sie würde ein Wort mit Fred reden, damit Connor ein neues Pferd bekäme.
Connor drehte sich um und lächelte – ein zurückhaltendes Lächeln voll tiefer Zuneigung, das ihr das Herz zusammenpresste. Sie liebte diese Kinder, und sie wünschte, sie wären ihre eigenen.Sie zog sich die Strickjacke fester um die Schultern und verschränkte die Arme. Allmählich wurde sie sentimental – sie musste sich damit abfinden, dass es Poppys Kinder waren, und durfte sie nicht so sehr verwöhnen.
Poppy brühte frischen Tee auf, und während die Kinder mit ihren Geschenken beschäftigt waren, erzählte sie Catriona, wie gut Rosa in der Schule vorankam. »Sie hat Verstand, das steht mal fest«, sagte sie. »Weiß der Himmel, woher sie den hat.« Mit stolzem Blick fuhr sie fort. »Sie bringt immer nur die allerbesten Noten nach Hause. Ihre Lehrerin meint, sie ist eine der gescheitesten Schülerinnen, die sie seit langem hatte.«
»Und Connor?«
Poppy zuckte die Achseln. »Er ist kein Genie, aber das heißt nicht, dass er nicht clever ist«, sagte sie, als wolle sie ihn verteidigen. »Er ist geschickt mit seinen Händen, und er denkt alles gründlich durch, bis er es richtig hinkriegt.« Ihre knotigen Finger hielten die Tasse, und sie nahm einen Schluck Tee. »Er redet schon davon, die Schule zu verlassen. Ich glaube, er möchte Zureiter werden.«
»Aber das ist eine gefährliche Arbeit, und er ist noch viel zu jung dafür«, wandte Catriona ein. »Du musst ihn überreden, auf der Schule zu bleiben. Es ist wichtig, dass er eine ordentliche Bildung bekommt.«
»Versuch du mal, ihm das zu sagen«, antwortete Poppy. »Der Junge hat nur eins im Kopf, und das sind Pferde.« Sie schwieg lange, und dann sprach sie seufzend weiter. »Man kann’s ihm nicht verdenken, Kitty. Connor weiß, ein Pferd wird ihn niemals im Stich lassen. Pferde sind nicht wie Menschen.«
Auf dem Rückflug nach Sydney hatte Catriona über vieles nachzudenken.
Harold Bradley starb im Schlaf, kurz nach seinem fünfundsiebzigsten Geburtstag, und wurde auf dem kleinen Friedhof in denAtherton Tablelands neben seiner Frau zur letzten Ruhe gebettet. Sein Sohn Charles musste den Haushalt auflösen und die wenigen Wertgegenstände zwischen sich und seinen Schwestern aufteilen. Das Haus würde er verkaufen müssen, denn Charles war befördert worden und sollte nach Sydney umziehen, wo er als Chief Inspector eine kriminalpolizeiliche Abteilung leiten würde.
Er ging durch die fast leeren Zimmer und dachte an die vielen Stunden, die er hier mit seinem Vater verbracht hatte. Sie hatten ein gutes Verhältnis gehabt, und er hoffte, sein Sohn Tom werde eines Tages genauso über seinen eigenen Vater denken. Der Junge schoss in die Höhe wie Unkraut; in ein paar Wochen wurde er dreizehn und würde mit der High School anfangen.
Lächelnd setzte Charles sich in den alten Schaukelstuhl, den sein Vater vor langer Zeit auf die Veranda gestellt hatte. Das war Dads Lieblingsplatz gewesen, und als der Stuhl die Bodendielen ächzen ließ, verstand er genau, warum. Er schaute über die Baumwipfel hinweg ins Tal und wusste, dass er den Frieden und die Schönheit des tropischen Nordens vermissen würde, auch wenn er sich auf Sydney freute. Das hier war Gottes eigenes Land, die Gegend, die er sein Leben lang gekannt hatte, die Heimat, in die er nach dem Krieg zurückgekehrt war. Hier hatte er sein Leben wieder ins Lot gebracht, hatte geheiratet und seinen Sohn bekommen. Das Lärmen und Treiben in Sydney würden wie eine fremde Welt für ihn sein.
Charles blieb sitzen, bis die Sonne unterging
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