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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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neben seinem Ohr, aber es war niemand da, die Stallgasse rauf und runter sah er nichts als verstreutes Stroh.
    Hörst du?, flüsterte eine unsichtbare Gestalt ihm zu. Merk es dir. William Davenport.
    Seit Benny denken konnte, waren seine Tagträume recht lebendig, und er hatte schon ein paarmal nur mühsam abschütteln können, was er sich selbst ausgedacht hatte. In letzter Zeit jedoch war es eher anders herum – vor den Einflüsterungen und Störungen der Wirklichkeit zerstob, was er sich mühsam zusammenfantasiert hatte. Und noch nie war ein solcher Tagtraum ungebeten …
    Konzentrier dich!, zischte die Stimme. William Davenport! Wiederhol das!
    Benny schaute sich um. Nach wie vor niemand zu sehen. War das ein blöder Streich? Er dachte an Miles Cooper und seinen Haufen Idioten. Saßen die etwa irgend…
    Devnpott, zischte eine andere Stimme, dürr und trocken wie ein kleines Ästchen. Willim Devnpott. Ein Kichern.
    Schau her. Wieder die andere Stimme. Das W sieht aus wie … hm. Wie zwei nach oben offene Dreiecke. Merk dir das hier. Und das D… na ja. Hier siehst du es. Merk dir einfach, wie die Buchstaben aussehen. Kannst du das?
    Klar!, zischte die andere Stimme. Klar, ja ja! Kann ich! Merken! Buchstaben! Willim Devnpott. Ja ja!
    Benny stand wie erstarrt. Für den Fall, dass ihn jemand beobachtete, runzelte er skeptisch die Stirn, aber in Wirklichkeit breitete sich am ganzen Leib kitzelnd Gänsehaut aus.
    Gut, antwortete die andere Stimme. Dann wirst du …
    Schlagartig brach sie mitten im Satz ab. Zugleich war der Wind fort. Auf einmal war es totenstill – beziehungsweise kam es ihm einen Augenblick lang so vor, bis ihm das gleichmäßige Kauen aus einigen Boxen wieder ins Bewusstsein drang, das kaum hörbare zufriedene Schnauben dann und wann, die leisen Tritte von Pferdehufen auf Stroh, wenn die Tiere das Gewicht verlagerten oder sich umdrehten.
    Atemlos lauschte Benny, aber es rührte sich nichts mehr. Keine Stimme, kein Wind, kein Nichts. Nur er und die leere Stallgasse, in der Neonlicht auf verstreuten blonden Strohhalmen schimmerte.
    Am anderen Ende der Stallgasse öffnete sich die Tür zu dem kleinen Raum, aus dem sie die Schubkarren geholt hatten. Heraus kam ein Junge, der Benny merkwürdig bekannt vorkam – bei so vielen neuen Gesichtern dauerte es einen Herzschlag lang, bis er ihn erkannte: Es war Coopers Pate. Der Name fiel ihm nicht ein.
    So reglos stand Benny, dass Coopers Pate ihn zuerst nicht sah. Er huschte die Stallgasse hinunter – und prallte zurück, als er zwei Meter vor Benny aufschaute. Sie starrten einander an.
    »Äh – hi«, sagte Benny irgendwann.
    Der andere starrte ihn weiterhin nur an. Seine Augen waren weit aufgerissen. Einen Augenblick lang glaubte Benny, im Gesicht seines Gegenübers stünde nackte Angst. Aber dann fasste er sich, und Benny war nicht mehr sicher.
    »Ach, Reutter. Seid ihr nicht längst fertig mit dem Stalldienst?«
    »Na ja«, erwiderte Benny und warf einen Blick auf das herumliegende Stroh.
    »Na ja. Dann mal … tapfer voran. Ist ja nicht mehr viel.«
    Benny nickte.
    Mit knappem Nicken drückte sich Coopers Pate an ihm vorbei und verschwand, sobald er den Lichtkegel der Stallbeleuchtung hinter sich gelassen hatte, in der Finsternis.
    Dümmlich starrte Benny ihm hinterher. Was zum Teufel war das denn gewesen? Er schaute zur Tür hinüber, aus der Coopers Pate gekommen war. Als er sich in Bewegung setzen wollte, zögerte er zu seiner eigenen Überraschung, als hätte sein Körper einen eigenen Willen und eine durchaus andere Meinung als er selbst. Er musste sich regelrecht zwingen, durch die Stallgasse zu gehen und nach der Tür zu greifen. Sie stand noch halb offen, dahinter war Licht. Benny zog die Tür auf und schaute in den kleinen Raum. Mistgabeln hingen an Haken in den Wänden, Coopers Schubkarre war fein säuberlich in einer Ecke geparkt, auf hölzernen Böcken ruhten einige wie poliert glänzende Sättel. Niemand zu sehen. Und außer dieser Tür gab es keinen anderen Ausgang.
    »Hallo?«, hörte sich Benny flüstern und fühlte sich sofort reichlich blöde, zumal natürlich niemand antwortete. Eine Weile stand er abwartend da, aber es geschah nichts. Endlich riss er sich zusammen und griff nach einem der Besen, ohne der leeren Kammer den Rücken zuzuwenden. Als hätte er Angst, dass irgendetwas ihn anspringen würde, sobald er das tat.
    Es passierte nichts Außergewöhnliches mehr, während er fegte, zusammenräumte, erfolglos nach dem

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